Über Funk erfuhren sie, was passiert war: Ein Sportflugzeug war abgestürzt, vier Menschen wurden vermisst. Die Besatzung des Rettungsboots aus Langballigau, in deren Revier das Unglück passiert war, hatte bislang nur Trümmerteile geborgen. Die Zeit lief. Birgit Heinze ließ die „Jens Füerschipp“ Suchmuster fahren – systematisch, Meter um Meter, unterstützt von Seglern und Motorbootfahrern.
Die Trümmerteile, die sie fanden, zeugten von der Wucht des Aufpralls. Die Hoffnung schrumpfte. Aber aufhören? Nein. Es könnte ja sein, dass es Überlebende gab. Schwimmend, an eine Planke geklammert, bewusstlos am Strand. Schließlich fand die Bundeswehr das Wrack auf dem Grund der Förde. Und das, was von den Insassen übrig war.

Hauptberuflich arbeitet Birgit Heinze in der Notaufnahme. Sie kann viel ab, sagt sie. Trotzdem wird ihre Stimme ganz leise, wenn sie von diesem Einsatz erzählt. Aber es schwingt auch Stolz mit. Denn wenn das Handy klingelt, sie alles stehen und liegen lässt, um zu helfen, wenn das Adrenalin einschießt und das Gehirn auf 180 Prozent Leistung schaltet, wenn alles in ihr nur noch ein Ziel kennt – zu helfen, dann ist das auch toll. „Dann fließt Retterblut in den Adern“, zitiert sie einen erfahrenen Kollegen.
Das Notruf-Handy ist immer dabei
Mit dem Notruf-Handy lebt sie jetzt seit fünf Jahren. Es ist immer dabei. Morgens im Bad. Nachts. Egal, ob sie ausgeht oder das Haus putzt. „Manchmal bilde ich mir schon ein, dass es klingelt.“ Was bewegt die gelernte Krankenschwester, sich da so reinzuknien? „Vor allem die DGzRS“, sagt sie, „der Teamgeist.“ Dass die Gesellschaft sich ausschließlich aus Spenden finanziert, dass Wassersportler, Seeleute, Förderer sie am Leben halten. Viele mit Geld und manche mit persönlichem Einsatz.
Birgit Heinze ist inzwischen stellvertretende Leiterin der Geltinger Station. Als sie im November zur Vormannstagung fuhr, hatte sie sich weiter nichts dabei gedacht. Hier oben im Norden ist sie ja ganz selbstverständlich dabei. Dann sah sie die erstaunten Blicke. Eine Frau? Das hatte es hier noch nie gegeben.
Sie stellte sich vor. Sah Zweifel in manchen Gesichtern. „Wenn der liebe Gott gewollt hätte, dass Frauen zur See fahren, dann hätte er das Meer rosa gemacht“, spottete sogar einer. Aber es dauerte nicht lange, da löste sich die Spannung. „Wär’ schön, wenn mehr Frauen einstiegen“, sagt sie. „Ich glaube, die DGzRS ist dafür offen.“
Acht Jahre später: das Gesicht der Seenotretter
Acht Jahre später, im Jahr 2017, steht Birgit Heinze auf Plakaten und Anzeigen für die Arbeit der Seenotretter. Wir wollten wissen, was Birgit Heinze inzwischen macht, und haben sie interviewt.

Frau Heinze, sind Sie das weibliche Gesicht der Seenotretter?
Nee, das kann man so nicht sagen. Die DGzRS benutzt mein Bild so viel, weil die Fotos so gut geworden sind (lacht).
Sie stehen mit Ihrem langjährigen Engagement stellvertretend für die Seenotretter.
Das ist wohl wahr, aber das sind ja alle, die wir bei der DGzRS ehrenamtlich arbeiten und unsere Freizeit und unseren Urlaub dafür opfern.
Wie viele Frauen sind bei den Seenotrettern heute?
Seit Ihrem Artikel hat sich viel verändert. Heute, im Jahr 2017, gibt es etwa 35 freiwillige Seenotretterinnen bei der DGzRS.
Ein Kommentar
Wow! Großartiges Ehrenamt einer klugen Seenotretterin und wirklich schön zu sehen, dass Birgit Heinze mit ihrer Crew so lange „dran bleibt“, auch wo es brenzlig ist.