„Luff up to close hauling!“ Ivan steht am Heck der Seascape 18 und gibt die Kommandos. „And now: Ready to tack? Let’s tack!“ Das Wenden läuft schon wie am Schnürchen. Taja, Ivans Schwester, sitzt an der Pinne und hat die Segelfäden – die „tell-tales“ – beim Anluven fest im Blick, meine Tochter Luzie zieht das Groß an, ich bin Vorschoterin. Wir segeln am Wind, wenden, fallen ab, halsen.
Ivan ist zufrieden mit unseren Manövern und wir haben viel Spaß. Vor vier Tagen wussten meine beiden Mitseglerinnen weder, woran sie ziehen sollten, noch von wo der Wind weht. Jetzt reicht der Blick auf die zappelnden Fäden am Vorsegel und Taja korrigiert den Kurs.

Das Gefühl, wir könnten alles schon
Mit seiner freundlichen und entspannten Art gibt Ivan die Kommandos so, dass er der Crew das Gefühl vermittelt, sie könnte alles schon. Klappt das Manöver nicht gleich, wiederholt der 42-jährige Kroate mit wildem Haar und breitem Grinsen das Gesagte einfach. Wir lernen ohne Anstrengung, jede in ihrem Tempo. Anders geht es nicht, sagt Ivan, sonst blockieren die Schüler.
Der Basis-Segelkurs besteht aus fünf Tagen – mit zwei Einheiten auf dem Wasser von je zwei Stunden und einer Stunde Theorie. Mit der Theorie starten wir morgens um 9:30 Uhr in der Schule, entspannt nach Espresso und Croissant in der Bar am Hafen.


In der Segelschule Free Spirit Sailing sitzen wir in bequemen Sofas. Ivan steht an der Tafel und zeichnet die Manöver im Uhrzeigersinn auf: Tack, close hauling, reaching, broad reaching, gybe … Wir lernen den wahren Wind kennen, Vorfahrtsregeln und die vorherrschenden Winde der Region. Ivan konzentriert sich auf das Wesentliche. Er fragt nach, ob alle mitkommen, und lacht viel. Wir knobeln an Knoten, bis jede einen Palstek und einen Webeleinstek aus dem ff kann. Easy.


Genau im Zentrum, und rundherum Ruhe
Free Spirit Sailing liegt genau in Zentrum des Hafens von Jezera auf Murter in der dalmatinischen Inselwelt. Hier liegen vor allem die traditionellen Gajetas, Fischer-Segelboote, die schon lange keinen Mast mehr haben und heute mit kleinen Dieselmotoren betrieben werden. Dazwischen dümpeln Segel- und Motorboote von Einheimischen und Touristen, beide meist älteren Datums.
Auf der einen Seite schließt der Hafen mit der ACI-Marina ab, auf der anderen Seite ist es die Bar, in der wir jeden Abend unseren Gemišt, eine Weißweinschorle, trinken und aufs Meer schauen.

Jezera ist ein ruhiger kleiner Ort. Die überschaubare Menge an Gästen spricht vorwiegend kroatisch und slowenisch, manche deutsch mit österreichischem Akzent. Die Atmosphäre ist „pomalo“, wie Barbara von Free Spirit Sailing sagt – entspannt. Nach wenigen Tagen kommen auch wir diesem Zustand immer näher. Aufstehen, segeln, essen, segeln.