Es gibt viele Gründe, die gegen ein eigenes Boot sprechen. Die wichtigsten: Geld- und Zeitmangel. Neuerdings kommt noch die grassierende Liegeplatz-Verknappung hinzu. Bleibt da nur das Träumen oder das (gelegentliche) Chartern? Wie wäre stattdessen das Anfreunden mit Bootseignern, die mehr brauchen als ab und an eine Deckshand oder jemanden am Steuer? So kann man das Genossenschaftsprinzip aufs Wasser bringen – und eine Eignergemeinschaft gründen.
Wie viele solcher Bündnisse von Bootsbegeisterten es gibt, ist schwer zu bemessen. Aber es sind viele. In Foren, Kleinanzeigenteilen von Fachzeitschriften und schwarzen Brettern der Yachthäfen hinterlassen sie ihre Spuren. Dann, wenn mal wieder eine Partei die Gemeinschaft verlässt und nach Ersatz gesucht wird oder sich eine neue gründet. Außerdem gibt es Internet-Foren wie „Miteigner gesucht“, wo aktuell immerhin 60 Gesuche stehen – vom Katamaran bis zum Plattbodenschiff.
Die Eignergemeinschaft ist eigentlich nichts anderes als maritimes Carsharing: Sie schafft eine gesündere Relation zwischen Liegezeit und Fahrtzeit. Die ist auf dem Wasser zumeist noch krasser als an Land. Während normale Autos rund 90 Prozent ihrer Lebenszeit ungenutzt herumstehen, dürfte dieses Missverhältnis bei Booten, die ja hierzulande selten dem Broterwerb oder Pendeln dienen, noch größer sein.
Eine aktive Eignergemeinschaft kann die Situation radikal drehen: „Den Liegeplatz brauchen wir im Sommer eigentlich nicht mehr, weil das Boot so viel unterwegs ist“, sagt Marcus Lindemann aus Berlin. Die 35 Fuß lange Hallberg-Rassy des Baujahrs 1980 befand sich schon ewig in Familienbesitz. Die Yacht liegt in Kiel.
Das Schiff wurde zur Belastung
Als der ursprüngliche Eigner und hauptsächliche Nutzer, sein Schwiegervater, verstarb, wurde die „Cynthia“ zur Belastung. „Ein Wochenende reicht einfach nicht, um von Berlin an die Förde zu rasen, zu segeln und zurückzufahren.“ Von Entspannung ganz zu schweigen. Was tun? „Wir haben versucht, es zeitweise zu verchartern – aber das funktionierte nicht.“
Lindemann rechnete und kam zu dem Schluss, dass sie mit einer dreiwöchigen Charter in den Sommerferien pro Jahr billiger davonkämen. Und dazu neueste Technik und null Verantwortung. Aber die Cynthia war ihnen ans Herz gewachsen, noch dazu als Erbstück, und so probierte die Familie es mit einer Eignergemeinschaft.

„Wir haben Inserate in Zeitschriften geschaltet, es kamen relativ schnell mehrere Anfragen.“ Seit 2014 gibt es nun die Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die das Eigentum an dem Schiff aufteilt. Der Wert der Cynthia wurde damals per Gutachten taxiert und in vier Anteile aufgespalten. Einer verbleibt bei Lindemanns, zwei weitere sind auf dem freien Markt. Aktuell sind sie gerade vakant, für je 18.000 Euro kann man zwei Viertel der Hallberg-Rassy erwerben.
Tages-Gebühren für die Nutzung
Damit enden die Ausgaben natürlich nicht: Fixkosten wie Liege- und Hallenplatz, Kranen und Anstrich, Reparaturen und Neuanschaffungen gehen aber durch drei. „Für jeden etwa 1.500 Euro im Jahr“, sagt der Alteigner. Zugleich wird eine Rücklage gebildet – sie finanziert sich aus der Nutzung: „Jeder zahlt 40 Euro pro Tag, an dem man mit dem Boot unterwegs ist.“ Sprit und Gas gehen extra, nach Verbrauch.