Auch Leo Sampson hat es diesen Juli erwischt. Mitten in der Arbeit an den Mittelfisch- oder Königsplanken (King Planks) muss er mit Corona zu Hause bleiben. Pete und der neue Bootsbauer Clifford bearbeiten und verschrauben die Leibhölzer (Coverboards), George und Patrick helfen.
Am Ende sieht auch das Deck der Kutteryacht, die Albert Strange 1909 gebaut hat und die Leo Sampson Goolden seit 2017 rekonstruiert, fertig aus. Schön anzuschauen mit den Gelbzeder-Decksplanken und dem dunkelbraunen Teakholz der Fisch- und Leibhölzer. „Jetzt fehlen nur noch die Luken, das Deckshaus, das Cockpit und, und, und … es gibt noch so viel zu tun“, seufzt Leo. Immerhin, ein wichtiger Schritt ist mal wieder geschafft.
Fischgräten aus Teakholz
Normalerweise ist der „Fisch“ die zentrale breite Mittelplanke im Deck. Hier laufen in Butten die gebogenen, dem Rumpfverlauf folgenden Decksstäbe (strakes) ein. Das Fischgräten-ähnliche Aussehen gibt dieser Planke den Namen. Kings Plank klingt dann doch edler.


Albert Strange hatte drei dieser Königsplanken vorgesehen. Dadurch ist der Bereich, der die höchste Festigkeit aufweist, wesentlich breiter als bei herkömmlichen Decks. Auch ist es einfacher zu bauen. Leo Sampson bearbeitet das zwei Zoll (rund fünf Zentimeter) starke Teakholz, als wäre es aus Butter. Dabei ist es das edelste und wegen seines hohen Ölanteils am wenigsten arbeitende Holz, das er bekommen kann – zu einem hohen Preis.
Bei Leos Genauigkeit gibt es auch keinen Verschnitt und die einzelnen Stücke passen am Ende „saugend schmatzend“. Nur im oberen Drittel ist eine kleine Kalfatnaht vorgesehen, in die die Baumwolle zum Abdichten eingeschlagen wird. Am Ende werden dann die Nähte mit Decksvergussmasse verschlossen. Aber so weit sind sie noch nicht.
Wir hatten Corona an Bord
Dann erwischt es auch Leo: Er wird positiv getestet. Die Symptome sind moderat, etwas Fieber, Antriebslosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten (ja, selbst bei diesem Energiebündel). Er hasst es, zu Hause rumzusitzen, während sein Team arbeitet. Gerade erst ist die lange Pause beendet, in der er auf Heimatbesuch in England war. Um die Kollegen nicht zu gefährden, schleicht er sich nach Feierabend in die Bootshalle, passt die Königsplanken an und schraubt sie fest.

Zeal ist nach einem kurzen Gastspiel weitergezogen nach Alaska. Gute Bootsbauer zu finden, ist auch in Port Townsend nicht leicht. Zum Glück kann Leo es sich leisten, einen weiteren Shipwright neben Pete zu bezahlen. So stößt Clifton zum Team. Was er vorher gemacht hat, verrät er uns nicht, nur dass er seit 15 Jahren in und um Port Townsend herum an Booten baut. „Das ist die Arbeit, die ich gerne tue“, verrät der Mann, den wir auf Mitte 40 schätzen.
Beim Umgang mit den Leibhölzern und Schanzstützen, wo er direkt in Zeals Fußstapfen tritt, zeigt er seine Professionalität – und seinen Humor, ein wichtiger Charakterzug im Tally-Ho-Team. Zusammen mit Pete macht er die letzten Passungen für die Leibhölzer (den Coverboards), die wie die Königsplanken aus zwei Zoll (50 Millimeter) starkem Teakholz bestehen.
Bootsbauer mit eigenem Stil
Clifton hat seinen eigenen Stil, er zieht den Hobel, während alle anderen Bootsbauer ihn von sich wegstoßen. Mit einem Musterstück hat Leo ermittelt, wie weit die Leibhölzer über die Außenhaut überkragen sollen. Sie bilden damit die Scheuerleiste.

Clifton hat die verantwortungsvolle Aufgabe, diese äußere Trimmung mit der Handkreissäge zu schneiden. Dabei darf er sich keinen Fehler erlauben. Tut er auch nicht. Die Kurve muss genau der Rumpfform folgen und straken, bevor die überstehende Scheuerleiste halbrund gefräst wird.
Pete macht sich über Leos Besorgnis lustig und bohrt die Löcher einhändig mit der Akkubohrmaschine, ohne dabei die Gelbzeder-Decksplanken anzubohren. Das zeugt vom lockeren Umgang und Professionalität. Ob es wirklich so einfach geht wie im Video dargestellt?
Panchos Besuch
Leos alte Freundin Pancho, die Ara-Dame, ist mal wieder zu Besuch. Sie wohnt in Sequim bei Raoul und Darleen, die der Tally Ho und Leo in der Anfangszeit ihren Hof und die Werkstatt zur Verfügung gestellt hatten, bis sich ein Nachbar über den Baulärm beschwert hatte.

Leo und Tally Ho sind dann vor einem guten Jahr nach Port Townsend gezogen. Die Umgebung scheint mit ihrer Infrastruktur wie für das Projekt geschaffen. Beide sind etwas traurig – ja, auch Ara-Damen haben Gefühle. Aber beide freuen sich umso mehr, wenn sie sich mal wiedersehen.

Zufrieden sitzt Pancho auf Ihrem Papageienbaum und sieht dem Treiben in der Werfthalle zu, während der Travel-Lift nebenan eine schöne Holzyacht abholt und zu Wasser bringt.
Wieder ein Schritt weiter
Drei Wochen sind vergangen seit dem letzten Video, in dem es auch noch viel um den Innenausbau ging. Es ist viel passiert seitdem. Am Ende dieser Episode sind die Leibhölzer und Königsplanken fest verschraubt, die Holz-auf-Holz-Verbindungen gut konserviert mit Dolfinite Bedding Compound (Königsplanken) und flexibler 3M Klebe- und Dichtungsmasse aus der Kartusche (Leibhölzer), weil in der Decks-Rumpf-Verbindung die größte Gefahr einer Leckage besteht.
Alle Planken liegen im unteren Bereich fest aneinander, von oben sieht man die Kalfatnaht (Caulking bevel), die von oben etwa 4 Millimeter geöffnet keilförmig 20 Millimeter in die Planken einläuft. Genauso um die herausragenden Schanzstützen und Samson-Pfosten herum.
Unterstützt werden die drei Bootsbauer von den Volunteers Patty und George. Die beiden haben auch das Filmen übernommen, während Leo mit Covid zu Hause bleiben musste. Was der alte Richard während dieser Episode macht, zeigt Leo uns nicht. Wahrscheinlich arbeitet er im Bauch der Tally Ho am Innenausbau weiter.
Corona zum Zweiten auf der Tally Ho
Am Ende muss auch Patty mit Covid daheimbleiben. Clifton setzt die Schanzstützen ein und muss sein Erklärungstalent unter Beweis stellen: „Hey Clifton, what are you doing?“ Das kann er und wir lernen, dass alle Hölzer zwar vor dem Einbau lackiert werden sollten, aber nicht an den reinen Holz-Holz-Verbindungen. Denn da soll die Dichtmasse direkt in das Holz einziehen können.

Als die Arbeit getan ist, steht Clifon ganz begeistert vor dem Gemeinschaftswerk. “So viel schönes Holz, das dunkle Teak und die helle Gelbzeder geben wirklich ein hübsches Deck.“
Eine Bühne für Pete
Im Mai war Leo Sampson für ein paar Wochen in seiner alten Heimat England und die Arbeiten an Tally Ho ruhten. Pete war in dieser Zeit nicht untätig, sondern hat sich mit einem eigenen Boot beschäftigt, einem Truant, ein Design aus Port Townsend. Das erste einer Serie, die in den 1980ern von der North-West School of Wooden Boat Building gebaut wurden.

Pete hat viel Arbeit investiert und nun glänzt sie wie neu und er lässt sich, stolz umringt von zwei Damen vom Travel-Lift, ins Wasser setzen. Leo ist zufrieden mit den Arbeitsschritten und verabschiedet sich mal wieder mit einem großen Dankeschön und „See You next time“.