Dünnes Eis bedeckt den Hafen von Port Townsend bei strahlendem Sonnenschein. In der grünen Werfthalle geht die Arbeit auf der Tally Ho im sechsten Jahr mit Riesenschritten voran.
Seit Leo das Wrack 2017 von der Albert Strange Association übernommen hat, baut er den Rennkutter von 1909 mithilfe einer großen Comunity von Fans, Freunden und Helfern neu auf. Zuerst in Sequim und seit 2021 in der Werft von Port Townsend.

Dieseltanks für 1400 Seemeilen
Die Dieseltanks aus Aluminium, die Leo Weihnachten aus Bellingham abgeholt hat, sollen jetzt eingebaut werden. Denn damit die Tally Ho auch bei Flaute fährt, braucht sie eine Maschine. Die läuft im Hafen zwar elektrisch, aber ohne Kraftstoff kommt der Hybrid-Antrieb nicht aus.
Zwei große Dieseltanks von insgesamt 1.050 Liter Fassungsvermögen sorgen für eine Reichweite von ca. 1.400 Seemeilen – vorausschauend dimensioniert, wie alles auf Leos Schiff.
Über einen Flaschenzug, gesichert mit einem einfachen Stopperstek hieven Patty, Leo, Zeal, George und Joe die silberglänzenden Ungetüme an Deck und anschließend in ihre Höhlen Backbord und Steuerbord vom Cockpit. Erwartungsgemäß sitzen sie perfekt zwischen Außenhaut, Deck und Schotten.
„Nicht einmal eine extradünne Pizza von Papa Murphy passt noch dazwischen“ stellt Spaßvogel Patty augenzwinkernd fest. „Nun nur noch die Laschen festschrauben, Leitungen anbringen, Diesel einfüllen, Maschine starten und los geht’s“. Ganz so schnell klappt’s dann doch nicht, aber die Tanks sitzen nun fest, die Hohlräume dahinter sind versiegelt und sauber. Es gibt keine Berührungen zwischen Aluwänden und Bronze-Bolzen.
Dichte Klappen für die Elektrik
Direkt unter dem Niedergang liegt das elektrische Herz der Tally Ho, die Lade-Technik von Elektriker Tyson. Damit die Sauber installierte Anlage gut vor Wassereinbruch und Staub geschützt ist, baut Leo in seiner akribischen Art eine Schutzwand mit zwei wasser- und luftdichten Zugangsklappen. Die Konstruktion wird von einem Purple-Heart-Rahmen getragen. Mit Epoxydharz versiegelte, weiß lackierte Bootsbau Sperrholzplatten bilden die Abdeckung und die Luken.

Für die nötige Dichtigkeit sorgen eingefräste Gummischläuche aus dem Medizin-Bereich. Eine sorgfältig von Chef-Designer Leo durchdachte Lösung wie alles auf diesem Schiff. Die Idee der wegklappbaren Teakholz-Treppenstufen wird er in einem der nächsten Videos erklären.
Die Wanne für den Skipper
Jetzt kann auch das Cockpit montiert werden, das Clifton, der erfahrene Bootsbauer, zusammen mit „Lehrling“ George gebaut hat. Es handelt sich um eine komplette Wanne, die mit wenigen Handgriffen – ohne die Holz-Konstruktionen zu zerstören – im Ganzen ausgebaut werden kann.

Das ist nötig, denn man muss an die Maschine, die Dieseltanks und den darunter liegenden Getriebe-Wellenstrang herankommen können. Die Wanne selbst ist aus versiegeltem Bootsbausperrholz gebaut. Nicht traditionell, aber sicher.
Um dem Ganzen einen klassischen Look zu geben, haben die beiden den Boden mit Gelbzedernholz belegt und die Seitenwände mit senkrechten Teakholz-Paneelen verkleidet.
Um Schrauben zu vermeiden, wurden alle Blendenhölzer im Vakuumverfahren – einer Methode aus dem modernen Holzbootsbau – mit dem Sperrholz verklebt. Zunächst hatte Holzwurm Clifton mit dem Verfahren gefremdelt. Nach einer Einführung von Epoxy-Guru Russell geht er damit inzwischen wie selbstverständlich um. Und zum Schluß kann Skipper Leo an der Pinne schon mal Probe sitzen.

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