Es waren schnelle 24 Stunden für die Imoca-Flotte in The Ocean Race. 11th Hour Racing kam auf rasante 543 sm in 24 Stunden, Team Malizia lag nur knapp darunter. Die Teams tauchten nach Süden in Richtung der Eisgrenze in die Roaring 40s ein, die Temperatur fiel um mehr als 10 Grad.
14 Tage nach dem Start in Mindelo auf den Kapverden haben die deutschen Teams die Rollen getauscht. Team Malizia hat Guyot Environnement – Team Europe abgelöst, die bis vor drei Tagen das Feld anführten. Auf dem dritten Platz: Holcim PRB von Kevin Escoffier, mit Sanni Beucke, die ihr erstes Ocean-Race-Leg segelt. „Es ist sehr nass, sehr grau, aber wir sind sehr, sehr schnell“, sagte sie an Bord der Holcim-PRB. „Wir versuchen, mit den anderen Booten mitzuhalten. Sie machen viel Druck.“

Malizia hatte im zweiten Leg nach Kapstadt früh auf die Westroute gesetzt und lag lange auf dem letzten Platz. Das breite Hoch konnten sie westlich umfahren und holten vor zwei Tagen den Rückstand vollständig auf. Seit Montagmittag führt das Team der Malizia jetzt mit kurzen Unterbrechungen die Flotte an.
In den Foils verfangen
Mitstreiter Robert Stanjek vom Team Europe hatte nicht nur Pech mit der Position, sondern auch mit dem Spinnaker, der gerissen war, beim Bergen ins Wasser fiel und sich im Foil verfing. Die Crew musste das Boot abstoppen und verlor dabei Zeit. Aktuell liegt das Team 480 sm zurück. Christian Dumard, Wetterberater des Ocean Race, gibt ihnen noch Chancen. Der Wind werde aus Westen kommen, das sei gut für Guyot. Sie könnten dann ziemlich nah an die ersten Boote herankommen.

Will Harris, der Boris Herrmann wegen einer Verbrühung am Fuß als Skipper auf dieser Etappe vertritt, zeigte sich im gestrigen Pressegespräch an Bord der Malizia sehr zufrieden. Das Boot laufe hundertprozentig, so der 28-jährige Brite begeistert.
Das defekte Foil, dessenwegen die Crew die Malizia nicht voll ausfahren kann, habe man unter Kontrolle. Die Entscheidung von Nico Lunven, die Westroute zu nehmen, habe sich ausgezeichnet, sagt er zufrieden. Nun heiße es, keine Fehler mehr zu machen und fokussiert zu bleiben, sagte Harris den Journalisten auf der anderen Seite des Atlantiks.


Die Nacht zuvor hatte sich ein Fischernetz im Foil der Malizia verfangen. Die Crew musste das Boot in der Nacht bei 25 kn abstoppen, kein leichtes Unterfangen. Der agile Harris stieg auf das Foil und schnitt das Netz ab. Dann ging es mit 28 kn weiter durch die Nacht.
Den richtigen Moment zum Wenden finden
Jetzt geht es darum, hart nach Südosten zu segeln und bei starkem Wind so lange wie möglich Meilen zu machen. Das Rennen ist schnell, aber es macht das Leben an Bord nicht gerade einfacher. Jack Bouttell vom 11th Hour Racing Team fasst es so zusammen: „Man muss jeden Schritt genau planen und sich überlegen, an welchem Griff man sich festhalten will. Kochen, auf die Toilette gehen, sich umziehen – das ist alles sehr schwierig.“

Vor dem Ziel, das noch 1.200 sm entfernt liegt, wird das Hoch die Teams noch einmal ordentlich ausbremsen. Hier kann es wieder einen Neustart geben im zweiten Leg, meint Kevin Escoffier von Holcim PRB. Das Rennen kann sich noch mal drehen und wer weiter westlich liegt, kann den besseren Wind mitnehmen. Für die leichteren Boote wie Biotherm ist das ein großer Vorteil. Das Team Malizia liegt aktuell am weitesten westlich. In den nächsten 24 Stunden wird es weiterhin sehr spannend bleiben. Nichts ist sicher, und es wird ein enges Rennen vor Kapstadt werden.
Rangliste der zweiten Etappe am 8. Februar 2023 um 12:00 UTC
1. Team Malizia, Entfernung bis zum Ziel, 1201,3 Meilen
2. 11th Hour Racing Team, Abstand zur Spitze, 4,4 Meilen
3. Team Holcim-PRB, Abstand zur Spitze, 62,9 Meilen
4. Biotherm, Abstand zum Spitzenreiter, 222,7 Meilen
5. GUYOT environnement – Team Europe, Abstand zum Spitzenreiter, 492,8 Meilen
Die voraussichtliche Ankunft in Kapstadt ist Sonntag, der 12. Februar.
Die aktuellen Positionen auf dem Race Tracker.
Hier das offizielle Video vom 8.2. Wir empfehlen Minute 7, wo Will und Rosalin über die Geräuschkulisse sprechen.