Der Traum, einmal über den Atlantik zu segeln, endete für den Schweden Dag E. womöglich tödlich. Bei der Atlantic Rally for Crusiers (ARC) segelte der 33-Jährige an Bord der Ocean Breeze, einer unter österreichischer Flagge segelnden Volvo-70-Yacht. Am frühen Morgen des 2. Dezembers setzte der Skipper in rauer See einen Notruf ab: MOB – Mann über Bord.
Mittlerweile hat sowohl die Crew der Ocean Breeze als auch der World Cruising Club (WCC), der Ausrichter der jährlich stattfindenden Rally, den Vorfall bestätigt. In einer Mitteilung heißt es: „Mit großer Trauer bestätigt der World Cruising Club, dass der 33-jährige schwedische Segler Dag E. am Montag, den 2. Dezember, um 02:27 UTC von der Yacht Ocean Breeze über Bord gegangen ist und vermisst wird.“
18 Stunden Suche
Dag E. war einer von zehn zahlenden Gästen an Bord der Ocean Breeze, wie Paul Hullenaar, der Vermarkter der Volvo-70-Yacht in Österreich, gegenüber float sagt. Zudem sind neben dem Skipper drei feste Crewmitglieder an Bord. Noch am Vorabend des Unglücks hat Hullenaar einen Blick auf den Tracker geworfen – und sich gefreut, dass alles glatt läuft. Alle paar Tage habe er in Verbindung mit dem Boot gestanden, sagt er. „Ich habe nur positive Meldungen bekommen. An Bord war alles im grünen Bereich und alle haben sich sehr gefreut.“
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… und offen lesbar für alle. Unterstütze uns jetzt als 💙 float friend, damit das so bleibt. Dein Beitrag macht float stark. Ich bin dabei!Von dem Unglück erfahren hat Hullenaar, als ihn am nächsten Morgen ein besorgter Verwandter eines Crewmitglieds anrief. Auf dem Tracker sah man, dass die Ocean Breeze ihren Kurs verlassen hatte. „Ich habe zunächst vermutet, dass etwas nicht stimmen kann. Mein erster Gedanke: ein grober technischer Defekt“, sagt Hullenaar. Dann sei alles Schlag auf Schlag gekommen. Erst die Bestätigung aus England, dass es einen MOB-Vorfall an Bord gab. Dann hätte er Kontakt zum Boot bekommen. Was genau an Bord passiert ist, weiß auch Hullenaar nicht. „Im Moment ist es auch nicht relevant, warum und weshalb, und was genau passiert ist“, sagt er. „Leider habe ich bislang keine positive Rückmeldung bekommen, dass die Person gefunden und geborgen worden ist. Und mit jeder Stunde schaut es immer schlechter aus.“

Denn nach 18-stündiger Suche wurde die Rettungsaktion mit Einbruch der Dunkelheit und zunehmendem Seegang durch den MRCC Norfolk um 20:45 UTC am Montag beendet. Die Ocean Breeze sowie die Leaps & Bounds 2 haben wieder Kurs auf Saint Lucia genommen.
Die Hoffnung, Dag E. noch lebend in der stürmischen See zu finden, ruht nun auf den folgenden Yachten der ARC. Allerdings dürften die Chancen minimal sein. „Ich hoffe auf ein Weihnachtswunder“, sagt Hullenaar. „In Gedanken bin ich bei der Familie, den Freunden, der Crew.“ Jetzt sei es wichtig, dass das Boot samt Besatzung sicher an Land ankomme. Der Stress an Bord sei in einer solchen Situation sehr groß. „Deshalb habe ich auch noch nicht mit dem Skipper sprechen können – und wollen“, sagt Hullenaar.
ARC-Flotte zur Hilfe aufgefordert
Trotz der geringen Aussichten hat die Seenotrettungsleitstelle in den USA alle Schiffe in der Umgebung gebeten, ihren Kurs so zu ändern, dass sie das Suchgebiet bei 20°24.838’N und 043°11.623’W durchqueren und dabei aufmerksam nach Anzeichen einer Person im Wasser Ausschau halten. Alle ARC-Yachten wurden aufgefordert, diese Bitte des MRCC zu unterstützen.

Seitens der MRCC Norfolk heißt es, dass das Suchgebiet im Laufe der Zeit um die Driftgeschwindigkeit und die Wetterbedingungen angepasst werde. Die MRCC Norfolk werde aktualisierte Koordinaten bereitstellen. Wie der WCC mitteilt, lägen derzeit keine weiteren Informationen zu dem Vorfall vor. Updates würden aber veröffentlicht, sobald sie verfügbar seien. „Wir kennen die Umstände des Vorfalls derzeit nicht und werden nicht spekulieren“, erklärte der WCC.
International bekannt
Das Boot, die Ocean Breeze, ist in der internationalen Regattaszene keine Unbekannte. Unter dem Namen Telefonica Blue belegte die Yacht beim Volvo Ocean Race 2008/09 den dritten Platz. Damals war sie unter spanischer Flagge mit dem niederländischen Skipper Bouwe Bekking.
Anschließend kaufte ein irisch-chinesisches Team das Boot. Unter dem Namen Sanya Lan belegte es mit Skipper Mike Sanderson den sechsten Platz im Volvo Ocean Race 2011/12.