Der Orankesee im Berliner Stadtteil Alt-Hohenschönhausen ist rund vier Hektar groß und an den Wochenenden ein beliebtes Ziel für Spaziergänge. Im Sommer ist das Strandbad bei schönem Wetter meist hoffnungslos überfüllt. Laut einer Sage soll der See seinen Namen bekommen haben, nachdem die norwegische Prinzessin Oranke sich in einen Wikinger verliebte und diesem untreu wurde. Zur Strafe verdammte man sie dazu, für ewige Zeiten ein Leben als Wasserjungfrau zu führen. Dafür wurde ihr dieser See in Berlin zugewiesen. Noch heute soll sie in Vollmondnächten auftauchen.
Diese unglaubliche Geschichte ist unwahr. Das bedeutet jedoch nicht, dass alles Unglaubliche, was sich in diesem See abspielt, nicht stimmt. Am vergangenen Samstag passierte wieder Unglaubliches am Orankesee: Dieses Mal mit über 1.200 Augenzeugen. Denn die Winterbader luden zum 33. Mal zum Eisbaden ein. Bei minus 1 Grad Luft- und 2 Grad Wassertemperatur. Das kann Eisschwimmer nicht erschüttern.

„Eisfasching“ nennt sich das traditionelle Treffen, dass von den Berliner Seehunden – 1980 als Abteilung „Winterschwimmen“ in der SG Bergmann-Borsig e. V. gegründet – jedes Jahr im Januar durchgeführt wird. Die Seehunde baden antizyklisch: Im September, wenn das Strandbad schließt, wird dort angebadet. Dann treffen sich die Winterschwimmer bis in den April und trotzen dem oftmals harten Winter in Berlin. Sobald für andere die Badesaison beginnt, haben die Seehunde Pause.

Höhepunkt der Saison, in der andere mit Decken auf dem Sofa sitzen, ist der Eisfasching am Orankesee. Dann kommen Eisbader aus ganz Deutschland, teilweise sogar aus dem benachbarten Ausland, um mit lustigen Kostümen in den kalten See zu hopsen. Und so sah man am Samstag Giraffe, Wikinger, Pinguine und andere kuriose Gestalten im kalten See schwimmen. Begleitet mit Musik, Glühwein, Bratwurst und einer mobilen Sauna. Über 1.200 Besucher nahmen an dem witzigen Spektakel teil.
schneller im Wasser als mancher Mallorca-Tourist
Die hartgesottenen Schwimmer beim Eisfasching am Orankesee haben dabei sichtlich Freude. Seit Monaten gewöhnen sie sich an die Temperaturen und nach einem Aufwärmprogramm sind die Eisbader schneller im Wasser als so mancher Mallorca-Tourist im warmen Mittelmeer. Zwar war es in der Vergangenheit schon deutlich kälter als dieses Jahr, teilweise musste sogar die Eisfläche aufgesägt werden, aber 2 Grad Celsius sind dennoch kalt. Das sieht man teilweise an den Hautfarben nach dem Bad oder wie es ein Besucher beim Anblick eines – schließlich sind wir im Osten – Nacktbaders sagte: „Kiek dem mal zwischen de Beene: Dit ist kalt.“
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