In den letzten Monaten wurde in Sequim im US-Staat Washington viel geschuftet. Das gut eingespielte Team von Leo Sampson schaffte richtig was weg. Im Zeitraffer sahen wir die Volunteers sägen, hobeln und Spanten aufstellen. So, dass selbst die Hühner sich erschreckten. Als mit vereinten Kräften der letzte Spant aufgestellt und festgeschraubt wurde, war klar: Das Projekt Tally Ho ist ein entscheidendes Stück weitergekommen.
Zum Schluss war Zeit zum Segeln in der Port Townsend Bay, wo auch alljährlich das Race2Alaska, die verrückteste Regatta der Welt, startet – zunächst auf dem Schoner Martha und später bei der Tally Ho Volunteers-Regatta mit kleinen Jollen vor Sequim.
Warten auf das Fashion Piece
Es fehlt nur noch das sogenannte „Fashion Piece“, das den Spiegel, die hintere Abschlussplatte trägt. Weil es schräg angesetzt wird, muss es anders vom Schnürboden abgenommen werden. Das erfordert noch einmal volle Konzentration von Meister Leo. Als die Schablone fertig ist, folgt die bittere Erkenntnis auf dem Holzplatz: Es findet sich nicht ein einziges Krummholz ohne Fehler für das schöne Stück.

Finn und Leo machen sich mit dem Pick-Up, Schablone und Kettensäge auf nach Port Townsend, wo sie bei einer befreundeten Werft die Holzstapel durchsuchen dürfen. Nach langem Suchen werden sie fündig. Die „Futtocks“ sind zu stark und müssen an der Schiffsäge vorsichtig auf die richtige Stärke geschnitten werden. Schließlich sind sie fertig und angepaßt, mit dem Einbau läßt Leo sich aber noch Zeit.
Walaba und Angélique
Solange er sein Team noch beisammen hat, lagert die Crew mit viel Manpower neues Holz ein. Das Holz für Planken und Stringer hat Leo in Surinam geordert. Es ist ein 40-Fuß-Container voll mit Walaba- und Angélique-Holz. Walaba ist Hartholz, das von einem großen Stausee kommt. Es enthält viel Harz und Öle und bietet dadurch einen natürlichen Schutz gegen Fäulnis. Im Bootsbau ist es bestens geeignet für strukturelle Träger wie Stringer und Decksbalken.
Angélique hingegen ideal für Planken. Denn es ist besonders resistent gegen holzzerstörende Meeresbewohner wie den gefürchteten Teredo-Wurm. Es hat ähnliche Eigenschaften wie Teakholz, ist dabei sehr viel billiger. Und es kommt in sehr langen, breiten Bohlen ohne Astlöcher. Es ist viel dauerhafter als die weicheren, in Nordamerika heimischen Nadelhölzer.

Zertifiziertes, nachhaltiges Holz aus Surinam
Das Sägewerk, bei dem Leo das Holz gekauft hat, gehört einer surinamesischen Familie und ist sowohl durch FSC als auch die Rainforest Alliance zertifiziert, also nachhaltig produziert. Das kleine Land Surinam, zwischen Venezuela und Brasilien, geht sehr sorgfältig mit seinen Regenwäldern um und forstet in großem Maßstab wieder auf. Gut gemacht, Leo.
Die 40 Fuß langen Planken werden beim Holzhändler Edensaw im Port Townsend ausgeladen. Mit Laster, Teleskop-Stapler und vielen Mithelfenden werden sie in einen zur Darre („Kiln“) umgebauten Container eingeladen. Es ist heiß. Das Holz ist bei mehr als 50% Feuchtigkeitsgehalt verdammt schwer, und das Feierabendbier zum Schluß ist redlich verdient. Am Abend wird der Container geschlossen. Das Holz kann nun in Ruhe trocknen.
Leo genießt die Ruhe und trifft Entscheidungen
Wieder heißt es Abschied nehmen. Die komplette Crew verlässt die Werft mit geschundenen Händen – und mit dem festen Vorsatz wiederzukommen. Leo bleibt allein mit Hunden, Hühnern und Papagei Poncho zurück. Er genießt die Zeit. Er macht ein paar Arbeiten, die er gut alleine erledigen kann und ist glücklich: Die Tally Ho ist wieder komplett aufgespantet.
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