Als es wirklich ernst war, da zeigte sie dem Vormann einen Vogel. „Nicht schon wieder“, sagte sie und saugte eifrig weiter Staub. Am Wochenende zuvor erst waren sie auf dem Wasser gewesen zum Großeinsatz – eine Übung. Jetzt hatte sie andere Pläne. Doch der Vormann ließ nicht locker. „Ein Notruf. Nun kommt in die Hufe!“ Da begriff sie. Rannte los. Zwei Minuten später stand sie an Deck des Rettungsboots „Jens Füerschipp“. Es wurde der härteste Einsatz in ihrer bisherigen Laufbahn.
Birgit Heinze ist Seenotretterin in der Station Gelting an der Flensburger Förde. Sie ist eine von 800 Freiwilligen, die das Rückgrat der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) bilden. Und die erste Frau in der Geschichte der 1865 gegründeten Gesellschaft, die je auf einer Vormannstagung war. Aber dazu später.
Üben, üben, üben. Das ist die Hauptbeschäftigung der Retter. So auch heute. Es ist ein klirrend kalter Wintertag. Die Förde ist leer. Keine Segler, keine Motorboote, keine Surfer. Trotzdem stehen Birgit Heinze, ihr Mann Thilo und Johnny Erichsen als Dritter pünktlich um zwölf am Steg und steigen auf das 8,50-Meter-Rettungsboot.

Der Motor ist vorgewärmt, das ist er immer. Ein Knopfdruck, und 220 PS grummeln. Birgit Heinze, eingemummelt in knallrote Arbeitskleidung, schiebt den Zopf durch die Lasche am Basecap, damit der Fahrtwind sie nicht wegreißt.
Einen Moment später prescht das Boot aus dem Hafen
Einen Moment später prescht die „Jens Füerschipp“ aus dem Hafen von Gelting-Mole am verfallenen Fähranleger vorbei auf die Außenförde. Das Funkgerät knattert: „Na dann, gute Fahrt und Tschüss.“ Der Diensthabende aus der Seenotleitstelle in Bremen weiß Bescheid. Die „Jens Füerschipp“ ist auf Kontrollfahrt.
So glatt war das Wasser auch damals, im Mai 2007. Es war ein Tag, dem man nichts Böses zugetraut hätte. Der Wetterbericht versprach Sonne, leichten Wind, einen perfekten Auftakt zur Saison. Da. Das Handy. Der Vormann stellte das Team zusammen, er selbst blieb an Land, Birgit Heinze übernahm. Es waren genug Retter am Hafen. Das Schiff lief aus, Richtung Innenförde.
Ein Kommentar
Wow! Großartiges Ehrenamt einer klugen Seenotretterin und wirklich schön zu sehen, dass Birgit Heinze mit ihrer Crew so lange „dran bleibt“, auch wo es brenzlig ist.