Es sind 6,4 Milliarden US-Dollar im Bestfall gegenüber 5,9 Milliarden, die der Brunswick-Chef beim Investorentag 2021 vor wenigen Wochen nannte. Finanziert werden soll die Kaufsumme durch institutionelle Anleihen mit einer Laufzeit von drei und zehn Jahren.
Davor steht eine Brückenfinanzierung. Die Gewinnerwartung entspricht der augenblicklichen Hochstimmung in der Bootsbranche. Die erwartete Investitionsrendite soll die Kapitalkosten für den teuren Zukauf schon im dritten Jahr übersteigen.
Zu viel Marktmacht?
Mit dem Zukauf von Navico besetzt Brunswick einen neuen bedeutenden Bereich im Bootsbau. Mit den neuen Marken Simrad und B&G bauen die Amerikaner ihre Position als größtes Unternehmen im Freizeitbootssektor aus. Als Anbieter von Bootsmotoren, Ladetechnik – und nun auch von Navigations- und Bordelektronik – ist der Konzern nun häufiger als Komponentenanbieter dabei.
Auch wenn es mit Marktbegleitern wie Raymarine und Garmin genug Auswahl gibt, werden andere Werften bei der Beschaffung nun häufiger mit den Amerikanern zu sprechen haben. Kritisch werden könnte das bei Herstellern, mit denen der Marktführer auch als Hersteller von Booten im Wettbewerb steht.

Und das Spitzenpersonal? Navico-CEO und Ex-Ocean-Race-Segler Knud Frostad soll bleiben, wie es scheint. Im Gespräch mit Journalisten antwortete er auf die Frage, was der Deal bedeute: „Wir hätten auch von einer Bank übernommen werden können. Stattdessen wurden wir von einem Unternehmen gekauft, dem Bootfahren, Angeln und Segeln wirklich am Herzen liegt.“
Sein erstes Statement gegenüber der Presse lässt sich – auch wenn als Nettigkeit formuliert, auch als Kritik am bisherigen Investor verstehen. Noch muss der Kauf von den Aufsichtsbehörden freigegeben werden.