Die Covid-Pandemie bleibt unser Begleiter. Die Infektionskurve steigt und fällt, bleibt diesen Sommer über aber insgesamt auf hohem Pegel. Auf der anderen Seite liegen zwei richtige Boom-Jahre hinter den Werften, dem Bootshandel, Servicebetrieben und den Vercharterern.
Kommt jetzt ein Zurück zum Normalzustand? Oder droht – durch Inflation, Krieg, Pandemie, Klimaschock und Energiekrise – ein vernehmliches „Bumm!“ auf den Boom? Das fragten wir zwei Experten, die als Verbandsvertreter das Ohr an der Branche haben: Karsten Stahlhut und Daniel Barkowski.
Stahlhut, Geschäftsführer des Bundesverbands Wassersportwirtschaft, der größten Wassersport-Branchenvereinigung in Deutschland, fasst es zusammen: „Dachte man Anfang des Jahres, man käme nach zwei verrückten Pandemiejahren zurück in berechenbareres Fahrwasser, setzt der Ukraine-Konflikt den zurückliegenden zwei dynamischen Jahren die Krone auf.“
Leitzinserhöhung und andere Bad News
Dass der Leitzins nach langer Niedrigzinsphase angehoben wird, was Finanzierungen teurer macht, und gleichzeitig die Inflation auf ein seltenes Hoch steigt, „verkommt da schon fast zur Randnotiz“, so Stahlhut.

„Die globale Krise wird merklich spürbar“, ergänzt Daniel Barkowski, Projektleiter der Boot & Fun. Aber er setzt einen anderen Akzent: „In zahlreichen Gesprächen mit Produzenten und Händlern, die wir in den vergangenen Wochen getroffen haben, habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Stimmung trotz allem recht gut ist.“
Der Boom der Pandemiejahre wirkt nach
Mit dem Blick aufs große Ganze könne man sagen, ergänzt Daniel Barkowski, dass es der Freizeit-Bootsbranche gut gehe. „Der Boom der letzten zwei Pandemiejahre wirkt nach. Aktuell kann die Branche davon noch zehren“, sagt der ehrenamtliche Vorsitzende der regionalen Branchenvereinigungen Werder Maritim und Wirtschaftsverband Wassersport.

So sieht es auch Karsten Stahlhut: Im Moment lebe die Branche „vor allem noch von den vollen Auftragsbüchern und den langen Lieferzeiten“. Man könnte aber jetzt schon erkennen: Je kleiner die Boote, umso geringer die Neubestellungen. „Daher sei gesagt: Die nächste Flaute steht bevor.“
Konsequenzen beim Bootskauf
Die Konsequenzen der vielfältigen Störfaktoren sind vielgestaltig: Zum einen, dass auf Grund von Materialengpässen Boote später oder zum Teil auch gar nicht ausgeliefert werden können. „Zum anderen können wir beobachten, dass die Vielfalt abnimmt“, so Barkowski, der unter dem Markendach Boot & Fun gleich zwei Bootsmessen als Projektleiter führt.
Das zeige sich unter anderem darin, dass beim Kauf eines Bootes die Motorisierung nicht mehr auswählbar sei, sondern eben nach Verfügbarkeit vorgegeben werde. Wohl dem, dessen Container mit Bootsmotoren als erstes auf dem Werftgelände steht!
Bei größeren Booten, so die Analyse des Branchenverbands BVWW, sehe die Lage „etwas positiver“ aus. Sprich, es gibt hier nach wie vor eine solide Nachfrage. „In dem Segment spielt es offenbar keine Rolle, ob die Yacht 500.000 oder 580.000 Euro kostet“, so Stahlhut.
Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen
Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.