Beim jährlichen Kreuzfahrt-Ranking des Naturschutzbunds (NABU) hat die norwegische Hurtigruten-Reederei die beste Bewertung erreicht. Der NABU führt das auf die strikte Umweltschutzpolitik der Regierung Norwegens zurück. Entlang der Küste gelten seit 2007 strenge Emissionsrichtlinien.
Dort sind traditionell die Hurtigruten beheimatet, eine ehemalige Postschiffverbindung zwischen der Hauptstadt Oslo und dem Nordkap. Überdies verbrennen die Schiffe dieser Reederei kein Schweröl, setzen auf ihren Schiffen verschiedene Klimaschutzmaßnahmen um und nutzen im Hafen Landstrom.
Der NABU führt dieses nordische Kreuzfahrtrevier auch als Beispiel für eine aussichtsreiche Entwicklung zu mehr Umweltschutz an, denn bestimmte Fjorde dort dürfen künftig nur noch mit Null-Emissions-Schiffen befahren werden. „Für uns heißt das: Wir brauchen flächendeckend strengere Gesetze“, folgert NABU-Kreuzfahrtexperte Sönke Diesener.
Drei deutsche Reedereien weit vorn
Im diesjährigen zehnten Kreuzfahrtranking wurden insgesamt 19 Reedereien bewertet. Die besten Bewertungen erhielten außer Hurtigruten die drei deutschen Unternehmen AIDA, Hapag-Lloyd Kreuzfahrten und TUI Cruises. Allerdings kommt keine Reederei auf mehr als die Hälfte der erreichbaren Punktzahl. Kein Unternehmen verwendet zum Beispiel Rußpartikelfilter, das bringt Punktabzug.

Der NABU moniert insbesondere, dass in vielen Häfen zwar Landstrom am Kreuzfahrtterminal vorrätig ist, doch viele Schiffe nutzen ihn nicht. Stattdessen bleibt er in der Steckdose, die schwergewichtigen Gäste lassen zur Stromgewinnung die Maschinen auch am Liegeplatz laufen und verpesten damit die benachbarten Städte. NABU-Mitarbeiter Diesener: „Es muss gelten: kein Landstrom, kein Zugang!“
Protestbrief gegen Nutzung von Schweröl
Außerdem fordert der Umweltschutzverband ein generelles Schwerölverbot sowie eine Quote für E-Fuels im Einklang mit strengeren Effizienzvorgaben und der großflächigen Ausweisung von Null- und Niedrig-Emissionsgebieten auf See. Immerhin habe TUI Cruises einen Schiffsneubau in Auftrag gegeben, dessen Brennstoffzellenantrieb klimaneutral erzeugtes Methanol nutzen soll.
Doch fossile Antriebe bleiben laut NABU weiter der Standard. Ein Grund dafür ist u.a. die lange Laufzeit von Schiffen, die bis zu 40 Jahre genutzt werden. Ein Umbau oder Austausch der gesamten Maschinenanlage sei zumeist nicht kostendeckend, argumentiert die Branche.
Eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag des NABU hat ergeben, dass über 76 Prozent der Menschen in Deutschland es befürworten, wenn Kreuzfahrtunternehmen auf Schweröl verzichten. Der Umweltverband lädt dazu ein, auf der NABU-Website einen Protestbrief an die Chefs von AIDA, TUI, Costa, MSC, Carnival und Royal Caribbean zu senden, damit diese Reedereien die Nutzung des giftigen Treibstoffs schnellstens beenden. Bisher haben das mehr als 12.000 Menschen getan.