Manchen Menschen ist ihre Bestimmung auf den Leib geschrieben. In der Antike wäre Mark Slats Gladiator gewesen. Im 21. Jahrhundert begeistert der zwei Meter große Muskelmann als Abenteurer. Er passt in die Schuhe solcher Giganten wie Mike Horn, setzt auf Sieg und bricht Rekorde. Der Niederländer hat sein erstes Buch draußen und spektakuläre Pläne für die Zukunft. Wir haben ihn zwei Tage nach seinen jüngsten Weltrekord gesprochen.

Gerade jetzt kann er die nächste Kerbe in sein Ruderblatt schnitzen: Zum zweiten Mal hat Mark Slats die Ruderregatta Talisker Whisky Atlantic Challenge mit einem Weltrekordsieg beendet. Zusammen mit Partner Kai Wiedmer durchpflügte er die Strecke von den Kanaren nach Antigua in 32 Tagen, 22 Stunden und 13 Minuten und unterbot so den bisherigen Rekord um satte fünf Tage.
Schon bei der Talisker-Regatta vor drei Jahren hatte er mit 19 Tagen Vorsprung einen neuen Weltrekord im Solo-Rudern aufgestellt. Ein Jahr darauf nahm er an einer Weltumseglung der härtesten Art teil. Mit einer nicht für den Southern Ocean gemachten Langkieler Rustler 36 trat er zum traditionalistischen Golden Globe Race an und musste nur gegen Jean-Luc Van den Heede zurückstecken, einem Routinier der Blauwasserregatten. An Van den Heede herangerobbt hat sich Mark Slats bis zur letzten Etappe, ein zäher Verfolger, der so kämpfen wie fluchen kann.
Kampf und Komfort
Für die Talisker Whisky Atlantic Challenge 2020/21 hat der Holländer mit australischen Wurzeln und ausgeprägtem Sieger-Gen alles selbst in die Hand genommen. War er 2017/18 noch mit einem fremden Boot gestartet, nutzte er diesmal die Erfahrungen seiner ersten Atlantiküberquerung, um sein eigenes Boot zu entwerfen und zu bauen.
Vor allem eins hatte er gelernt nach der ersten Talisker-Teilnahme: Enorm wichtig bei der Konzeption des Ozean-Ruderboots ist es, an die Pausenzeiten an Bord zwischen den Rudereinsätzen zu denken, sagte Mark Slats gegenüber float. Ähnlich war es den Wellenbrecherinnen aus Hamburg gegangen, die als erstes deutsches Ruder-Frauenteam zum Talikser-Rennen 2019 angetreten sind.

Während des Ruderns sind Position und Ablauf festgelegt. Aber für die Erholungsphasen muss der Komfort an Bord optimal stimmen. Die Displays müssen in Blickrichtung liegen, der Wassertank muss mit einem Griff zugänglich sein, sagt Slats. All die kleinen Details sind es, die das Wohlbefinden an Bord ausmachen – und über die Leistung entscheiden. Der Bootsbau hat 1.500 Stunden verschlungen, doppelt so viel Zeit wie die Regatta selbst.
Ruderpartner Kai Wiedmer kam ohne Erfahrung
Schon in der Bauphase war sein Partner Kai Wiedmer involviert. Der 25-jährige Chef einer Familien-Werft in Holland hat weder Ruder- noch Atlantiküberquerungs-Erfahrung. Aber Mark Slats hat gleich die verwandte Kämpfernatur gerochen: Zwei, die siegen wollen. Und dabei das Lachen nicht verlernen.

Gleich nach dem Start haben sie gemeinsam 24 Stunden durchgeprügelt.