Die Tally Ho wird seit 2017 rekonstruiert. Besitzer Leo Sampson Goolden hat sich eine „rollende“ Deadline gesetzt. Fragt man ihn, wann die neue Tally Ho segeln wird, antwortet er lapidar, „in zwei Jahren“. Aber mittlerweile ist der Rumpf fertig, die Decksaufbauten und der Innenausbau sind weit fortgeschritten und auch Motor und Technik größtenteils installiert. Sie soll nun endlich bald segeln. Dafür fehlt allerdings noch das Rigg.
Klein-Klein ohne Ende
Der Bau der Spieren (spars) für das Rigg ist eine Mammutaufgabe. Schöne Arbeit, doch sehr zeitintensiv. Das Holz dafür, allerbeste Sitka-Fichte aus British Columbia, hat Leo schon im Frühjahr eingekauft.

Nun sollen daraus Mast, Baum, Gaffel, Toppmast, Bugspriet und andere Rundhölzer entstehen. Leo und sein fleißiges Team sind aber noch mit unzähligen Arbeiten am Schiff selbst beschäftigt. Zeal, der Bootsbauer mit dem Frank-Zappa-Bärtchen und dem Rastafari-Käppi, kalfatert die Decksstützen. Eine angenehme Arbeit auf Deckshöhe, leider nicht allzu langwierig. Danach geht es unter das Schiff, um den Blei-Ballastkiel mit Elektro-Hobel und Oberfräser an Rumpf und Totholz anzupassen. Keine angenehme Arbeit (auch eine leidvolle Erfahrung des Autors), aber Zeal meistert sie ohne Klagen.

Leo selbst baut zusammen mit Joe the Mechanic die maßgeschneiderte Auspuffanlage der britischen Spezialfirma Halyard ein. Zwei glückliche Schrauber im Engine Room.
In gute Hände abgegeben
Um sich nicht zu verzetteln, hat Leo beschlossen, die Arbeit fürs Rigg an das Northwest Maritime Center abzugeben. Dort wird der erfahrene Mastenbauer Robert d’Arcy, Skipper des Schoners Martha, mit seinem Team Doug und Chris diesen Job übernehmen. Natürlich wird Leo auch dabei sein, das lässt er sich nicht nehmen. Möglich ist diese Fremdarbeit durch die großzügige Spende eines unbekannten Tally-Ho-Fans, der die gesamten Baukosten übernehmen will. Leo im Glück!

Zunächst muss allerdings der Stapel von 2.000 laufenden Fuß (etwa 700 m) Holz auf die andere Seite der Stadt gebracht werden. Leo hat viele hilfsbereite Freunde.
Ein Cockpitsüll zum Träumen
Clifton hat schon viel seiner erstklassigen Handwerkskunst in die Schwellen der Decksaufbauten und Luken gesteckt. Nun ist das Cockpitsüll (Coaming) dran. Mit einer abenteuerlichen Anordnung auf der Kreissäge schneidet er die Innenrundungen aus. Dann rückt er ihnen mit Hobel und Tellerschleifer ans edle Teakholz, bis er perfekte runde Ecken fertig hat. Die werden mit einer Art Lamellos mit den Längsplanken verbunden und der ganze Rahmen mithilfe des Teams in die Lackierhalle geschafft, mit Tonkinois-Lacköl gestrichen und wieder an Deck gehievt.
Verbolzt mit langen Bronzeschrauben entsteht so eine Cockpitumrandung zum Finger lecken. In der Achterpiek, dem Lazarett, stehend, erklärt und Leo stolz diesen Arbeitsschritt. Natürlich kommt auch Clifton nicht zu kurz, er spricht gerne mit Schalk im Nacken über seine Arbeit. Er hat sichtlich Freude daran.
Nick bohrt Löcher in den Rumpf
Bei dieser Arbeit ist ihm schon ein bisschen mulmig: Nick hat die Aufgabe bekommen, die Decksdurchführungen, auf denen die Seeventile (seacocks; bitte nicht lachen!) sitzen, in den Rumpf einzubauen. Dafür müssen aber zunächst je nach Größe ¾“ (19mm), 1“ (25mm) und 1 ½“ (38 mm) Löcher in den geschlossenen Rumpf gebohrt werden und zwar möglichst mittig in der Planke. Innen am Rumpf baut Nick schön geformte Holzaufdoppelungen an. Keine Angst, Nick, die Löcher werden – zumindest unter der Wasserlinie – ja wieder sicher verschlossen und zwar mit 1A-Rotguss-Fittingen und soliden Ventilen. Das veredelt die Außenhaut noch einmal.
Über die Seeventile wird der Wasserhaushalt im Schiff abgewickelt, Ein- und Auslass des Motorkühlwassers, Abfluss für Brauchwasser (grey water) und Ein- und Auslass des Toiletten-Spülwassers (black water), natürlich nur in ausreichend Abstand von der Küste.


Leo stapelt den Haufen von Angelique-Brettern um und sucht die besten Planken aus. Er wird als nächstes die Schanz bauen, eine Art Bretterzaun, nur viel schöner, der das Deck umschließt, damit man nicht runterfällt. Angeschraubt wird die Schanz an den Stützen, die aus dem Schandeck herausragen. Richard hat sie gebaut und gesetzt, Clifton und George haben sie festgeschraubt und Zeal die Nähte kalfatert. Nun ist Leo am Zuge. Die naturlackierte Schanz soll eine Zierde für die Tally Ho werden.

Kilometerweise Holz zum Hobeln
Am Ende stattet er den Mastenbauern einen Besuch ab. Beeindruckend wie Robert, Doug und Chris mithilfe von Kettenzügen und Laufkatzen die ewig langen Spruce-Balken durch den Dickenhobel schieben, um glatte Leimflächen zu erzeugen.

Und wieder ist das Video mit wunderschöner Musik unterlegt. Zum Nachhören hier die Songs: Grace Behind the Curtain – Silent Partner, Los Bilibicos – E’s Jammy Jams, Talkies – Huma-Huma , Some Obsession – Silent Partner.