Dank Seglerin Kirsten Neuschäfer wissen wir, was Musikerin Heather Nova heutzutage umtreibt. Heather Nova startete in den 90ern als Angry Young Woman und räumte einiges an Aufmerksamkeit ab. Dieses Frühjahr nahm sie von ihrem Zuhause auf den Bermudas aus wahr, wie sich Kirsten Neuschäfer für das Golden Globe Race 2022 in Position bringt.

„Ocean Sailing“ klingt, als wäre Segeln ein reines Abhängen im Bugnetz. Heather Nova wollte den musikalischen Geist anrufen, der zur Zeit des ersten Golden Globe Race geherrscht hatte. 1968 schallte einem aus jedem Gitarrenbauch das Zeitalter des Wassermanns entgegen. Das harmoniesüchtige Gezupfe gipfelte im Yachtrock der 1970er Jahre.

Viele Überschneidungen also zum Segelthema. Heather Nova ziert sich auch nicht, die damalige Mother-Ocean-Esoterik wieder anzuwerfen: „Ocean sailing brings me closer to the truth we all search inside“. Mit der Liveplatte „Wonderlust“ 2000 und dem Folgealbum „South“ hat die Popkünstlerin schon mal die Richtung vorgegeben. Ob Kirsten Neuschäfer da mitgeht?
Auf die harte Tour
Zu der 1982 geborenen Südafrikanerin fallen ihrem Mentor, dem Expeditions-Segler Skip Novak, andere Attribute ein als solche Seelenschau: harte Arbeit, Einfallsreichtum und Zähigkeit. Nach der Schule reiste sie nach Europa und kehrte für vier Jahre nicht zurück.

Sie schlug sich wie Jack London mit Gelegenheitsjobs durch, arbeitete am Tresen und mit Huskys, feilte an ihrer Viersprachigkeit und ist mindestens so gut für die Apokalypse gerüstet wie Sarah Connor in Terminator 1.
Ende der 2000er machte sie den professionellen Schritt vom Land aufs Wasser. Als Berufsseglerin überführte sie Schiffe an der südafrikanischen Küste. Von Portugal nach Südafrika brachte sie ein Betonschiff, eine 32 Fuß lange Ferro-Zement-Schaluppe.
Nach diesem Konterpart zu sportlichem Segeln war sie reif dafür, bei Skip Novak auf der Pelagic für seine Pol-Expeditionen anzuheuern. Nichts könnte sie in Zukunft erschüttern, auch nicht Filmcrews von BBC und National Geographic an Bord des Expeditionsschiffs.

2019 entschied sie: Nicht nur selbst, sondern auch solo ist die Frau, im Anschluss an Susi Goodall, die beim letzten Golden Globe Race als einzige Frau dabei war und das Rennen nach einer Kenterung aufgeben musste.
Mit „Minnehaha“ diagonal über den Atlantik
Kirsten Neuschäfer kaufte sich in Kanada eine Cape George 36 von 1988 und meldete sich für die Einhand-Regatta Golden Globe Race an. Die Yacht ist die Fiberglasversion der Tally Ho Major, die William Atkins in den 30ern entwarf. Nach dem Refit auf dem Prince Edward Island ist sie mit der Minnehaha diagonal über den Atlantik gesetzt.

Mitte Mai ist sie von Kapstadt Richtung Norden aufgebrochen. Als sie den Hafen verließ, erklangen die Nebelhörner. Seitdem hört sie in Dauerschleife Ocean Sailing, bis die Stimme von GGR-Impressario Don McIntyre vom Steg aus donnern wird: „Welcome to Les Sables d’Olonne!“
Bereits vorgestellt haben wir in den float Originals den Österreicher Michael Guggenberger und auf float den Inder Abhilash Tomy, der zum zweiten Mal antritt, nachdem er 2018 schwer verletzt abbrechen musste. Weitere Vorstellungen werden folgen.