Elektromobilität auf dem Wasser macht Spaß, nur die Hürden müssen beseitigt werden. Und dazu müssen alle Akteure an einem Strang ziehen. Die Plattform dafür ist der Electric Summit, zu dem rund 90 Fachleute am ersten Tag der Boot & Fun in Berlin zusammenkamen.
Die Intention des von Kerstin Zillmer, Chefredakteurin von float, initiierten Formats: Wirtschaft, Forschung und Politik an einen Tisch zu laden, um über die elektrische Zukunft auf dem Wasser zu sprechen. Denn kurze Wege und direkter Austausch führen am zuverlässigsten zu konkreten Plänen.
Beim ersten Electric Summit im Sommer hatte sich die Branche in Werder über ihre gemeinsamen Interessen und Wünsche verständigt. Auch Defizite bei der E-Transformation, die es trotz enormer Fortschritte in den letzten Jahren gibt, wurden benannt – Stichwort fehlende Lade-Infrastruktur.
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Kerstin Zillmer hatte den Expertentreff Ende August in Werder mit einem Versprechen beendet: „In drei Monaten treffen wir uns auf der Boot & Fun, und haben die Politik an Bord.“ Sie hielt Wort. Jetzt, Anfang Dezember, folgt – nur drei Monate später – der zwingende zweite Schritt. Der Kreis wird erweitert um einen Sektor, ohne den nichts geht: die Politik. Unterstützt wurde das Event vom Deutschen Motoryachtverband, Mercury Marine, den Werften Delphia Yachts und Frauscher – und der Boot & Fun, wo das Thema Electric Boating mit dem E-Boot-Salon einen hohen Stellenwert hat.
Eine Saison der Elektro-Meilensteine
Doch bevor Politik und Wirtschaft im winterlich weißen Berlin an einen gemeinsamen Aktionsplan gehen, werden im ersten Teil beim Electric Summit #2 die jüngsten Innovationen im E-Markt vorgestellt. Und die zeigen: Die technischen Voraussetzungen für die Elektro-Transformation auf dem Wasser sind bereits da. Die vergangene Wassersport-Saison hat dafür einige bemerkenswerte Meilensteine gesehen.

Da ist der weltgrößte Bootsmotorenbauer Mercury, der Anfang des Jahres seine Avator-Motorenserie auf den Markt brachte und kleine Elektro-Außenborder damit auch aus US-amerikanischer Sicht endgültig aus dem Nischendasein herauskatapultierte. Da ist die schon erwähnte sensationell schnelle und sensationell effiziente Frauscher X Porsche, die Anfang Oktober auf dem Gardasee vorfuhr.
An Bord hat das Boot die Technologie des modernsten Elektro-Porsches, des Macan, Monate vor dem Marktstart des Autos bereits auf dem Wasser. Und da ist der neue elektrische Außenborder des deutschen Tech-Unternehmens Molabo, der durch Niedervolt-Bordnetz und innovative Technologie die Popularität maritimer Elektroantriebe ein weiteres Stück nach vorn treiben dürfte.
Mehr als 90 Fachleute
Alle drei Marken waren auf dem Podium vertreten, ihre Chef-Repräsentanten schilderten der mehr als 90 Gäste zählenden Runde, wie flott die Elektromobilität auf dem Wasser gerade vorangeht. Das war auch den Avator-Verkaufszahlen zu entnehmen: „Über tausend Stück bereits in Europa, mehr als 2.000 weltweit verkauft“, berichtete Mercurys Deutschland-Chef Matthias Müller. Und er stellte fest: „Die Nachfrage wächst, gerade im Einstiegsbereich.“

Auf wachsende Nachfrage setzt auch Molabo. In Kürze kommt der erste 50-kW-Außenborder auf den Markt. Der Ausstoß an Exemplaren lasse sich „auf jährlich niedrige fünfstellige Produktionszahlen hochskalieren“, so Molabo-CEO und Gründer Adrian Patzak. Wobei der relativ hohe Preis von Elektromotoren, bedingt vor allem durch die teuren Akkus, noch eine Einstiegshürde darstelle.
Daher würden Hersteller wie Mercury und Molabo eine Förderung zweifellos begrüßen: „Am Anfang eines Projekts ist Förderung unerlässlich“, so Patzak lakonisch. Und Mercury-Mann Matthias Müller meinte: „Ein niedrigschwelliger Anreiz wäre eine gute Sache.“
200 Elektroboote im Frauscher-Bootshafen
Auch Stefan Frauscher, CEO der High-End-Bootswerft Frauscher, sagt: „Ich bin gegen Zwänge.“ Obschon das Familienunternehmen seine frühe Elektro-Expertise einem solchen Zwang zu verdanken hatte, wie Frauscher erzählt. Denn 1955 wurde auf den ersten österreichischen Seen ein sommerliches Fahrverbot für Verbrennungsmotoren erlassen.

So entstand fast von selbst eine Nachfrage nach Batteriebooten. Heute unterhält das Unternehmen auf seinem Heimatrevier, dem oberösterreichischen Traunsee, einen Yachthafen, der ein Fenster in die Zukunft darstellt. Von 250 Liegeplätzen seien bereits 200 mit Elektrobooten belegt, so Stefan Frauscher.
Doch hier zeigen sich auch die Tücken der Transformation, so der Österreicher. „Wenn am Samstagabend alle Elektro-Boote auf einen Schlag in den Hafen zurückkommen und Strom brauchen, wird es eng. Umgekehrt liegen an einem Regentag all diese Boot mit vollen Akkus am Steg, und es lässt sich aus dieser Energie nichts machen.“ Nach einer Lösung würde noch gesucht.
Die Ladestation auf dem Anhänger
Der Mann für Lösungen von Herausforderungen dieser Art saß mit auf dem Podium: Helmuth Brants beschäftigt sich mit seinem Unternehmen AW Automotive unter anderem damit, Strom zum Boot zu bringen. Und er stieß mit seiner mobilen Lösung auf größtes Interesse von allen Seiten.
Ein Kommentar
[…] Zum ausführlichen Beitrag im float-Magazin […]