Zeal, der mit seinem Bart und Zopf wie ein Psychedelic-Rockmusiker aussieht, hat schon bei der fünffachen Ruderaufhängung bewiesen, dass er ein Meister der genauen Beschlagsausrichtung ist. Um die Rüsteisen (Chainplates) mit dem Rumpf zu verbinden, muss er die Pilotbohrungen so genau setzen, dass sie möglichst mittig auf den Bronzeknien im Schiffsinneren austreten, nicht gerade einfach, denn alle Bolzen laufen in unterschiedlichen Winkeln ein.
Dafür klebt er die genaue Lage der Knie von außen mit Tape auf die Bordwand und befestigt sich entsprechende Bohrschablonen. Wer hätte etwas anderes erwartet, die kleinen 8-Millimeter-Pilotbohrungen treten nach gut 100 Millimetern Holz genau an der richtigen Stelle mittig aus dem Bronzeknie.
Die Schlossschrauben (Carriage bolts) sollen die Kraft, die über die Wanten in die Rüsteisen gehen, über diese Bronzeknie in den Rumpf einleiten. Die Knie verbinden die Spanten mit den Decksbalken, so dass der Mast letztendlich von dem ganzen Schiffsrumpf bis runter in den Kielbalken gehalten wird. So bilden der Mast und die ganze Rumpfstruktur eine Einheit.
Die Konstruktion hat Bob der Rigger erdacht, er hat auch die Schablonen der Rüsten gebaut. Aus Aluminiumbronze gegossen und nachgearbeitet wurden die Rüsteisen von Bill Langleys Team in der Port Townsend Foundry. Nun gehen die Rüsten wieder dorthin zurück.
In der Foundry werden die Löcher eckig ausgearbeitet, um den Vierkant unterhalb des halbrunden Bolzenkopfes der Schlossschraube an der Außenseite aufzunehmen. Solche Arbeiten hat Leos Team früher selbst übernommen. Heute haben sie dafür keine Zeit mehr und offensichtlich langt das Budget dank YouTube und zahlreicher Spender aus, um sie in Auftrag zu geben.
Schnurrhaare für den Bugspriet
Die Zwischenzeit nutzt Zeal, um die Beschläge für die Aufnahme der Bugstagen (auf englisch Whiskers, wie die Schnurrhaare bei Säugetieren), der seitlichen Verstagung des Bugspriets zu montieren. Sie müssen nicht ganz so viel Kraft aufnehmen wie die Rüsteisen, Zeal widmet ihnen dennoch nicht weniger Sorgfalt. Beim Einsetzen werden die Schlossschrauben mit reichlich Dichtungsmasse eingeschmiert, damit keine Feuchtigkeit in das Holz eindringen kann.
Nachdem Zeal die überschüssige Matsche sauber weggeputzt hat, sieht es richtig edel und solide aus. Endlich kommen auch die fertigen Rüsteisen aus der Gießerei. Vor dem Montieren muss aber innen auf den Bronzeknien noch eine winklige Grundfläche für die Muttern geschaffen werden. Das macht Zeal mit einer schweren Milwaukee-Bohrmaschine und einem speziellen, archaischen Knebel-Holzbalkensystem, um den nötigen Druck zu erzeugen.
Patty freut sich, denn bei der schweren Arbeit hat sein Galley-Rahmen den ultimativen Härtetest bestanden. Nachdem auch noch die einzelnen Bolzen in die Vierkante eingepresst wurden, damit sicher ist, dass sie auch keinen Millimeter Spiel haben, werden die Rüsteisen endgültig montiert.
Genauso sorgfältig wie die Whiskerplates werden sie festgebolzt, die Überstände über den Muttern abgeflext und die Gewindereste mit dem Hammer kalt geschmiedet, damit sich keine Mutter lösen kann. Nun darf der Mast kommen, aber so weit sind wir noch nicht.
Patty, der Galley-Clown
Galley, auch Pantry: die Küche auf einem Schiff. Sehnsüchtig wartet Patty darauf, dass Zeal mit dem Verbolzen der Rüsteisen fertig ist. Er arbeitet in seinem Pantry-Arbeitsbereich. „Es hat gefühlt eine Woche gedauert, die Teile für die Galley-Zeile zu bauen, die Spüle, Herd und Kühlschrank aufnehmen soll. Einen Monat, bis alles lackiert war, ein Jahr, bis alle Teile geliefert wurden, und eine kleine Ewigkeit, bis das Rüstgewerk endlich mit seiner Arbeit fertig war. Jetzt endlich, ein Menschenleben später, ist auch die Pantry fertig, jedenfalls der untere Teil“, verkündet Patty mit einem breiten Grinsen.

Egal was er macht, er hat immer einen lustigen Spruch auf den Lippen und Nick ist ihm ein idealer Partner dabei. Aber was er macht, macht er auch richtig gut. Seit langem ist er schon mit diesem Job beschäftigt, hat Schablonen gebaut, alle Teile aus Kirschbaumholz zusammengeleimt und exakt ausgeschnitten, Klappen gebaut und rechts von der Galley eine Reihe von selbstverriegelnden Schubladen für Besteck, Sägemehl und Schleifpapier eingebaut.
Nun endlich kann er alle Teile zusammensetzen und alles passt. Jedenfalls fast, denn die schwere steinerne Spüle ragt etwas aus der Zeile hervor. Warum Stein und warum in dieser Dimension? Naja, Leo hat sie entdeckt und sie gefiel ihm halt so. Das Gewicht von über 50 Kilogramm spielte dann auch keine Rolle mehr und irgendwie passt sie trotz der Übergröße zum Gesamtbild der Galley.
Damit sie auch wirklich an ihrem Platz bleibt, wenn Tally Ho in schwere See geraten sollte, hat Patty den PU-Kleber, mit dem sie befestigt wird, einem Test unterzogen: Er hat sie über Kopf gedreht, Holzbalken unter den schweren Steintrog geklebt, sie mit Schnüren an einen Balken gebunden und selbst mit seinen starken Armen Sturm gespielt – Test bestanden.
Messing statt Chrom
Die glänzende Wasserhahn-Armatur aus solidem Messing kommt von Old & Elegant Distributing, einer Firma aus Seattle, die auf Fertigung und Handel von klassischen Beschlägen spezialisiert ist. Tally Hos Armatur gab es aus dem Regal, sie musste allerdings erst entchromt werden. O & E hat den Job besorgt und Wasserhahn und Drehventile auf Messing hochglanzpoliert.

Der Aufwand hat sich gelohnt, es passt wirklich gut zu diesem Klassiker und bildet einen krassen Gegensatz zum High-Tech im Maschinenraum und dem halbkardanisch aufgehängten Herd mit Induktionskochflächen. Als der hängt und auch der Kühlschrank in der Arbeitsfläche versenkt ist, führt uns Patty voller Stolz alle Klappen mit Stauraum dahinter unter Spüle, Herd und Kühlschrank vor. Auch das Fach vor dem Kühlkasten, das so flach ist, dass es höchstens ein Magnet-Messerbord oder ein paar Schneidebretter aufnimmt.

Um ein stimmiges Design zu schaffen, musste auch dort noch eine Klappe sein. Wo er allerdings die vier Flaschen Bord-Gin versteckt, bleibt sein Geheimnis. Besonders stolz ist er auch auf das Edelstahlfach für den Herd mit handgefertigten Kantleisten.
Ohne Herd könnte man es auch für einen postmodernen Sessel halten. Patty nimmt Platz und es knackt bedenklich – wohl doch eher Herd-Schaukelstuhl. George raucht der Kopf von zu viel Winkel-Berechnungen. Er liegt schon mal Probe auf seinem Salonsofa – aber bitte nicht einschlafen!
Tally Ho wächst und gedeiht, und Leo ist wie immer begeistert von der fantastischen Arbeit, die seine Jungs leisten. Jeden Tag kommt er dem ersten Segeln mit der Tally Ho einen Schritt näher. Soweit für heute: „See you next time, Cheers.“