Am letzten Wochenende, vom 1. bis 4. Oktober, taten sie es wieder. 230 regattabegeisterte Seglerinnen segelten in Hamburg auf der Alster zum vierten Mal den Helga-Cup. Crews aus neun Nationen gingen bei der weltweit größten Frauen-Regatta an den Start. Sie boten in 45 Wettfahrten ein enges Rennen um die ersten drei Plätze.
Das Rennen machten die Titelverteidigerinnen von 2020 vom HSC-Team mit Silke Basedow als Steuerfrau. Sie schossen mit 11 Knoten unter Gennaker als erste ins Ziel, vor der Crew der HNV Akademie, gesteuert von Hannah Huth, und dem Team der Goldelsen des Berliner Yachtclubs mit Jessica Niedlich am Steuer. Alle wurden frenetisch gefeiert von den anderen Frauenteams, die das Finale vom Steg aus begleiteten.

Der Helga Cup ist zu einer festen Instanz im deutschen Segelkalender geworden und hat auch Corona erfolgreich getrotzt. Seit dem Auftakt 2018, als die Frauen-Regatta wie eine Bombe einschlug, ist das einzige Frauenrennen in dieser Größe zu einer ernsthaften, international anerkannten Frauen-Regatta geworden.
Geboren wurde der Helga Cup im Nordeutschen Regatta-Verein, der das Event auch auslobt, und Organisator Sven Jürgensen – neben vielen engagierten Unterstützerinnen wie dem HSC Team, das von Anfang dabei war. float begleitet den Helga-Cup von Beginn an.
Der Helga Cup ist zu einer Plattform geworden, der die Frauen-Segelwelt verändert hat
Direkt nach der vierten Ausgabe des Helga-Cups sprachen wir mit Charlotte „Charly“ Graffunder – deren junges Team BYC Goldelsen (Jessica Niedlich, Ann-Zoe Riethmeister, Luise Schott) dieses Jahr Platz 3 belegte – und mit Anja Kamradt vom Team „Wannseefrauen“ (Irene Parrandier-Stasik, Susanne Bergmann, Maja Steigüber-Andrzejewska, Michaela Hampf) über ihre Einschätzungen des Helga-Cups.
float: Charly, seid ihr mit dem dritten Platz zufrieden?
Charly: Ja, wir sind sehr zufrieden. Wir haben uns in den Jahren total gesteigert. Im ersten Jahr lagen wir auf dem 12. Platz, im zweiten Jahr auf Platz 6, und in den letzten beiden Jahren auf dem 3. Platz. Wir werden immer stärker.

Anja: Wir Berlinerinnen hatten uns vorgenommen, dass uns die Mädels beim Finale auf dem Wasser hören – hat auch geklappt! Die Goldelsen sind als Zweite ins Ziel gerauscht, und wir haben gejubelt.
Anja, was haben vier Jahre Helga-Cup im Regattasegeln für Frauen verändert?
Anja: Ich glaube, dass viel Frauenkompetenz auf dem Wasser entstanden ist und dank des Helga-Cups gefördert wurde. Wir bereiten uns miteinander vor und haben mit dem Helga-Cup eine gemeinsame Plattform bekommen.
Was genau hat der Helgacup denn verändert?
Anja: Die Anzahl der Frauenteams steigt, und ich glaube, das ist echt gut für den Segelsport.
Charly, was hat sich für dich durch den Helga Cup verändert?
Charly: Über die Jahre hinweg hat der Helga Cup immer mehr Einfluss bekommen. Es wird darüber geredet. Leute sprechen uns an, und der gesamte Berliner Yacht-Club wünscht uns Glück. Es ist toll, dass sich der Helga Cup als Regatta etabliert hat. Freunde und Familie verfolgen die Ergebnisse und Livestreams mit. Auch die Teilnahme von Mädels bei der Deutschen Segelbundesliga hat zugenommen.

Anja, Du gehörst zu den Seglerinnen, die mit über den Helga Cup zum Regattasegeln gekommen sind. Was hat dieses Format für dich ausgemacht?
Anja: Es ist ein tolles Ziel. Seglerinnen ohne Opti-Vergangenheit, die sozusagen auf dem zweiten Bildungsweg zum Regattasegeln kamen, lernen nicht nur besser zu segeln. Sondern sie lernen auch Bootshandling, Teambuilding, Taktik. Das nützt auch im echten Leben.
Charly, was bringt euch die Teilnahme am Helga Cup noch?
Charly: Wir bekommen mehr Anerkennung. Gerade dadurch, dass Frauen weniger wiegen, werden öfter Männer genommen, um genug Gewicht auf die Kante zu bringen. Wenn man aber so ein Ergebnis wie wir jetzt beim Helga Cup erreicht, wird diese Leistung wahrgenommen.
Es sind dieses Mal bei euch auch Mütter gegen Töchter angetreten. Wie war das?
Anja: Eine aus unserem Team ist gegen ihre Tochter auf einem anderen Boot gesegelt. Die beiden haben Herzchen über das Wasser gesendet. Und dann sind wir gegen sie gestartet, als wenn wir sie nicht kennen würden. Die Mädels waren besser, und wir haben uns darüber gefreut. Die Kommunikation zwischen den Generationen funktioniert. Was für ein toller Sport, dass Mütter und Töchter gegeneinander segeln!
Charly, Du hast die Tipps gegeben. Wie war das für dich?
Charly: Allein aus unserem Berliner Yacht-Club waren drei Teams dabei – und bei den „Gesinen“ meine Mutter. Ich habe manchmal bei den Trainings hinten auf dem Boot gesessen und konnte Tipps geben und ein bisschen coachen.
Anja, worin sind denn die jungen Seglerinnen anders?
Anja: Sie sind ein bisschen respektloser, gehen sicherer mit dem Boot um und turnen auf den J70 herum wie auf einem Klettergerüst.