Beim Golden Globe Race 2022 segelt man auf Schiffen wie bei der Erstaustragung 1968. Und man kommuniziert wie 1968. Mal eben per Satellitentelefon mit den Lieben zu Hause quatschen? Kommt nicht in Frage. Einmal am Tag senden die Segler einen Tweet aus. Einmal pro Woche halten sie mit der Race Control an Land Rücksprache. That’s it.
Eine Interviewanfrage von der Presse darf man noch pro Woche einschieben, so wie float es mit Michael Guggenberger alias Captain Gugg für die diese zweite Oktober-Woche vereinbart hat.
Seit dem Start Anfang September haben die Teilnehmer also kaum mehr als viermal eine andere Stimme gehört. Dieses kommunikative Abspecken macht der Generation Smartphone (na gut, das Durchschnittsalter liegt bei über 50…) genauso viel zu schaffen wie das Dümpeln in den Doldrums. Immerhin erlauben die Wetterbedingungen, sich um die Blessuren zu kümmern. Guy Waltes und Michael Guggenberger kämpfen mit Schwellungen an den Extremitäten. Pat Lawless vermutet eine angebrochene Rippe.


Alles eine Frage der Einstellung
Auch Platz zwei scheint sich festzurütteln. Kirsten Neuschäfer hält ihn gegen Abhilash Tomy und Tapio Lehtinen. Ungerührt zieht die Südafrikanerin ihre Rekord-Etmale (174,73 Seemeilen), genießt die Isolation und ist froh, die Jahrmarkts-Aufregung im Starthafen Les Sables d’Olonne hinter sich zu haben.
Tapio Lehtinen ist mit Simon Curwen auf Sichtkontakt gegangen – und sofort haben sich beide in den Wettkampfmodus gesteigert. Tapio hat im Eifer des Gefechts seinen Musikknochen zum Singen gebracht, aber das Adrenalin hat den Schmerz überdeckt: „Ich hatte den größten Spaß seit Wochen!“

Das ist sicherlich bitterer Tobak nach solch einer aufwendigen und langwierigen Vorbereitungsphase auf das Golden Globe Race. Apropos Einstellung: Was macht eigentlich die Nummer lässig, der Surferschamane Elliott Smith? „I have to keep moving, I don’t have to know why.“ Thumbs up, Dude!