Dunkle Wolken hängen über der „Tally Ho“, dem 1909 von Albert Strange gebauten Rennkutter, den Leo Sampson als Refit-Projekt mit seiner Crew in Sequim im US-Bundesstaat Washington wieder aufbaut. Sie entladen sich in einem kleinen Blizzard, der weite Teile der Freiluft-Werft und den Innenraum der noch offenen neuen Tally Ho in eine Schneelandschaft verwandelt. Aber ein Schreiben des US-Countys in Leo Sampsons Briefkasten stellt eine viel größere Bedrohung als ein Schneesturm dar.
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt…
Die Reste von Süßwasser nach der Schneeschmelze sind gerade die geringste Sorge, die Leo plagen. Denn das Holz kann mit einer Salzwasserdusche aus dem nahe gelegenen Puget Sound wieder konserviert werden.
Ein Brief bedroht die „Tally Ho“
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt… so schrieb es Friedrich Schiller im Wilhelm Tell. Das Tally-Ho-Projekt hat durch die regelmäßigen Videos Freunde in der ganzen Welt gefunden, die es mit Sympathie, Geschenken und Spenden unterstützen. float berichtet seit 2017 kontinuierlich über das Projekt.
Auch die Nachbarn rund um die Baustelle sind begeistert von dem Spirit, mit dem die jungen Leute das schöne alte Holzboot wieder aufbauen. Nur einer ist darunter, der sich von Anfang an gestört fühlte: von den Schreien der Papageiendame Pancho, vom Kreischen der E-Hobel und der Kreissäge und vom Gehämmer beim Festnieten der Planken.


Da nützt es nichts, dass die Bootsbauer sich an die Arbeits- und Ruhezeiten halten. Der sensible Nachbar überzieht Leo mit Beschwerden. Und er hat sich bereits wiederholt an die Kreisverwaltung gewandt – mit schlimmen Konsequenzen.
Optimismus ist gefragt
In bis heute 91 Video-Folgen hat Leo Sampson seinen Zuschauerinnen und Zuschauern gezeigt, mit welcher Akribie und Genauigkeit er arbeitet – und wie empathisch er mit Menschen umgeht. Es geht ihm, stets darum beste Arbeit zu leisten und darüber zu berichten. Wer die Videos verfolgt hat, konnte eine Menge über traditionellen Bootsbau lernen.
Nie ging es dabei um Politik oder Störungen durch unzufriedene Menschen. Die Querelen des Konflikts mit dem Nachbarn quälen Leo schon länger. Nur mochte er diese Probleme bisher nicht öffentlich teilen. Doch nun ist der Druck so groß geworden, dass Leo Sampson sich an seine Community wendet. Er erzählt in der aktuellen Video-Folge die Geschichte aus seiner Sicht, und bemüht er sich darum, nur bei den Fakten zu bleiben.
Auslöser ist ein dicker Brief von der Kreisverwaltung des Clallam County. In diesem wird er bei Androhung eines hohen Bußgelds dazu aufgefordert, das Einwerben von Spenden durch seine Videos einzustellen. Es scheint, als sei das ganze Projekt bedroht. An einen anderen Ort transportieren kann er den Rumpf im derzeitigen Zustand nicht. Ohne Deck und fertige Außenhautbeplankung wäre er zu fragil und könnte aus der Form geraten. Auf Spenden indes ist die Tally Ho angewiesen.

Leo wendet sich an seine Fans
Leo ist ein ausgesprochener Optimist. Er hegt keinen Groll und bittet seine Fan-Gemeinde, ruhig zu bleiben: „Wenn Ihr eure Unterstützung für dieses Projekt in irgendeiner Form zeigen wollt, tut das bitte mit Ruhe, Freundlichkeit und positiver Einstellung.“ Er fährt fort: „Ärger und Aggression wird die Angelegenheit für jeden nur schwieriger machen. Ich bin sicher, dass ich eine Lösung finden werde, die gut sein wird für das Projekt und für jeden, der in diesen Disput involviert ist.“
Mitte März wird es eine Anhörung geben. Dabei wird entschieden, wie es weitergeht. Die vielen ermutigenden Tipps und Ratschläge, die gleich nach Veröffentlichung des Videos am 1. März über Instagram und Facebook kamen, waren für Leo, so sagt er, „überwältigend“. Sie werden ihn durch die Anhörung tragen.
Ritterköpfe, Ohrhölzer und Schergänge
Ach ja, um Bootsbau geht es auch in dieser Episode. Die Außenhaut der Tally Ho schließt sich mehr und mehr. Pete, die Auszubildende Rosie, Matt, David und Rowan setzen Planke um Planke an, während Leo sich um die Schergänge (die „sheer strakes“) kümmert.