Anstatt gelassen bei Freunden oder auf dem eigenen Dickschiff auf der Elbe oder im Drachen auf der Alster bei schönem Wetter eine Runde zu drehen?
Generation Z kann dem Opa aufs Boot helfen
Nur mal angenommen, ich bin nun doch – vielleicht sogar ein bisschen bewegungseingeschränkt – neugierig geworden. Klaus Lahme macht mir jedenfalls Mut. Er erklärt, dass lediglich eine Person an Bord über 80 Jahre alt sein müsse und dass auch die Verteilung der Positionen offen sei.
So könnten interessierte TeilnehmerInnen durchaus einen fitten Jüngeren – wie Sohn oder Tochter – oder sogar den Enkel oder die Urenkelin mit an Bord nehmen. Die ersteren sind, je nach Alter, vielleicht auch schon im Ruhestand. Und für die Jüngsten sollte eine eintägige Unterrichtsbefreiung – der Termin fällt auf einen Dienstag – kein Hindernis sein. Die Generation Z würde auch verantwortungsvoll dafür sorgen können, dass Opa oder Oma sicher aufs Boot kommen.

Und Dienstag klingt gar nicht so schlecht. Da ist im Verein und auf dem Wasser vielleicht nicht so viel los. Die meisten Hamburger sind bei der Arbeit, vermutlich im Home Office, und wahrscheinlich sind nur Anfänger von den Segelschulen auf der Alster. Und die haben oft mit sich selbst genug zu tun und nicht unbedingt Augen für die Alten auf den besonderen Booten. Und wenn schon: Einige jenseits der 80 sehen noch fitter und jünger aus als so manch erheblich Jüngerer.
Neues Format unter pandemischen Umständen
Der geplante Ablauf klingt jedenfalls einladend. Der besagte Regattatag soll mit einem Seglerfrühstück beginnen. Dann wird die Regatta im Segelbundesliga-Format ausgetragen. Am Ende treffen sich, wenn es die pandemischen Umstände erlauben, alle Teilnehmer bei einem netten Essen und der Siegerehrung.
Damit man sich entsprechend vorbereiten kann, stellt der Verein zwei Boote der neuen S\V 14 im sogenannten Boat-to-Share-Angebot zur Verfügung. So können interessierte Segler und Seglerinnen jederzeit trainieren, sobald es die Coronaregeln in Hamburg zulassen.

Mit seinen etwa 2.000 Mitgliedern gehört der NRV zu den an Mitgliedern stärksten Wassersportvereinen in Deutschland. Mit dem NRV Youth Team, einem Bundesliga-Team und dem NRV Olympic Team fördert der Verein auch den Spitzensport. Bei der Kieler Woche und der Travemünder Woche gehört man zu den Ausrichtern. Und als Veranstalter neuer Regattaformate wie dem Helga Cup, der größten reinen Frauen-Regatta weltweit, haben die Hamburger neue Maßstäbe gesetzt.
Die passende Regatta fürs neue Boot
Seit letztem Jahr ist auch Inklusion ein Thema im Verein. Dafür wurden vier Boote der neuen Bootsklasse Fareast S/V 14 angeschafft. Im Jahr 2015 war Alex Simonis von Simonis Voogd Yacht Design von einer thailändischen Segelorganisation für behinderte Menschen gebeten worden, ein sicheres, modernes, sportliches und vor allem erschwingliches Boot für die Parasailing-Gemeinde zu entwerfen.

Auch körperlich eingeschränkte Segler und Seglerinnen können mit der 4,39 m langen Jolle über die Alster schippern – und eben solche Segler, die altersbedingt nicht mehr so sicher (oder gar nicht mehr) auf den gängigen Booten unterwegs sein können. Vielleicht haben die Verantwortlichen des NRV daran gedacht, als ihnen dieses Regattaformat in den Sinn kam.
Noch ist das Meldeportal nicht geöffnet. Spätestens dann darf man gespannt sein, wie viele sich öffentlich mit ihrer Meldung als über 80-Jährige outen werden.