Was schwimmt denn da im Wasser? Oh nein, es ist meine Selbststeueranlage! Damien Guillou muss sich schon zum zweiten Mal die Pechvogel-Kappe dieses Golden Globe Race aufsetzen. Gleich nach dem Start hielt ihn eine Reparatur auf. Und jetzt, in Woche sieben, bricht ihm das Gestänge seiner Hydrovane-Anlage auf Höhe der Wasserkante.
Die Ersatzteile hat er parat. Aber er braucht ruhige See für die Reparatur. Hat er denn nicht genug Speiseöl gebunkert, um es zum Glätten der Wellen über Bord zu schütten? Ein sträfliches Versäumnis!

20 Knoten Wind sind schön – wenn sie aus der richtigen Richtung kommen. Den entsprechenden Windkanal sucht die GGR-Flotte gerade im südlichen Atlantik, um Kurs auf Kapstadt nehmen zu können. Die Langkieler kämpfen sich durch vier Meter hohe Wellen-Getümmel. Aber die Letzten könnten zu den Ersten werden, wenn der Wind wie angekündigt auf Nord drehen sollte.
Dann hätte die Avantgarde sich unnötig damit aufgehalten, nach Süden zu gehen, um den noch herrschenden Ostwinden auszuweichen. Bei Nordwind können alle stante pede auf Kapstadt loshechten, egal wie nördlich oder südlich sie sich befinden.
Die Avantgarde der Avantgarde, Simon Curwen, teilt sich mit Damien Guillou die Pechvogel-Kappe. Er wollte im Windschutz der Insel Trindade sein gebrochenes Genuafall in der Mastspitze reparieren. Nicht nur gelang ihm die Reparatur nicht, beim Abseilen zerlegte sich obendrein der Bootsmannsstuhl und Simon musste sich freihändig am Mast herunterhangeln. Jetzt segelt er mit Blessuren und Aushilfsfall nach Kapstadt, um sich dort erneut an die Reparatur zu machen. Noch hält er Platz zwei.

Späte Gerechtigkeit für Tapio
An die Spitze ist Tapio Lehtinen gerückt – der Mann, der sich beim Golden Globe Race 2018 philosophisch damit abgefunden hatte, das Schlusslicht zu bilden. Er hat einen östlicheren Kurs als Abhilash Tomy und Kirsten Neuschäfer gewählt, die dadurch auf Platz fünf und sechs zurückgefallen sind.
Das hintere Feld bewegt sich noch nördlich von Trindade. Dort freut man sich sogar über permanenten Gegenwind im Vergleich zur Flaute in den Doldrums. Lieber nass als gelangweilt.

Michael Guggenberger hat das Telefonat mit float moralisch so aufgebaut, dass er im Anschluss seine Bestzeit gesegelt ist: ein Etmal von 155 Seemeilen. Er macht gerade die Erfahrung, dass man sein Boot nicht quälen, sondern streicheln muss, um es zu Höchstleistungen anzustacheln. Weniger Segelfläche mit weniger Krängung bringt mehr Speed. Voilà!
Zusammen mit Damien Guillou, Jeremy Bagshaw und Ertan Beskardes könnte er zu den hauptsächlichen Nutznießern des drehenden Windes gehören. Hinter Trindade geht es direkt quer rüber nach Kapstadt. Dort können die Segler noch einmal bei einem Meet-and-Greet-Termin etwas für ihre Resilienz tun, bevor es in den südlichen Ozean geht. Was dann kommt, weiß nur der Klabautermann.