Schicke ein Dutzend Jugendliche zum Segeln nach England und du hast mehrere Monate im Vorfeld zu tun. Letztes Jahr fand die WM für die Jugendjolle Feva in Travemünde statt. Das bedeutete für die Teilnehmer des Schüler-Ruder- und Segelvereins Plön (SRSV) einen Anfahrtsweg von 47 Kilometern.
Dieses Jahr wird sie Ende Juli im Heimatland der Feva, in England, ausgetragen. Die vier Mannschaften aus Plön und zwei aus dem benachbarten Kiel müssen 1.400 Kilometer überwinden. Das fordert vom Organisatonsteam logistische Höchstleistung.
Klaus-Dieter „Kicka“ Seelig vom SRSV hatte schon im vergangenen Jahr die Teilnahme der Plöner Kids organisiert. Er schätzt die Dauer der Fahrt auf gut 17 Stunden. Da sind die vier Stunden Fähre von Dieppe (Normandie) nach Newhaven noch gar nicht eingerechnet.
Der große Bruder des Optis
Die Feva gehört zur Flotte des weltweit größten Jollenherstellers RS Sailing aus England. Bei den jährlichen RS Games werden seit 2010 Regatten für alle RS-Modelle ausgerichtet, diesmal vor der Insel Portland bei der Weymouth and Portland National Sailing Academy. Für die Feva-WM haben sich 185 Teams angemeldet.

Die 3,66 Meter lange Jolle wurde 2002 von Paul Handley konstruiert. Sie richtet sich an Jugendliche, die aus dem Opti herausgewachsen, aber noch zu leicht für weiterführende Zweihandklassen sind.
Zunächst hat sich die Klasse im Vereinigten Königreich etablieren können. Schon ein Jahr nach der Einführung wurde die Feva durch die ISAF als internationale Klasse anerkannt. Inzwischen gilt sie weltweit als führende Zweihandjolle für Jugendliche und – tatsächlich – auch Eltern/Kind-Teams.
Fragen noch und nöcher
Bei der WM in Travemünde 2021 waren einige der Plöner TeilnehmerInnen auf den Geschmack gekommen. Schnell war klar, auch bei der WM vor Portland teilzunehmen. Nach zwei gemeinsamen Trainingslagern mit dem Kieler Yacht Club (KYC) hatten sich recht enge Beziehungen entwickelt, und der KYC steuerte zwei Teams zur gemeinsamen Anreise bei.
So begannen die Vorbereitungen zur Teilnahme eigentlich schon unmittelbar nach der letztjährigen WM. Die Planungen entwickelten sich zur logistischen Herausforderung.

Wer stellt ein Schlauchboot für die Aufsicht auf dem Wasser vor Ort zur Verfügung? Was muss versichert werden, der Gepäcktransport … Alle Fragen mussten im Vorfeld über Monate einigermaßen geklärt werden, bevor man sich überhaupt verbindlich anmelden konnte. Und sie wurden geklärt.

Zwölf Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren werden sich mit sieben Betreuern bzw. Fahrern, zwei PKW, einem Transporter mit Anhänger für die Boote, einem Bus und einem Transporter jeweils mit Anhänger für zwei Schlauchboote auf den Weg machen.
Volle Unterstützung
Bei wem Seelig auch anfragte, fast überall bekam er für das Vorhaben Unterstützung. Eine Plöner Firma stellt für die Fahrt einen Betriebstransporter zur Verfügung. Hinzu kommt ein großes Gemeinschaftszelt zum Essen und ein mitreisender Koch, der schon in Travemünde im Einsatz war und dessen Kochkünste andere Crews aus verschiedenen Nationen neidisch in die Töpfe gucken ließ.
Während die Jugendlichen in Zelten auf einem nahe gelegenen Campingplatz nächtigen, haben die Organisatoren privat noch drei kleine Hütten vor Ort angemietet. Unter anderem für eine Mutter, die auch Ärztin ist – so ist die medizinische Betreuung der Gruppe gewährleistet. Eine weitere Hütte kann als Krankenstube oder – im Coronafall – als Quarantänestation dienen.

Im letzten Jahr konnte sich ein deutsches Team nach den Vorregatten für die Goldgruppe qualifizieren. Dass sich nun ausgerechnet die Vorschoterin Vivien Joost, der mit ihrem Segelpartner Mats Krüss dieser Erfolg beschieden war, verletzt hat, ist sehr bedauerlich. Mats musste sich also einen neuen Vorschoter suchen. Vivi muss aber nicht zu Hause bleiben, sondern wird als „Medienbeauftragte“ täglich aus England berichten. Wir werden ganz Ohr sein.