Rowan, der Mann für alle Fälle
Rowan stammt aus Brooklyn, das ist der Strandbezirk von New York. Coney Island ist mit seinen Vergnügungsparks und Williamsburg mit seiner lebendigen Künstler- und Musiker-Szene eigentlich ein guter Ort zum Leben. Doch Rowan, eine Art Kunst-Handwerker, zieht es nach Westen. Er ist schon zum dritten Mal an der Tally Ho dabei, diesmal so lange wie nie zuvor. Zuerst war er vor allem als Handlanger und für grobe Jobs zuständig, doch Leo gibt ihm immer anspruchsvollere Aufgaben.
Für den festen Halt eines Schotts, das genau dort platziert ist, wo ein bronzenes Hängeknie und ein waagerechtes Knie keinen Platz für eine Eichenwegerung lassen, baut er eine Halterung aus Silizium-Bronze. Dazu schweißt er aus zwei flachen Bronzestreifen von acht Millimeter Stärke im WIG-Verfahren einen Winkel. Schweißnähte glätten und Kanten runden besorgt die Flex, zum Einsenken der Bohrlöcher wird kurzerhand ein Kegelsenker verlängert.
So geht Bootsbau und man sieht, wie viele Schritte nötig sind, um jedes einzelne Teil zu fertigen, es sind Tausende. Dabei kommt der Humor nicht zu kurz. „Ich mach die Schweißnähte nicht, damit sie schön sind. Sie sollen das Schott halten“, grinst er und kauert sich in seine „Feuchtzelle“. Das ist natürlich kokettiert.
Leos Hölzer
Das alte Holz aus Darlenes und Raouls Garten muss verschwinden, sie sollen’s wieder schön haben und nicht auf einer verlassenen Werft leben. Erstaunlich, wieviel sich in den vier Jahren angesammelt hat. Auch der Bleikiel muss weg. Mit dem Gabelstapler und ein paar Helfern lädt Leo alles, was geht, auf einen Tieflader.
Es ist nicht die letzte Tour. Dafür wird um die Halle in Port Townsend der Lagerplatz voller und voller. Was tun mit all dem Holz? „Eines Tages werde ich das gute Eichenholz und die Purple-Heart-Klötze in einer Aktion verkaufen und weggeben. Wer in der Nähe ist und etwas abholen kann, soll sich melden“, erklärt Leo. Er braucht den Platz, denn schon kommt neues Holz: ein kleiner Stapel Teak-Holz, gut verpackt und im Wert von 15.000 US $.
Es ist heute schwierig, überhaupt sauber zertifiziertes Teak zu bekommen, der internationale Handel steht zu Recht unter strenger Beobachtung. Grau-Importe aus Myanmar, dem früheren Burma, hat nicht nur die Gorch-Fock-Restaurierung bedroht. Leo hat zum Glück eine so großzügige Fan-Gemeinde dass er sich „sauberes“ Teak leisten kann.

Auch wenn er gerne das ganze Deck damit gelegt hätte, reicht es nur für die Leibhölzer (die Cover-Planks) und die mittig liegenden Fischungen (King Planks). Die Decksplanken werden aus kanadischer Gelbzeder (Yellow Cedar) bestehen, eine Kombination, die er schon auf drei Schiffen, die um 1900 gebaut wurden, gesehen hat und die heute noch bestehen. Das Holz dafür hat er schon vor Wochen gekauft, konnte es aber als Privatmann nicht importieren.
Das Problem hat ein Holz-Importeur, der seinen Hilferuf im letzten Video gesehen hat, gelöst – eine Sorge weniger. Auch das Dinghy, dessen Auktion in die Hose gegangen war, ist verkauft. Es hat zwar am Ende nur für 5.500 US-Dollar eingebracht, aber so ist die Spende für Rocking the Boat wenigstens wieder drin.
Alle sind glücklich, Rowan grüßt aus dem viel zu engen Kettenkasten, Nina lackiert den nun endlich kompletten Spiegel und Leo verabschiedet sich mal wieder mit einem massiven Dankeschön von seinen Followern. Wer Lust hat, kann nachzählen, wieviele verschiedene Holzsorten schon in der neuen Tally Ho verbaut wurden. Auflösung in der nächsten Episode.
Wer Leo Sampsons Refit-Projekt unterstützen möchte, folge diesem Link.