Die tollen Nachrichten sind: Deutschland wird 2023 voraussichtlich mit zwei Imoca-Teams bei „The Ocean Race“ dabei sein, und das Rennen wird sich wieder auf deutschen Gewässern abspielen. Das hat vor Kiel Geschichte. 2002 gewann hier, in der Kieler Innenförde, die deutsche Rennyacht „Illbruck“ das erste und bisher einzige Mal in einem beeindruckenden Finale das Rennen. Die zweite Nachricht ist: Kiel wird 2023 Fly-By bei der Neuauflage der härtesten Weltumsegelung für Rennyacht-Crews.
Das ist geplant: Auf der sechsten Etappe des Ocean Race von Aarhus nach Den Haag passiert die Flotte der Imocas und VO65 die Kieler Förde an der neu gesetzten Wendemarke. Damit ist Deutschland als Austragungsort wieder ein bisschen dabei. Am 9. Juni 2023 werden die Boote der beiden Rennklassen in der Förde antreten – ein bisschen wie der Halleysche Komet, der schön und erhaben vorbeifliegt.
Wiederauflage eines großartigen Finales
„Wir haben seit dem großartigen Finale in Kiel 2002 den Kontakt zu den Organisatoren nie abreißen lassen“, kommentiert Ulf Kämpfer, Kiels Oberbürgermeister, den Beinahe-Besuch. „Nun sind wir wieder Teil dieser internationalen Regatta mit Zwischenstopps auf vier Kontinenten.“ Das Besondere ist, wo die Wendemarke liegt: tief in der Förde, in Citynähe. Das ist auch seglerisch anspruchsvoll.
„Wir bieten den Spitzenteams der Seglerwelt mit einer Wendemarke mitten im Herzen der Stadt eine Performance, die es in sich hat“, sagt Uwe Wanger, Geschäftsführer von Kiel Marketing, und damit schon von Berufs wegen begeistert für die Landeshauptstadt. Er findet, dass man Kiel kaum besser in Szene setzen könne – gegenüber dem Landeshaus, dort wo es schon ganz schön eng ist.
Am 15. Januar 2023 – Achtung, nicht 2022 – startet die 14. Ausgabe des Ocean Race im spanischen Alicante. Nach acht Zwischenstopps ist sechs Monate später Genua das Ziel. Ende Juni kommen die Teams dort an. Dort hat dieses Jahr beim Vorrennen, dem „Ocean Race Europe“, das Offshore Team Germany (OTG) um Skipper Robert Stanjek überraschend gewonnen. float hat darüber ausführlich berichtet.
Inititiave ging vom Offshore Team Germany aus
Die Initiative für das sogenannte Fly By in Kiel ging insbesondere von Jens Kuphal, dem Kampagnenmanager des Offshore Teams Germany, aus. Er hatte sich dafür stark gemacht, dass das Rennen auch wieder durch deutsche Gewässer führt. Seit dem Sommer stand er dazu mit seinem Team im engen Austausch mit der Rennleitung des Ocean Race – und mit Kiels Ulf Kämpfer.
Bereits vor fünf Jahren hatten sich die Kieler für die Teilnahme am Ocean Race eingesetzt. Doch beim letzten Mal hatte es nicht geklappt. Die Tatsache, dass nun voraussichtlich zwei deutsche Teams starten, hat die Entscheidung fürs Fly By möglich gemacht.
„Durch die Enge von Friedrichsort in die Kieler Förde zu segeln und den internationalen Offshore-Segelsport in dieser Kulisse zu präsentieren“, sagt Jens Kuphal stolz, „ist eine weitere große Motivation für uns, als deutsche Mannschaft beim Ocean Race dabei zu sein.“ Er erhoffe sich, so Kuphal gegenüber float, durch die Entscheidung einen Schub für die eigene deutsche Kampagne.
Skipper Robert Stanjek vom Offshore Team Germany sieht noch einen praktischen psychologischen Effekt: „Am Ende einer Weltumsegelung eine heimatliche Wendemarke zu umrunden, ist ein starkes Motiv – besser geht es nicht!“
Auch Boris Herrmann will mit seinem Team Malizia starten. Seine neue IMOCA ist dafür bereits im Bau. In der IMOCA-Klasse haben Stand heute 14 Teams gemeldet, bei den VO65 sind es acht. Die Anzahl kann durchaus noch variieren, denn die Finanzierung steht erst bei drei Teams: Bei 11th Hour Racing Team, dem Team Malizia und einem italienischen Team, das seine Identität noch bedeckt hält.
Budget als Hemmschuh
Das Budget ist zwar der größte Hemmschuh für die Teams, aber auch die Gefahrenlage und der Zeitplan drücken. Es ist für die Teams nicht einfach, das Ocean Race in den Rennkalender zu integrieren, der inzwischen stark von der Vendée Globe bestimmt wird.
Die Risiken sind mit einer fünfköpfigen Crew auf dem Südtörn höher als beim Einhandsegeln, denn man geht härter ran. Nimmt das Schiff beim Ocean Race Schaden, könnte das die Teilnahme des Skippers an der nächsten Vendée Globe gefährden. Und dieser Termin ist für viele Spitzenseglerinnen und -segler gesetzt.
Das 32.000 Seemeilen lange Ocean Race hat sich gegenüber den vorigen Jahren verschlankt. Die Etappe über China nach Neuseeland wird wegen der Zero-Covid-Strategie in beiden Ländern ersatzlos gestrichen. Mit 12.750 Seemeilen ist die Pazifik-Etappe die längste, die je bei einem Ocean Race (und dessen Vorgängern) gesegelt wurde.
Johan Salén, Mitbesitzer des Formats Ocean Race, sieht diese Streckenführung als Beitrag zur 50-Jahre-Feier der Regatta, die 1973 erstmals als Whitbread Round the World Race stattfand: ein „episches Leg“ zum Jubiläum.
„Die Gewinner dieser Ausgabe von The Ocean Race müssen ihr Können, ihre Beständigkeit unter allen möglichen Meeresbedingungen und ihre Widerstandsfähigkeit angesichts der unvermeidlichen Rückschläge unter Beweis stellen“, beschreibt es Renndirektor Phil Lawrence. „Das wird alles übertreffen, was sie bei anderen Segeltörns erlebt haben.“
1. Etappe: Alicante/Spanien – Kapverden
2. Etappe: Kapverden – Kapstadt/Südafrika
3. Etappe: Kapstadt/Südafrika – Itajai/Brasilien
4. Etappe: Itajai/Brasilien – Newport/USA
5. Etappe: Newport/USA – Aarhus/Dänemark
6. Etappe: Aarhus/Dänemark – Fly-By Kiel – Den Haag/Niederlande
7. Etappe: Den Haag/Niederlande – Genua/Italien
Registrierte Teams
Offshore Team Germany (GER)
11th Hour Racing Team (USA)
Spanish Team (ESP)
TR Racing (FRA)
Paul Meilhat (FRA)
Team Malizia (GER)
French Campaign (FRA)
Tigress Racing (GBR)
China Sports (CHN)
Asian Team
Mission for the Future (European)
Nuraxi Team (ITA)
SC Brasil Esporte Náutico
Italia Sailing Team (ITA)
VO65 Class
W Ocean Racing (NED)
NZ Ocean Racing 22 (NZL)
Ocean Racing GMBH (AUT)
Sailing Poland (POL)
Sailing Holland (SWE/NED)
Team Baltic (LIT)
Mirpuri Foundation Racing Team (POR)
Team Mexico (MEX)