Die Stimmung bei den Herstellern von Motorbooten und Segelyachten in Deutschland ist so gut wie schon lange nicht mehr. Deutsche Segelyachten und Motorboote bauen nicht nur Hanse und Bavaria. Auch kleinere Hersteller behaupten sich mit individuellen Konzepten und beachtlichen Stückzahlen.
Die ungewöhnlich lange Saison und eine positive wirtschaftliche Grundstimmung in Deutschland sorgten 2018 für eine Sonderkonjunktur in der deutschen Bootsbranche. Das hat auch den Bootsherstellern ein hervorragendes Jahr 2018 beschert.

Viele Kleine und zwei Große
Der Neustart von Bavaria Yachts und seiner Katamaran-Tochter Nautitech im vergangenen Herbst hat das Vertrauen von Leuten, die an einem Bootsneukauf interessiert sind, nicht erschüttert. Klarer Marktführer bezogen auf Stückzahlen und Umsatz ist bei den in Deutschland ansässigen Unternehmen allerdings die Hanse Group mit Segelyachten der Marken Hanse, Moody, Dehler und Privilège und ihren Motorboot-Marken Sealine und Fjord.

Neben den beiden international bekannten Mehrmarkenproduzenten Hanse und Bavaria waren auch kleinere Bootshersteller aus Deutschland mit individuellen Konzepten erfolgreich, vor allem auf dem deutschen Binnenmarkt. Hellwig Boote, Aqualine Boote, B1 Yachts, RaJo-Boote sowie Europe Marine mit den Marken Viper und Auster – um nur einige zu nennen – stellen offene und geschlossene Motorboote in beachtlichen Stückzahlen her.
In ihrem Marktsegment hoch spezialisierte Segelyachtwerften wie Sirius mit ihren gleichnamigen Deckssalonyachten sind auf Jahre ausgebucht, die Bente nebst ihrem nachhaltig gebauten Ableger Green Bente von Friedrich Deimann ist eine Erfolgsgeschichte. Innovativ bei Baustoffen und Motorisierungskonzepten sind die schnellen Sportboote der Bootsmanufaktur Kaiser.

Effektiver individuelle Wünsche erfüllen
Zwischen den Großen der Bootsbranche ist viel Platz für kleinere Hersteller, speziell von Motorbooten, aus deutscher Produktion oder zumindest Endfertigung. Dabei kommen durchaus hohe Fertigungszahlen zusammen.
Aqualine Boote und B1 Yachts sind in Werder bei Berlin ansässig. Das Unternehmen produziert in zwei Baureihen rund 100 offene und Kajütboote pro Jahr. In ähnlicher Größenordnung bei den Stückzahlen baut Hellwig in der Nähe von Aachen mit eigener GFK-Fertigung Motorboote bis 5,80 m Länge.
Komplett in Deutschland fertigt die Sportbootwerft Europe Marine nach eigener Aussage rund 120 Boote der Größe von fünf bis 10 Metern Rumpflänge pro Jahr. Hinsichtlich der Stückzahlen stellt die Sirius-Werft eine Ausnahme dar, die in Plön nahe der Ostsee pro Jahr gut ein Dutzend Deckssalonyachten zwischen 31 und 40 Fuß Länge produziert.

Ein wesentlicher Grund für den Erfolg der mittelgroßen Herstellern beim Kunden ist die deutlich höhere Individualisierungsmöglichkeit der Boote – zumindest bei einigen Anbietern. Auch eine höhere Fertigungsqualität und die besondere Kundennähe nennen die Hersteller als wichtige Argumente ihrer Kunden für die Kaufentscheidung.
Eine andere Individualität
Schon aus der im Vergleich geringeren Stückzahl ergebe sich eine andere Individualität, erklärt Aqualine-Chef Frank Schaper. „Wir können viel schneller auf Kundenwünsche eingehen und diese auch umsetzen als ein Großserienhersteller.“

Mit individuellen Fertigungsoptionen und einem innovativem Design punkten auch die „jungen Wilden“ um Yachtkonstrukteur Alexander Vrolijk. Ihr Unternehmen Bente Yachts konnte mit bisher drei Modellen einen beachtlichen Erfolg erzielen. Die äußere Erscheinung der Bente-Konstruktionen ist dabei ganz anders als die der eher schweren Fahrtenyachten aus den Serienproduktionen der Großanbieter.
„Klar, sind das alles zeitlose tolle Boote. Aber dass mal ein neues Bootskonzept entsteht, wo jemand ein paar schlaue, witzige Ideen verwirklicht – bislang Fehlanzeige.“ stellt Werftgründer Alexander Vrolijk gegenüber float fest. Bente Yachts hingegen will kühner sein und einen eigenen Weg gehen.
