Als Leo Ende Januar aus England wieder nach Port Townsend kam, führte ihn einer seiner ersten Wege in das Maritime Center. Hier entstehen unter der fachkundigen Anleitung und tatkräftigen Mitwirkung von Robert Darcy die Spieren der Tally Ho aus erstklassiger Sitka-Spruce-Fichte. Da die Bohlen nicht für die gesamte Länge des Hauptmastes reichen, müssen die einzelnen Stücke geschäftet werden.
Leo und Robert haben sich für eine „Fass-Dauben“-Konstruktion aus acht Teilen entschieden. Sie erlaubt größte Stabilität bei geringem Gewicht, denn die Mitte kann hohl bleiben, Prinzip Schilfrohr. Der Mastfuß bleibt bis zu der Stelle, an der er durchs Deck geht, allerdings massiv.

Der Bau aus acht Teilen erlaubt auch einen Versatz der langen Schäftungen, sodass keine Schwächung der Gesamtkonstruktion entsteht. Verklebt wird mit Epoxy von West System. Die Händler dieses auch in Europa weit verbreiteten Epoxy-Harzes haben eine sehr gute Beratungs-Hotline, sodass immer das richtige Produkt zur Anwendung kommt (hier Harz 105, Härter 206 und Collidal-Silica-Quarzmehl als Füllstoff). Außerdem kann Leo noch auf die Unterstützung von „Epoxy Wizard“ Russel Brown zurückgreifen.
Mast schäften statt Baum fällen
Im Video auf der Sampsonboat-Website wird deutlich, dass die Mastenbauer Robert, Chris, Doug und ihre Helfer ganz genau wissen, was sie tun. Es ist schön anzuschauen, wie ein Haufen bärtiger älterer Herren, die auch als Holzfäller durchgehen könnten, den Mast verleimen.

Vielleicht haben sie die Bäume ja tatsächlich selbst in Alaska geschlagen. Sie schneiden die einzelnen, nach oben verjüngten Mastprofile im 30-Grad-Winkel auf und schäften sie auf Länge. In genau passenden Rahmen werden sie erst zu Viertelstäben verleimt, dann zu Halbschalen und am Ende zum ganzen Mast. Es wird gearbeitet wie vor 100 Jahren, nur mit modernem Maschinenpark, Laufkatzen und Epoxy der Neuzeit.

Vor dem Verleimen der Halbschalen werden Kabelrohre und ein Radar-Reflektor eingelegt sowie ein Wasserablauf-Kanal eingefräst. Robert erklärt uns, wie der nunmehr achteckige Rohling erst 16-eckig und später 32-eckig gehobelt wird, bevor die Spezialisten ihn endgültig rund machen. Das ist bei Spruce eine Freude, denn es hobelt sich wirklich schön und nach jedem Hobelstrich glänzt das Holz unter der Klinge. Nach dem Mast werden die weiteren Rundhölzer gebaut: Toppstenge, Bugspriet, Baum und Gaffel.
Nick ist 100 Prozent dabei
Nick hatte etwas Stress im Winterurlaub, denn er hat sein Haus und Inventar verkauft, um nun ganz nach Port Townsend zu ziehen und sich voll und ganz der Tally Ho zu widmen – welche Hingabe!
Nun sitzt er wieder in dem kleinen Toiletten-Kabuff und baut Waschtisch und Kosmetik-Schrank. Er macht dabei einen durchaus zufriedenen und in sich ruhenden Eindruck.