Die Entscheidung war eng. Wenige Meter vor der Ziellinie stellte Silke Basedow ihre Gegnerinnen ab, wie es im Regattadeutsch heißt, und fuhr mit ihrem Gewinnerteam bei bestem Segelwetter über die Ziellinie.
Sie hatte das Wegerecht und verhinderte die rettende Wende für die Berliner Goldelsen, die damit auch dieses Jahr auf den zweiten Platz kamen. Dritte bei 58 teilnehmenden Teams wurden die VSaW-Ladies aus Berlin.
Viermal in Folge zu gewinnen zeigt, wie gut dieses Team im Vergleich ist. Noch ist Silke Basedow als Match Racerin und Bundesligaseglerin den anderen überlegen, aber auch sie wünscht sich, dass auch andere Teams gewinnen.
Denn der Spirit des Helga Cups besteht im Empowerment, also dem Starkmachen. Und dafür tut die Hamburgerin aus dem HSC Women’s Team viel. Sie ist eine der engagiertesten Frauen seit der ersten Stunde des Helga Cups.
Nicht nur Gewinnerinnen zählen
Zusammen mit float hat Silke Basebow am Sonntag nach der eigenen Ehrung zum zweiten Mal den „Spirit of the Helga Cup Award“ vergeben. Im vergangenen Jahr waren die Sailing Paulinas vom FC St. Pauli die ersten Preisträgerinnen. „Wir loben einen Preis aus, der nicht auf die Gewinnerinnen des Rennens ausgerichtet ist“, so Kerstin Zillmer, „sondern auf die Wirkung, die der Cup auf Frauen und Crews hat. Wir verleihen ihn an die Frauen, die den Geist des Helga Cups in besonderer Weise vertreten.“

Der Preis, der als Staffelstab jedes Jahr weitergegeben wird, beinhaltet einen Trainingstag mit Silke Basedow – und einen Podcast bei den float Originals. Das ganze Jahr hielt ihn das Team Sailing Paulinas, die den Preis in diesem Jahr in Berlin beim Vorbereitungstraining eingelöst haben.
Sie übergaben den Staffelstab an eine Frau, die sich seit Beginn des Helga Cups für diese Frauenregatta stark gemacht hat. Nicht nur durch ihre Teilnahme an allen sechs Regatten, sondern auch durch ihren Einsatz für die Teams in ihrer Heimatstadt Berlin.
Die Berlin-Vernetzerin
Preisträgerin Anja Kamradt ist Steuerfrau bei den Wannseefrauen und stellvertretende Vorsitzende des Berliner Yacht-Clubs. Sie sorgte mit großem Engagement dafür, dass sich die Teams in Berlin miteinander vernetzt haben. Gemeinsam mit anderen Berliner Helga-Cup-Seglerinnen organisierte sie Regatta-Trainings, rief einen Newsletter ins Leben und machte sich in ihrem Segel-Club für das Frauen-Regattasegeln stark.
Zu dem Preis sagte sie: „Ich fühle mich sehr geehrt und es motiviert mich, weiterzumachen.“ Ihr Engagement wird im Verein gesehen. Durch ihren Einsatz haben Frauen Zugang zu den Regattabooten. „Das macht auch Schule in anderen Vereinen. Wir machen regelmäßige Trainings, sind ehrgeizig und werden besser. Und die Kompetenz der Regattaseglerinnen strahlt in den Verein zurück, macht deutlich, dass Frauen auch Regatta segeln können.“
Das hinterlässt Spuren und macht das Empowerment und den Spirit des Helga Cups aus, findet sie. „Wir haben nicht nur viel Spaß, machen tolle Parties, sondern wir segeln auch besser. Und wir müssen alles selber machen, selber kranen, selber trailern. Das macht uns unabhängig“, so die Eignerin einer J70. „Wir wollen, dass es mehr Frauen mit diesen Kompetenzen gibt. Mehr Schiedsrichterinnen, mehr Bootseignerinnen. Weniger als 10 Prozent der Frauen besitzen selber ein Boot. Warum eigentlich?“, fragt sie.

Auch Sven Jürgensen übergibt den Staffelstab
Außerdem wurde die Berlinerin in das neu gegründete Helga Cup Board berufen. Nach sechs Jahren übergab Sven Jürgensen das Ruder an fünf Frauen, die in den vergangenen Jahren in unterschiedlichen Rollen und Funktionen an der Umsetzung und Organisation des Helga Cups beteiligt waren.

Zukünftig kümmern sich Silke Basedow, Anja Kamradt, Nadine Löschke als inklusive Seglerin, Claudia Langenhan als Wettfahrtleiterin und Julia Kühn um die Strategie und die Weiterentwicklung des Helga Cups. Die Organisation bleibt weiterhin in Sven Jürgensens Händen.
In diesem Jahr hat Anja Kamradt noch ein ganz besonderes Ziel: Sie wird für acht Wochen am Clipper Round the World Yacht Race teilnehmen und sich damit einen großen Traum erfüllen.