Zum ersten Mal nach fünf Jahren hat Bavaria auf dem Cannes Yachting Festival wieder Segel- und Motorboote ausgestellt. In diesem Jahr zeigte die Werft aus Giebelstadt im dem alten Hafen, Vieux Port, wieder ihre Motorboot-Neuheiten.
An bekannter Stelle lagen die SR36 und Vida 33 am Steg, im Segelhafen Port Canto wurden die Bavaria C38, C42 und C57 dem Publikum präsentiert. Wie hat sich Bavaria in den letzten vier Jahren mit neuem Eigner unter den schwierigen Bedingungen entwickelt?
Welche neuen Modelle wird die Werft auf der boot Düsseldorf präsentieren und wo liegen die Herausforderungen in diesem Winter? Darüber sprach float mit CEO Marc Diening vor Ort an der französischen Côte d’Azur.
float: Herr Diening, gerade haben Sie Ende Juli das Geschäftsjahr 2021/22 abgeschlossen. Wie ist es gelaufen?
Marc Diening: Wir sind sehr zufrieden. Die Herausforderungen in diesem Jahr waren ja besonders groß. Gerade was die Lieferkettenprobleme und die Auslieferung der Boote betraf. Trotz allem haben wir im letzten Geschäftsjahr 36 Prozent mehr Boote ausliefern können als im Jahr zuvor. Unter diesen Rahmenbedingungen sind wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Wir bauen inzwischen wieder 600 Boote in Giebelstadt. Bei den Segelbooten haben wir über 90 Prozent der Boote pünktlich ausliefern können. Bei den Motorbooten war es wegen der schwierigen Motoren-Versorgung etwas weniger.
Waren die fehlenden Motoren das größte Problem?
Am Anfang waren die Lieferschwierigkeiten relativ übersichtlich, da waren es vor allem die Motoren, die uns fehlten, aber in den letzten sechs Monaten ist das ziemlich in die Breite gegangen. Zu Anfang war es eine Handvoll Lieferanten, heute sind es Dutzende. Es gibt heute keine Warengruppen, die nicht betroffen waren.
In welchem Bereich hat Bavaria in der Produktion besonders zugelegt?
Quer durch. Wir haben ähnliche Anstiege im Segel- wie im Motorbootbereich.
Die Bavaria SR 41 wird extrem gut angenommen
Welche Boote laufen besonders gut?
Auch hier kann man sagen: Durch die Bank haben alle Modelle bei uns zugelegt. Bei der Bavaria C38 und C42 hatten wir im letzten Jahr den größten Anstieg, es sind ja unsere neuesten Modelle bei den Seglern. Bei den Motorbooten läuft es auch gut, die Bavaria SR 41 wird extrem gut angenommen. Der Launch der Bavaria SR 36 in diesem Frühjahr ist ebenfalls bestens gelaufen. Hier haben wir nun vor, die SR-Linie noch weiter auszubauen.

Welches wäre denn das nächste Boot in der SR-Serie, ein kleineres oder größeres?
Ein kleineres. Im September wollen wir etwas Neues präsentieren. Wir machen jetzt erst mal die SR-Linie fertig, aber auch hier hatten wir einige Herausforderungen in Sachen Lieferketten zu meistern. Ohne Formen zum Beispiel kann man schlecht bauen, wenn sich die Lieferung der Form verzögert.
Hat Bavaria sich inzwischen konsolidiert?
Wir haben jetzt eine klare Linie in der Modellführung. Bei der C-Linie ist das ja schon länger so und bei die SR-Linie kommt jetzt der nächste Schritt.

Beneteau hat auf der Messe ein neues Konzept zum Thema Nachhaltigkeit vorgestellt. Sie werden künftig alternative Verbundstoffe verwenden. Was hat Bavaria vor?
Nachhaltigkeit beschäftigt uns natürlich auch. Wir versuchen aber, mit den Ankündigungen etwas näher an die Realität heranzukommen. Wir kündigen also erst dann etwas an, wenn es wirklich in die Produkte kommt. Da müssen viele Komponenten zusammengebracht werden. Was können wir wann in der Werft umsetzen, was kann der Lieferant wirklich liefern? Im Segelbootbereich tut sich da ja schon eine Menge.
Ein Drittel weniger Strom ist gut
Gibt es denn schon nachhaltige Produkte bei Bavaria?
Wir haben jetzt schon länger geplante Optimierungsprogramme in Sachen Energieverbrauch bei der Produktion früher umgesetzt. Als Investition in die Werft ist das ein wichtiger Anteil. Den sieht man im Produkt vielleicht nicht und er lässt sich nicht gleich in eine Marketingkampagne umsetzen.
Aber ein Drittel weniger Strom zu verbrauchen ist sehr gut für den CO2-Fußabdruck. Ein grünes Boot haben wir bisher noch nicht im Angebot. Wir werden es aber nicht wie Beneteau mit einer eigenen Marke machen.
Wie gut ist Bavaria auf den Winter vorbereitet? Können die Hallen ausreichend beheizt werden?
Wenn es bei den von der Bundesregierung gewünschten 20 Prozent Energieeinsparung bleibt, haben wir Pläne, das abzubilden. Alles darüber hinaus wird dann schon aufwendiger. Wir haben ja ordentlich Fläche zu beheizen. Kostenmäßig ist das noch einmal eine andere Frage.
Wird Bavaria auf der Boot Düsseldorf ausstellen?
Ja, wir werden selbstverständlich da sein. Wir haben den Stand seit zwei Jahren vorbereitet, wir möchten ihn jetzt sehr gerne aufstellen und unsere Boote ausstellen.
Herr Diening, wir bedanken uns für das Gespräch.