Die Entscheidung über die Zukunft von Deutschlands einstmals größter Serienyachtwerft nach der Insolvenz Mitte April ist heute gefallen. In der am heutigen Samstag kurz nach 12.30 Uhr verbreiteten Erklärung der Geschäftsführung von Bavaria Yachtbau heißt es:
„Ein von der in Berlin ansässigen CMP Capital Management-Partners beratener Eigenkapitalfonds wird Bavaria Yachtbau im Wege der übertragenden Sanierung fortführen und auch sämtliche Anteile an der französischen Tochtergesellschaft Bavaria Catamarans S.A.S. erwerben. Alle 550 Mitarbeiter von Bavaria Yachtbau in Giebelstadt und alle 250 Mitarbeiter von Bavaria Catamarans in Rochefort werden übernommen.
Ein entsprechender Kaufvertrag wurde heute zwischen der Eigenverwaltung der Bavaria Yachtbau GmbH und CMP geschlossen sowie notariell beurkundet. Der Gläubigerausschuss hat seine Zustimmung ebenso erteilt wie der Sachwalter der Bavaria Yachtbau GmbH, Dr. Hubert Ampferl. Der Kauf soll nach der Freigabe durch das Bundeskartellamt – die in wenigen Wochen erwartet wird – vollzogen werden. Über die Höhe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart.“
Update: keine Italian Connection
In den letzten Wochen waren nach Medienberichten mehrere Kaufinteressenten mit ernsthaften Angeboten aufgetreten. Vor gut zwei Wochen hatte die Mainpost, es liege ein verbindliches und bereits durchverhandeltes Angebot eines noch anonymen Bieters vor, der die Produktion in Giebelstadt übernehmen und mit einen italienischen Hersteller von Luxusyachten als Partner kooperieren wolle. Der Bericht der Regionalzeitung wurde von der Bavaria-Geschäftsführung nicht dementiert.
Nach Überzeugung des Branchendiensts IBI deuten die jüngsten Medienberichte darauf hin, dass „ein kleiner italienischer Yachtbauer, unterstützt von einem indischen Milliardär, der wahrscheinlichste Käufer“ für das deutsche Unternehmen war. Der Deal solle aber mangels Finanzierung gescheitert sein, berichtet IBI am heutigen Samstag.
Tobias Brinkmann dementierte gegenüber float, dass der italienische Partner, von dem in einer Pressemeldung der Mainpost die Rede war, jetzt noch von Bedeutung sei: „Das Gespräch in der Mainpost hat mit diesem Bieter, der den Kaufvertrag letztlich abgeschlossen hat, nichts zu tun.“
Zuvor kursierten in der Branche teils veröffentlichte Vermutungen über mögliche Bieter und Bietergemeinschaften wie etwa Hanseyachts. Zu diesen Gerüchten gehörten die Kaufabsicht der Witwe und der Familie des im Januar 2018 verstorbenen Ex-Bavaria-Miteigners Josef Meltl. Deren Unternehmen Yachten Meltl ist einer der größten Händler der Marke. Erst diese Woche hatte Yachten Meltl angekündigt, dass auf der Bootsmesse in Cannes neben Bavaria erstmals auch die Marke Dufour Yachts zu vertreten. Das Ziel sei es, als Mehrmarkenhändler das eigene Geschäftsrisiko zu verringern.
Update: Neuer Eigner positiv aufgenommen
In der heutigen Presseerklärung von Bavaria Yachtbau heißt es weiter: „CMP Capital Management-Partners ist eine deutsche Beteiligungsgesellschaft, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 2000 auf die Übernahme von Unternehmen in Turnaround- und Umbruchsituationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz spezialisiert hat. Die Fonds der CMP Gruppe werden von CMP Capital Management-Partner GmbH, mit Sitz in Berlin beraten. Mit Beteiligung am Unternehmen übernehmen Mitarbeiter der CMP operative Managementverantwortung vor Ort. Im Falle von Bavaria wird der Restrukturierungsexperte und Partner der CMP, Dr. Ralph Kudla, die Geschäftsführung ergänzen.“
Mit dem Kauf durch CMP ist Bavaria Yachtbau weiterhin unter der Führung eines Finanzinvestors. Nach Ansicht von Noch-Geschäftsführer Tobias Brinkmann ist der Verkaufsprozess gut zu Ende gegangen. Doch wie steht es mit der Expertise des Erwerbers CMP im Bootsbereich? Dazu erklärte Dr. Tobias Brinkmann gegenüber float: „Der neue Gesellschafter bringt eine ganze Menge Expertise mit. Dazu gab es sehr positives Feedback von Händlern und Mitarbeitern, mit denen die neuen Gesellschafter von CMP vor der Beurkundung gesprochen haben. Sie waren durch die Bank beeindruckt davon, wie schnell man sich in das Thema eingearbeitet und die richtigen Fragen gestellt hat. Es hat ganz positive Reaktionen auf die ersten Kontaktaufnahmen gegeben.“

Erster Kandidat war abgesprungen
„Gern hätten wir das Unternehmen bereits im Sommer verkauft“, zitiert das Magazin Wirtschaftswoche noch am gestrigen Freitag den Interims-Chef von Bavaria Yachtbau, Dr. Tobias Brinkmann. „Dann ist der Interessent leider abgesprungen, was den Verkaufsprozess verzögert hat.“
Tatsächlich sei bei der Insolvenz von Bavaria einiges zusammengekommen, erklärte Brinkmann gegenüber der Wirtschaftswoche. Zahlreiche Managementwechsel in den vergangenen Jahren hätten eine einheitliche Strategie erschwert. Zunächst hatte man die Modellpalette nur zögerlich aktualisiert. Dann hat man acht neue Modelle gleichzeitig in die Produktion genommen, was die Fertigung schlicht überforderte.
„Die Materialkosten stiegen, die Schiffe wurden nicht rechtzeitig fertig und waren teurer als geplant. All das hatte Auswirkungen auf die Liquidität“, sagte Brinkmann der Wirtschaftswoche. „Die Verschuldung des Unternehmens hat dagegen allenfalls eine untergeordnete Rolle gespielt.“

200 Boote seit Insolvenz gebaut
Nach dem Ende der Betriebsferien startete die Produktion auf Sparflamme neu. „Wir planen, im September etwa 24 Motor- und Segelyachten in Giebelstadt fertigzustellen“, hatte CEO Dr. Tobias Brinkmann im August gegenüber float erklärt. Seit Juli werden die Arbeitnehmer aus der Insolvenzmasse bezahlt, noch bis Ende September ist für die rund 600 Mitarbeiter am Hauptsitz der Werft Kurzarbeit angemeldet. Seit dem Insolvenzantrag im April hat Bavaria Yachtbau nach eigenen Angaben 220 Schiffe gebaut und ausgeliefert.
Kai Brandes, der Geschäftsführer von CMP Capital Management-Partners, erklärte heute: „Wir sind von den weltweiten Marktpotenzialen der Bavaria überzeugt und werden das Unternehmen nachhaltig weiterentwickeln. Im Zentrum der Restrukturierungsmaßnahmen werden die Rückgewinnung von Marktanteilen sowie die Verbesserung der Produktionskosten stehen.“ Mehr Klarheit darüber, was dies im Einzelnen bedeutet, werden die nächsten Wochen und Monate bringen.