Die erste Außenbordmarke der Welt, vor 113 Jahren von Ole Evinrude gegründet, gibt es nicht mehr. Die Muttergesellschaft BRP gab jetzt bekannt, dass sie die Produktion von Evinrude-Motoren einstellt. In einer Pressemitteilung hieß es, dass die Covid-19-Pandemie das kanadische Unternehmen zwinge, die Produktion unverzüglich einzustellen.
Gemeldet hat das in Quebec ansässige Unternehmen einen Umsatzrückgang von fast 26% im Marinesegment, außerdem einen Rückgang bei den Außenbordverkäufen über 40 %. In Deutschland ist die Motorenmarke, trotz einiger neuer Modelle, schon seit einigen Jahren auf dem Rückzug. Im Marketing war Evinrude trotz interessanter neuer Modelle weitgehend unsichtbar.

„In den letzten Jahren hat unser Außenbordmotorenprogramm trotz seiner innovativen Technologie Anteile in einem ohnehin schwierigen Markt verloren“, erklärte BRP-Firmenchef José Boisjoli. Seine Analyse für die Gründe: „Unsere Stärke lag im Repower-Segment, während das Wachstum der Branche durch den Paketsektor angetrieben wurde, was zu einer anhaltenden Erosion der Marktanteile führte.
Neuer Fokus von BRP auf Bootsmarken
Boisjoli merkte an, dass die Entscheidung es BRP ermöglichen wird, seine Investitionen im Marinebereich neu auszurichten. So könne man sich auf andere Projekte konzentrieren, von denen dauerhaft höhere Erträge erwartet werden. Das sind offenbar vor allem Investitionen in die Bootsmarken – und hier wiederum vor allem bei Angler- und Pontonbooten, wie sie in Nordamerika beliebt sind.
Geplant sind ein preiswertes Pontonboot, das auf dem Einstiegsmarkt konkurrenzfähig sein soll, und die Einführung eines neuen Wasser-Scooters namens Sea-Doo Spark. Auch die Rotax-Motoren erfreuen sich bei vielen in Kleinserie bauenden Bootsherstellern großer Beliebtheit.
Ein Geistesblitz, als er Eiscreme holte
Ole Evinrude, 1877 auf einem Bauernhof 100 km nördlich von Oslo, geboren, legte seinen Nachnamen Evenrudstuen 15-jährig nach der Emigration in die USA ab. In Cambridge (Wisconsin) baute Evinrude, nachdem er in den 1880er-Jahren erstmals von Verbrennungsmaschinen gelesen hatte, um das Jahr 1900 einen pferdelosen Wagen, also ein frühes Auto.
Seine Mitarbeiterin im Büro war die junge Nachbarin Bess Cary, mit der er sich 1906 verlobte. Während eines Inselpicknicks, so geht die Legende, soll Evinrude sich per Ruderboot auf den fünf Meilen langen Seeweg gemacht haben. Er wollte seiner Verlobten Eiscreme holen.
Unterwegs kam er zu der Überzeugung, dass Autos nicht die einzigen Fahrzeuge sein sollten, die Nutzen aus einem Benzinmotor ziehen könnten. Ob das Eis auf dem Rückweg schmolz, ist nicht überliefert.


Nicht der allererste Motor, doch der erste mit Erfolg
Im Sommer 1907 testete er seinen ersten Außenbordmotor mit 1,5 PS Leistung. Der erschien seiner Frau (dieselbe, der die Ruderpartie galt) wie eine Kaffeemühle. Nach einiger weiterer Entwicklungsarbeit erhielt er 1911 das US-Patent Nummer 1.001.260 für ein „Marine Propulsion System“, vermarktet unter der Markennamen Evinrude Outboard Motors.
Obwohl andere Erfinder schon seit 1896 mit Außenbordern experimentierten, war der Evinrude-Außenbordmotor als erster erfolgreich. Was bedeutet der jetzt angekündigte Produktionsstopp für die heutigen Besitzer von Evinrude-Bootsmotoren?
Mercury wird Partner für die Bootssparte
Eine Anfrage von float an Steve Pelletier, Geschäftsführer der BRP Germany GmbH, blieb bisher unbeantwortet. Direkt aus Kanada erfuhren wir, dass die Ersatzteilversorgung gesichert ist.
„Auch nach Einstellung der Produktion von E-Tec und E-Tec G2 werden wir Kunden und unser Händlernetz weiterhin mit Ersatzteilen beliefern“, versicherte BRP-Sprecherin Elaine Arsenault gegenüber float, „und unsere beschränkte Herstellergarantie einhalten“. Noch werden die Evinrude-Motoren in Deutschland angeboten und die markant designten E-Tec-Motoren der zweiten Generation auch beworben.

In einem Telefongespräch mit Finanzanalysten erwähnte BRP-Chef Boisjoli eine neue weltweite Liefervereinbarung mit Mercury Marine. Was betrifft vor allem die von BRP produzierten Bootsmarken. Mercury sei der „Lieferant der Wahl“ von Außenbordern für die hierzulande kaum bekannten Marken Manitou, Alumacraft, Quintrex und Stacer.
„Wir könnten in Zukunft Technologie austauschen, aber wir werden sehen, wie sich das in Zukunft entwickeln wird.“ so Boisjoli. Mit der Aussage hielt sich der BRP-Chef alle Optionen offen, Evinrude eines Tages zu reaktivieren.