Souverän legt die Malizia Seaexplorer um 12:45 Uhr im Hamburger Museumshafen an, um vor großem Publikum getauft zu werden. Die Foils sind wattiert, Schlauchboote halten den 18-Meter-Renner vom Kai ab. Menschen, Medien und trockener Himmel sind da.
Bei Windstärke fünf von vorne glitt die Malizia Seaexplorer mit drei Knoten unter Behelfsmotor über die Elbe in das schmale Hafenbecken, begleitet von ca. 60 Schiffen.
Der NDR ist vor Ort und kommentiert voller Begeisterung, wie die Hamburger profitieren: „Es ist ein ganz großer Rummel. Es sind bewegende Momente.“ Und wie Boris profitiert: „Die Heimat ist da, die Frau wartet.“ Währenddessen wirft die Crew auf dem Baum der Malizia Seaexplorer zur La Ola die Arme hoch.
Beim Blick unter Deck der Imoca wird einem ganz ernst ums Herz. Boris Herrmann will wirklich gewinnen! Wenn Segelromantik im Vordergrund stehen würde, würde er sich bestimmt nicht in solch eine abgeschottete Blechkammer wie das neue Cockpit einsperren. Das Kontrollzentrum ist ein Steckkasten mit über 20 bunten Leinen. Schoten, Fallen, Trimmleinen sind nur an den Farben zu unterscheiden. Nichts für Segler mit weißen Leinenhosen. Sven Kaulbars vom NDR fragte: „Das Schiff ist zu. Warum?“ Boris antwortete: „Man kann den Kopf durch die Luke stecken.“

Mit dem Lötkolben gegen Kinderkrankheiten
Nach der Überfahrt aus Frankreich befragt, resümiert Boris Herrmann: „Bei starkem Wind ist das Biest über 30 Knoten gefahren – geflogen … Dann fielen Teile der Elektrik aus und wir mussten in Cherbourg zum Reparieren und Optimieren zwischenstoppen.“ Beunruhigen ihn solche Probleme nicht mit Blick auf Solo-Regatten? „Ich habe einen Lötkolben griffbereit“, kontert er zuversichtlich.
Segelsport als Publikumsmagnet ist in Deutschland keine Selbstverständlichkeit. Bei der Kieler Woche sind die Matjesbrötchen wichtiger als die Regattaergebnisse. Aber die Taufe der Malizia Seaexplorer schlägt so ein wie vor 20 Jahren der Siegeinlauf der Illbruck in Kiel nach dem Volvo Ocean Race. Boris Herrmann möchte mit seinem Beispiel „Emotionen und Ehrgeiz auslösen“.

Die Flasche zerschellt beim zweiten Versuch am Bugspriet der Malizia Seaexplorer. Die beteiligten Schulkinder haben solide Wünsche: Schöne Erlebnisse mit dem Boot – und möge es nicht sinken. Dann legt DJ Wittig 70er-Jahre-Disco auf.