Aus dem Mittelmeer werden auffällige Schiffsbewegungen gemeldet. So warf die 70 Meter lange Megayacht „Galactica Super Nova“ am Sonntag in Barcelona Leinen los und verschwand in Richtung Tivat. Das ist ein Hafen in Montenegro. Dass dieses Land außerhalb der EU liegt, ist wohl kein Zufall. Denn die „Galactica Super Nova“ gehört einem russischen Oligarchen.
Eines von mehreren Anzeichen, dass derzeit Superreiche aus dem Staat, der die Ukraine überfallen hat, ihre schwimmenden Habseligkeiten vor drohenden westlichen Sanktionen in Sicherheit bringen. Einige fahren gen Montenegro, andere sind in Richtung Malediven unterwegs.
Am Wochenende kündigten die EU, Großbritannien, Kanada und die USA eine „transatlantische Taskforce“ an, um Vermögenswerte reicher Russen ermitteln und einfrieren zu können. „Wir werden ihre Yachten, ihre Luxuswohnungen, ihr Geld jagen“, sagte ein Vertreter der US-Regierung.
„Wir werden ihre Yachten jagen“
Wenn die EU dem Vereinigten Königreich vergleichbare Bestimmungen durchsetzt, dürfen weder Spanien noch ein anderer Mitgliedsstaat Dienstleistungen für die Nutzung der Yachten anbieten. Das gilt vom Treibstoff bis zur Besatzung. Die Galactica Super Nova und weitere russische Megayachten wären dann praktisch nicht mehr funktionsfähig.
Eigentümer dieses schwimmenden Luxus-Domizils ist Vagit Yusufovich Alekperov. Er war in den frühen 1990er Jahren stellvertretender Minister für Öl und Gas in der Sowjetunion. Nach dem Zerfall der UdSSR wurde er Präsident von Lukoil, dem größten Ölunternehmen Russlands und nach Exxon Mobile eines der größten Ölunternehmen der Welt, was die Reserven angeht. Die Galactica Super Nova war eine von mindestens vier Megayachten, die derzeit in Barcelonas Marina Port Vell oder MB92 liegen.

Drei andere Megayachten in russischem Besitz befinden sich noch immer im Hafen der katalanischen Hauptstadt – in verschiedenen Stadien der Reparatur: Die 74 Meter lange „Aurora“, die Andrey Molchanov gehört, liegt außerhalb des Wassers, unter einem riesigen Zelt verborgen.
Moltschanow war fünf Jahre lang Mitglied des Föderationsrates, der dem russischen Senat entspricht, und ist heute Vorsitzender der LSR-Gruppe, die zu den führenden Unternehmen der russischen Immobilien- und Baustoffbranche gehört. Der Putin-Freund stand hinter dem Projekt, in Moskau einen Turm im Trump-Stil zu bauen.
Solaris: Von der Lloyd-Werft Richtung Süden
Die „Valerie“ traf am 9. September 2021 in Barcelona ein, sie soll nächste Woche in See stechen. Ihr Eigner ist Sergey Viktorovich Chemezov, ein langjähriger Militärangehöriger und sehr enger Mitarbeiter des Präsidenten. Er ist der Vorstandsvorsitzende von Rostec, der staatlichen Gesellschaft zur Unterstützung der Entwicklung, Produktion und des Exports von Spitzentechnologie.
Schließlich gibt es noch die 140-Meter-Yacht „Solaris“, die für rund 600 Millionen Dollar auf der inzwischen insolventen Lloyd-Werft in Bremerhaven gebaut wurde. Sie gehört Roman Abramowitsch. Ein Symbol für Abramowitschs märchenhaften Reichtum aus zweifelhaften Quellen ist unter anderem der Kauf des britischen Fußballclubs Chelsea FC im Jahr 2003, den er aktuell zum Verkauf anbietet. Die Solaris wurde am Mittwoch vor der katalanischen Küste gesichtet, möglicherweise auf Probefahrt.

Solaris ist nur eine von vier Yachten, die Abramowitsch gehören. Dazu zählt die 170 m lange „Eclipse“, die sich derzeit in der Karibik aufhalten soll. Präsident Putin war offenkundig über die weiteren Entwicklungen gut informiert, als er seine Megayacht „Graceful“ bereits Mitte Februar aus der Werft holen ließ. Sie liegt jetzt wieder in ihrem Heimathaten in Kaliningrad.