Columbus, Wilfried Erdmann, Francis Drake, Arved Fuchs, Laura Dekker, Bernhard Moitessier, Jon Sanders. Diese Reihe an berühmten Seefahrern lässt sich beliebig lang fortsetzen. Es gibt und gab da draußen auf See so unglaubliche Geschichten. Der eine fährt gegen den Wind, der andere drei mal nonstop rum, noch einer durchs Packeis, die nächste mit 14 los. Oft erweckt es den Eindruck, als seien die besten, tollsten, unglaublichsten Segelstories bereits geschrieben. Dann plötzlich tauchen Alex und Taru auf. Taru, finnisches Model, etabliert den sexy Hintern dank fotografischer Qualität ihres Freundes Alex (okay, auch dank des sexy Hinterns) in der Seglerszene. Spätestens da denkt so mancher: Das war es jetzt. Mehr kommt nicht. Jetzt geht es nur noch mit sexy Bildern und Social Media. Dann wird die Nordwestpassage befahrbar und kurze Zeit später gondelt ein Jimmy Cornell unter Parasail hindurch. Okay. Nun aber – selbst rückwärts um die Welt wäre jetzt langweilig. Denkste.
Kein Geld, null Ahnung, ein Huhn
Wenn ein Zweiundzwanzigjähriger auf Einhandweltumsegelung geht, ist das zwar erstaunlich, lockt aber keinen hinterm Ofen hervor. Auch wenn er, wie der Franzose Guirec Soudée, weder Kohle noch große Ahnung vom Segeln hat. Gab es alles schon. Auch Tanja Aebi startete mehr oder weniger als Anfängerin rund um den Globus. Auffällig wurde Guirecs Reise jedoch, als er die ersten Bilder von Monique veröffentlichte, die er auf den Kanaren traf und an Bord nahm. Monique hat alles andere als einen sexy Hintern. Ihr Hintern legt Eier. Monique ist nämlich ein Huhn. Das ist einerseits clever – schließlich ist die Verpflegung ein großes Thema auf See. Das liefert andererseits aber auch lustige wie fantastische Bilder, denn so oft sieht man Hühner zwischen den Kanaren und der Karibik nicht. Und Guirec hat dazu noch außerordentliche fotografische Fähigkeiten.
Nach 28 Tagen Überfahrt und 25 gelegten Eiern kommen Mann und Huhn in der Karibik an. Dort arbeitet Guirec erst einmal ein Jahr lang in allen möglichen Jobs (“Lieferant für Blumen, Surflehrer, Gärtner und so weiter”) um das Budget von 60 Cent nach der Ankunft aufzubessern. Aber nicht, um direkt weiter zu fahren. Nein – Guirec macht seine 31 Jahre alte Stahlyacht “Yvinec” erst einmal fit – und zwar für das Eis. Er will nämlich nach Grönland. Spätestens da beginnt man, täglich auf seinen Blog zu schauen. Man weiß – da kommt noch mehr.
Knapp ein Jahr später kommen der Franzose und das Federvieh auf der eisigen Insel an. Dort überwintern sie zusammen. 160 Tage und 103 Eier im Packeis. Als Bordverpflegung nur Samen für das Huhn und Reis für den Skipper. Reis mit Ei scheint im Winter ausreichend zu sein. Monique und Guirec schaffen auch diese schwere Zeit. Zu sehen ist das in einem Film, den der französische Filmemacher Philippe Mériglier auf Grönland produziert hat und der einem schlichtweg die Sprache verschlägt.
Ab zum Mars
Wer jetzt denkt, diese Reise sei unglaublich, der weiß nicht, wie es danach weiter ging. Guirec macht seinen Traum, zu “überprüfen, ob die Erde wirklich rund ist” wahr. Er dreht nicht um und fährt nach Süden, sondern er meistert – immer mit Huhn wohlgemerkt – auch die Nordwestpassage, an der sich schon so viele die Zähne ausgebissen haben. Die rund 5.000 Kilometer – von Grönland bis Alaska oben rum – schafft er ohne größere Schwierigkeiten. Nun freut er sich auf den Pazifik, denn der ist deutlich wärmer. Langweilig dürfte es dem Tierfreund und Globetrotter bis in die warmen Gefilde nicht werden. Denn er hat nun noch einen Mitsegler an Bord, der die Reise mit zu Ende bringen will, weil er “um die Welt möchte und Monique liebt”. Sein Name: Bosco. Bosco ist ein Hundwelpe. Zur Zeit versucht der Skipper, Bosco in Alaska stubenrein zu kriegen. Man ist sprachlos, welche Fässer Guirec aufmacht.
Wie es weiter geht? Prognosen haben keinen Sinn bei diesem Mann. Er macht das Unerwartete. Warten wir einfach mal ab. Vielleicht segelt er ja noch zum Mars. Es wäre ihm zuzutrauen.
TECHNISCHE DATEN YVINEC
Skorpion 9, Baujahr 1985
Rumpf und Deck:
Auflast, Stahlrumpf 11,80 m,
Brückenlänge 9,50 m
10,80 m Länge mit Bugspriet
Länge Rock mit Bugspriet und mit 11,80 m
8,20m Länge Wasserlinie
Breite 3,45 m
1,10 m Tiefgang: 2,20 m hohe Drift, geringe Drift 1,10
Ballast 1600 kg
Lichte Höhe 1,90 m
360 Liter Diesel, die 280 in Kiel
150 Liter Frischwasser
Rigg:
Alubaum 12,30 m
2 Rollen (für Genua und Stagsegel)
War 2, 2 Achterstag, Spinnaker 1, 1 Großsegel 3 Riffe
1 Balsam Bremse Walder
Manövern aus dem Cockpit, kann aber auch (für halyards) am Fusse des Mastes ausgeführt.
Interieur:
1 Doppelkabine vorn 2m 1,80 bis breiter
1 Port Achterkabine 2m
2 Kojen mit einem aufklappbaren Doppel (Hafen, Steuerbord)
1 Kabine technische Steuerbord mit Toilette
Außendusche elektrische Pumpe (und manuell)
1 Spüle, Kühlschrank 80 Liter
große Kartentisch
Ausstattung:
Autopilot, Lenkgetriebe, GPS fixiert, 2 tragbare GPS, navtex, eine feste VHF, 3 tragbare VHF, speedo loch, Windsensor, 105-Watt-Solar-Panel, 5 Batterie 98 Ampere, Motor-Batterie 105 Ampere, elektrische Ankerwinde, Ais Klasse B Sender / Empfänger, Radar, Wunder, Perkins 40 PS
Weitere Ausstattung:
1 Bauer Compressor Diving
2 Flaschen Tauchen, 15 und 12 l mit 2-Pkt.
1 Kitesurfen, SUP 1 (Surfen / Windsurfen)
1 Motorschirm
2 Generatoren 1000 Watt
1 Schweißlichtbogen
Ein Kommentar
Unglaubliche Bilder, ein unglaublich schönes, mutiges und Reiches Leben.