Der Verein Seglerhaus am Wannsee packt es an. Der größte Segelverein Berlins und der zweitgrößte Deutschlands nimmt die Verpflichtung an, die mit dieser exponierten Stellung einhergeht. Er will der erste als nachhaltig zertifizierte Segelverein in Deutschland werden. Um das umzusetzen, lässt er sich vom Start-Up Khulula unterstützen. Es wird den Verein auf dem Weg ins nachhaltige Wirtschaften als Berater begleiten. Was das heißt? Eine ganze Menge.
Der VSaW ist bereits seit einer ganzen Weile unterwegs in eine grünere Zukunft. Schon seit mehreren Jahren liegt am Steg das rote Trainer-Schlauchboot. An seinem Heck ist ein Torqeedo-Motor, daneben die elektrische Ladesäule. Die Vereinstrainer fahren während der Trainings unter Strom. Auch andere Boote, die elektrisch motorisiert sind, können hier ihre Akkus aufladen.

Zum Beispiel der grüne Daysailer Flax 27 von Vereinsmitglied Michael Ernst und seiner Frau Ingrid, der im Hafen auch einen elektrischen Außenborder von Torqeedo nutzt. Der Verein will damit seine Mitglieder an nachhaltiges Denken und Wirken heranführen. Und es ist gut für den Wannsee, wenn kein Benzin mehr tropft, und gut für die Mitglieder auf der schönen Terrasse, wenn kein Motor stinkt und lärmt.
Auch was das Tauwerk betrifft, hat der Verein umgedacht und setzt heute auf recyceltes Material von Robline. Aber das ist lange noch nicht alles. Der gesamte Verein soll auf Herz und Nieren geprüft werden.
Porzellan statt Einweg-Geschirr
Bei Vereinsregatten wird man Plastikflaschen durch Wasserspender ersetzen, an denen man die eigene Flasche auffüllen kann. Bei Veranstaltungen soll es kein Plastikgeschirr mehr geben, sondern das Porzellan und die Gläser aus dem Restaurant genutzt werden. Vorbei die Take-Away-Kultur im Verein.

Das sind nur erste Tropfen im großen Wannsee, aber die Politik unterstützt die Transfusion. Der Wannsee soll mit der Rot-Grünen Berliner Regierung grüner werden. Die Senatsmittel, die der Verein bisher bekam, sind zur Zeit eingefroren. Aber die Mittel, mit denen Berliner Sportvereine unterstützt werden, orientieren sich zukünftig sicherlich an strengeren und nachhaltigeren Richtlinien.
Der Verein Seglerhaus am Wannsee will darauf vorbereitet sein: „Als gemeinnütziger Verein ist uns die Zusammenarbeit mit dem Senat und den Behörden zur Umsetzung dieser Ziele ein Anliegen. Wir wollen im Verein dazu beitragen, Berlin nachhaltig und klimafreundlich zu gestalten. Alt und Jung gemeinsam,“ so der Geschäftsführer Frank Butzmann.
Licht aus dem richtigen Winkel
Da geht es zum Beispiel um die Wahl des Stegbelags, um Lichtquellen- und stärken und Lichtwinkel, um die Umweltbelastung zu minimieren. Die Vorgaben bei den Förderungen des Senats werden in Zukunft restriktiver werden, glaubt Frank Butzmann. Der Verein will die Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit auf breiter Ebene angehen. Aber auch wenn das Thema inzwischen in aller Munde ist, muss der Gedanke im Verein mitwachsen. „Die rund 1.000 Mitglieder müssen ja auch dahinter stehen“, meint Butzmann.
Und hier kommt Khulula ins Spiel. Das Start-Up, gegründet von Simon Licht und Holger Ambroselli, hat sich nicht weniger vorgenommen, als den Wassersport nachhaltig zu machen. Es will Segelvereine künftig in der Umwandlung zu nachhaltigem Wirtschaften und Handeln beraten.

Bekannt geworden sind die beiden Gründer gerade durch ihren Öko-Opti Flaxxi, den sie auf der letzten Berliner Messe Boot & Fun auf dem Stand des VSaW ausgestellt haben. Jetzt steht der Prototyp des Öko-Optis gut sichtbar am Eingang vom Seglerhaus. „Für die Optikinder, denen wir im ersten Jahr das Boot zur Verfügung stellen, werden wir die GFK-Optis sukzessive durch Flaxxis ersetzen.“
Zertifizierte Nachhaltigkeit
Die Kooperation mit Khulula soll noch weiter gehen. Licht und Ambroselli haben sich dem „Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung“ (ZNU) angeschlossen. Das Institut zeichnet sich dadurch aus, das es nachhaltiges Wirtschaften als einzige Einrichtung in Deutschland für Unternehmen zertifizierbar macht. 2009 gegründet, ist es angeschlossen an die Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft der Universität Witten/Herdecke.
Das Netzwerk umfasst um die 100 Partner. Dazu gehören Lebensmittelhersteller wie Ritter Sport, Dienstleistungsunternehmen, wissenschaftliche Einrichtungen, Stiftungen und eben auch Vereine – bisher vor allem Fußballvereine.
Khulula will in Kooperation mit dem ZNU eine speziell auf den Wassersport angepasste, messbare Nachhaltigkeitsstrategie in den Bereichen Umwelt, Wirtschaft, Soziales und Unternehmensführung entwickeln. Der VSaW soll dafür die Blaupause sein. Ziel der Beratung ist die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie, die alle Wassersport-Institutionen nutzen können. Die Zusammenarbeit mit dem VSaW ist ehrenamtlich und unentgeltlich.