Seit dem heutigen Montag ist es offiziell, dass Bavaria Yachtbau insolvent ist. Die sogenannte „Insolvenz in Eigenregie“ wurde vom Amtsgericht Würzburg heute genehmigt. In den kommenden drei Monaten soll bei der größten deutschen Werft für Freizeitboote die Restrukturierung in Eigenverwaltung erfolgen.
Konkret bedeutet dies, dass das fränkische Unternehmen in den kommenden drei Monaten für einen Verkauf vorbereitet werden soll. „Der Werftbetrieb wird in den nächsten Monaten nahtlos fortgeführt.“ meldete Bavaria am frühen Montagabend in einer Presseerklärung. „Aktuell ist Auslieferungssaison, so dass für die nächsten Monate ein hoher Auftragsbestand abgearbeitet werden kann.“
Dafür ist der Rechtsanwalt und Restrukturierungsexperte Tobias Brinkmann in die Geschäftsleitung berufen worden. Zum vorläufigen Sachwalter wurde Hubert Ampferl von der Kanzlei Dr. Beck & Partner bestellt. „Bei einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ist die Prognose tendenziell günstiger, weil so das Know-how der Firma besser genutzt werden kann, um die Interessen der Gläubiger zu wahren und auch selbst zu überleben“, zitiert die Bild-Zeitung dazu einen Gerichtssprecher.
Schon lange in Schieflage
Die Bavaria-Werft war offenbar schon länger in erheblicher finanzieller Schieflage. Wie das Handelsblatt am heutigen Montag berichtet, wies der Konzern laut Geschäftsbericht „ein negatives Eigenkapital von mehr als 200 Millionen Euro“ im Geschäftsjahr 2015/2016 aus. Die Produktion von Yachten wurde in den letzten Geschäftsjahren trotz guter Auftragslage „bislang nur durch immer neue Darlehen der Eigentümer gesichert“, schreibt das Handelsblatt.

„Zwar sei absehbar, dass Bavaria die Schulden von über 200 Millionen Euro nicht aus eigener Kraft zurückzahlen könne“, bezieht sich der online erschienene Bericht auf den Bavaria-Geschäftsbericht. „Doch nach Gesprächen mit den Eigentümern gehe man davon aus, dass die Investoren noch bis März 2019 an Bord bleiben.“ Bis dahin solle die Werft saniert oder weiterverkauft werden, will das Handelsblatt erfahren haben.
Nun kommt dieser offenbar geplante Schnitt bereits ein Jahr früher: Man habe das Unternehmen mit „erheblichen Ressourcen unterstützt“, zitiert das Handelsblatt eine Stellungnahme der Finanzinvestoren Anchorage und Oaktree, den Haupteignern von Bavaria Yachtbau. Weiter heißt es: „Bedauerlicherweise ist es Bavaria Yachtbau jedoch nicht gelungen, wieder zu operativer Profitabilität zurückzufinden.“
Hoffnung auf den weißen Ritter
So seien die beiden Hauptgesellschafter laut Handelsblatt jetzt zu dem Schluss gekommen, dass eine Restrukturierung in Eigenverwaltung „der einzig erfolgversprechende Weg für Bavaria und seine Beschäftigten“ sei. Am Standort Giebelstadt arbeiten 600 der 700 Beschäftigten der Unternehmensgruppe. Vor einigen Jahren war ein Haustarifvertrag mit der Gewerkschaft IG Metall vereinbart worden.
„Vor dem Hintergrund der guten Marktpositionierung“ wolle man „sowohl strategische Investoren wie auch Finanzinvestoren ansprechen.“ heißt es heute von Bavaria. „Ziel des Verfahrens ist es, den Betrieb nachhaltig auf eine solide Finanzbasis zu stellen. Oberste Priorität genießt jetzt die Suche nach einem Investor.“
„Wenn man relativ schnell einen Investor findet, könnte die Werft schnell wieder gut auf Kurs kommen.“ erklärte ein Insider gegenüber float. Die Stimmung bei Zulieferern, Partnern und Händlern ist bisher vergleichsweise optimistisch. Es soll sogar bereits Interessenten für die Übernahme der Werft geben, heißt es aus gut informierten Kreisen.
Groß, größer, zu groß?
Ursächlich für das finanzielle Loch könnte auch der von CEO Lutz Henkel seit 2015 forcierte Ausbau der Modellpalette in Richtung großer Bootsmodelle sein. Größere Schiffe bringen potenziell höhere Gewinn-Margen. Mit diesem Strategiewechsel einher ging die ambitionierte Umstellung der Fertigung am Hauptstandort Giebelstadt auf Modulbauweise beim Innenausbau und das moderne Vakuuminfusionsverfahren.

Die Produktion der zur boot Düsseldorf 2018 vorgestellten jüngsten und bisher größten Neuheiten, der Flybridge-Motoryacht Bavaria R 55 und der 65-Fuß-Segelyacht Bavaria C 65, lief nach Aussage informierter Kreise aber alles andere als glatt. Viel Geld sei zudem für große Events und ein großes Top-Management ausgegeben worden, heißt es aus Kreisen der Händlerschaft. Dies müsse sich ändern, dann habe Bavaria eine gute Chance.
Die nächsten Wochen werden zeigen, wie es weitergeht in Giebelstadt, wo seit 1978 Boote gebaut werden. Zu wünschen ist der Werft ein Neustart unter guten Bedingungen.