Warum sollte man 641,13 Seemeilen an einem Tag runterreißen, wenn man sich dafür auch 3 1/2 Tage Zeit lassen kann? Das Team Malizia sollte sich mal entspannen, alle Etmal-Rekorde fahren lassen und am Race to Alaska statt an The Ocean Race teilnehmen.
Aber nicht jeder hat Bock darauf, in einer Narrenklasse zu starten. Und eine Klasse für Narren ist das Race to Alaska/R2AK in jedem Fall. Willkommen ist jeder schwimmfähige Untersatz, solange er keinen Motor hat.
Paddeln mit Händen oder Füßen, einen solargetriebenen Fön als Turbine einsetzen, einen Joint am Heck abbrennen, Pedale treten (wie beim hochkulturellen Documenta-Projekt citizenship) und segeln sind erlaubt.

Der Schnupperkurs geht über 40 Seemeilen, die volle Regatta-Packung über 750 Seemeilen. Auf dem Weg von Port Townsend in Washington/USA nach Ketchikan/Alaska sind die Crews sich völlig selbst überlassen. Vororganisierte Zwischenlager und externer Support werden mit Disqualifikation geahndet.
Kollektives Quatschmachen
Aber man kann auf dem Weg anlanden, wo man möchte, und alle Annehmlichkeiten vor Ort nutzen. Es muss nur ohne vorherige Absprache passieren. Das R2AK ist eine Veranstaltung für Menschen, die gerne ins kalte Wasser geschubst werden, den lieben Gott alle Fünfe gerade sein lassen und mehr auf eine gute Zeit als auf spektakuläre Rekorde aus sind. Klar, Portland ist ja auch Slacker-Hochburg.

2015 hat die Non-Profit-Organisation Northwest Maritime Center, ein Ableger der Wooden Boat Foundation, das erste R2AK ausgerufen. 2016 waren 44 Teams gemeldet, von denen 26 durchs Ziel gingen. 2022 sind von 41 Teams 19 angekommen.
Die drei Männer des Teams „Pure and Wild“ sind mit ihrer 44-Fuß-Yacht auf Platz 1 gesegelt. Beim letzten Rennen vor Corona 2019 hat die Frauen-Crew der Yacht „Sail like a girl“ gewonnen. Wer abbricht, kann sich auf eine Kollision mit Treibholz oder einem Bären herausreden.

Der Lohn der Mühe? 10.000 Dollar für den Sieger. Ein Set von Steakmessern für den Zweitplatzierten. Mit den Messern kann man den Bären tranchieren, den man auf der Tour mit seinem Paddel erschlagen hat. Und rauf auf den Grill. Ein Fest für jedermann!
Im Land der Ellenbogen-Karrieristen wird das kollektive Quatschmachen gefeiert. Leistung kann Spaß machen. Man kann aber auch Spaß ohne Leistung haben. Wie schnell war noch mal das Team Malizia?