Leo kann es nicht mehr länger aufschieben: Er muss sich entscheiden, welcher Hilfsmotor die Tally Ho, den Wiederaufbau des Albert Strange Cutters von 1910, später anschieben soll. Schließlich müssen jetzt die Fundamente gesetzt werden.
Während im Hintergrund seine gut eingespielte Crew von Bootsbauern und Volunteers Planke für Planke den Rumpf schließt, nimmt Leo uns mit auf eine kleine Reise in die Vergangenheit und erweist sich als talentierter Zeichner.
Angefangen bei Kerosin- und Paraffin/Benzin-Motoren, die Anfang des vorigen Jahrhunderts auf kleinen Schiffen weit verbreitet waren, schlägt Leo geschickt den Bogen hin zu Dieselmotoren mit einfacher Technik, hohem Wirkungsgrad und moderner Hybrid-Technologie.
Tally Ho hatte im Laufe ihres über 100-jährigen Bootslebens mehrere dieser alten Paraffin-Motoren eingebaut, der Erste mit nur 15 PS. Sie haben immer Probleme gemacht und in entscheidenden Momenten oft nicht funktioniert. Das Tagebuch der kleinen „Fran Flatter“ während einer Atlantik-Überquerung in den 40er-Jahren berichtet immer wieder von Stress in der Crew, weil der Motor plötzlich aussetzte. Das führt Leo zu der entscheidenden Frage: Motor ja oder nein.
Ein Motor muss funktionieren
Mit einer kleinen Zeichnung erklärt der englische Bootbauer, warum die Leeküste der Alptraum jeden Seemannes ist. Man gerät bei schlechtem Wetter leicht in eine Legerwall-Situation: Hohe Wellen, die sich auf dem ansteigenden Meeresboden brechen, haben schon viele Schiffe stranden lassen, die häufigste Ursache für Schiffsverluste.
Ohne Motor segelt man defensiver und hält sich eher von der Leeküste fern. Verlässt man sich auf seinen Motor und er springt bei Gefahr nicht an oder versagt gar stotternd seinen Dienst, ist man selbst verlassen.
Tally Ho soll natürlich in erster Linie ein Segelschiff sein, aber für die vielen Nutzungen wie Ausbildung und Forschung und nicht zuletzt für die Sicherheit muss eine Maschine her.
Wenn schon ein Motor, dann mit zuverlässiger Technik. Elektromotoren sind zwar leise und sauber, aber man braucht immer genug Strom. Einen Dieselmotor ohne Elektronik kann jeder halbwegs begabte Techniker, ob Frau oder Mann, mit Bordmitteln selbst warten und reparieren. Zudem gibt es Dieselkraftstoff an jeder Ecke der Welt. Freunde von Leo wie Luke Powell auf Pellew und anderen Lotsenkuttern oder die Schiffe von Ashley Butler laufen mit japanischen Kubota-Dieselmaschinen. Sie haben einen erstklassigen Ruf in der Klassiker-Szene.
Ein bisschen High Tech für den Klassiker
Aber Leo wäre nicht Leo, wenn er sich mit einem lärmenden, stinkenden Diesel zufrieden geben würde. Er möchte ihn am liebsten so wenig wie möglich benutzen. Sein Freund Dirk Jan, ein holländischer Ingenieur, hat ihn auf ein besonderes System geaufmerksam gemacht, das mit zwei Generatoren direkt auf die Welle zugreift und wie eine Lichtmaschine die Batterien lädt.
Wenn der Motor nicht läuft, können die Generatoren wie Elektro-Motoren direkt die Welle drehen und das Boot antreiben. Außerdem können sie auch Strom erzeugen, wenn der vierflügelige Verstellpropeller so gestellt ist, dass er beim Segeln mitläuft wie ein Hydro-Generator.