Pocken und Beulen bestimmen das Golden Globe Race 2022. Von den ersten vier Seglern am Photogate vor Kapstadt hat nur die Nummer eins, Simon Curwen, keine Probleme mit bremsenden Seepocken am Rumpf. Dann nimmt der Befall sukzessive zu.
Die Zweitplatzierte Kirsten Neuschäfer muss eine Handvoll der Tiere abkratzen, aber Tapio Lehtinen und Pat Lawless auf drei und vier müssen schon sehr lange Luft holen, um unter Wasser den Kampf aufzunehmen. (Ein bisschen Schleichwerbung: Simon Curwen hat das Antifouling Nautix A9000 benutzt.) Beim Green Rebel Pat Lawless kommt noch ein Defekt an der Selbststeueranlage dazu – mit einschneidenden Folgen.
Beim Navigieren war man mit Beule nach Süden im Vorteil. Kirsten Neuschäfer segelte gute 400 Seemeilen mehr, um den Gegenwinden auf dem direkten Ostkurs auszuweichen. Das schonte Nerven und Material – und kostete sie nicht mehr Zeit. Tapio Lehtinen konnte sie auf seinem direkten Kurs nicht überholen.
Captain Barnacles taucht
Auch Tapio Lehtinen fühlt sich auf See besser als in Landnähe. Und über Wasser besser als unter Wasser. Aber „Captain Barnacles“ hat seine Scheu überwunden und die Seepocken im Atlantik vom Rumpf gekratzt. Es waren circa 60 im Vergleich zu 3.000 beim Golden Globe Race 2018. Mit seiner Prinz-Heinrich-Mütze ruft er die Romantik von Helmut Käutners Film „Unter den Brücken“ auf. Aber davon weiß er als Finne wohl nichts.
Vollbremsung in Kapstadt
Beim Unter-Deck-Plausch mit GGR-Boss Don McIntyre am Photogate gibt der Green Rebel bekannt, dass er diese Misere zum Anlass nimmt, in Kapstadt das Rennen hinzuschmeißen. Manchmal geht Weisheit vor Wagemut.
Unser deutschsprachiger Buddy Michael Guggenberger schrubbte ebenfalls Pocken. Mit frischem Schwung wird er für Samstag in Kapstadt erwartet, sechs Tage nach Simon Curwen. Aber gelaufen ist in diesem Rennen noch gar nichts!
Die Ankunft von Kirsten Neuschäfer in Kapstadt