Das Schicksal der Bark „Seute Deern“ ist besiegelt. So war vorletzte Woche bei float über den maroden Zustand des in Bremerhaven liegenden Klassiker zu lesen. Sie sollte abgewrackt werden, nachdem ein 50 Seiten langer Bericht eines Gutachters belegte, dass die Substanz des 100 Jahre alten Klassikers nach diversen Unfällen verheerend sei. In der Folge beschloss der Stiftungsrat des Deutschen Schifffahrtsmuseums das Ende der Touristenattraktion der Weserstadt. Tschüss, Süße!
Nun gibt es eine überraschende Wende im Fall des havarierten Museumsschiffs. Der Bund will insgesamt 46 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um die Bark zu retten. Das jedenfalls hat der Haushaltsausschuss des Bundestages am Donnerstag beschlossen. Nach Informationen des NDR, der den Bremerhavener SPD-Bundestagsabgeordneten Uwe Schmidt zitiert, plant man die Rekonstruktion des 100 Jahre alten Schiff in einem Trockendock vor Ort.
Original oder Nachbau?
Dabei sollen den Angaben zufolge möglichst viele Originalteile der „Seute Deern“ verwendet werden. Welche Werft den Auftrag dafür bekomme, sei noch nicht entschieden. Die Frage, ob die neue „Seute Deern“ ein historisches Schiff oder ein Neubau ist, hat schon Leo Sampson beschäftigt. Angesichts des Austauschs von maroden Teilen bei seinem 108 Jahre alten Holzschiff fragte er sich: Ist die Tally Ho noch original?


Im letzten Jahr bewilligte der Bund schon einmal 17 Millionen Euro, die aber bei Weitem zur Sanierung nicht ausgereicht hätten. Nun gab es einen üppigen Nachschlag um 29 Millionen Euro – mit dem erfreulichen Ergebnis, dass der Bund die Kosten zu 100 Prozent übernehmen wird. Damit scheint das maritime Erbe der Stadt Bremerhaven dauerhaft gesichert zu sein.
Spendierhosen auch in Hamburg
Nun soll esauch weitere 1,1 Millionen Euro für die Sanierung des historischen Feuerschiffs „Elbe 3“ geben. Und weil alle wohl gerade die vorweihnachtlichen Spendierhosen anhaben: Auch die Hamburger Kultur erhält einen zusätzlichen Batzen von 200 Millionen Euro aus Berlin.
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© Freunde der Viermastbark Peking e.V.
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Takelarbeiten im Hafenmuseum © Dr. Karl-Heinz Hochhaus (CC BY 3.0)
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© Freunde der Viermastbark Peking e.V.
Und da die Viermastbark „Peking“, die nach Sanierung 2020 ihren Liegeplatz in Hamburg nimmt, auch als ein erhaltenswürdiges Kulturgut für die Hansestadt eingestuft wurde, wird auch sie mit einem zweistelligen Millionenbetrag bedacht.
Ex-Museumsdirektor zerknirscht
Der Untergang des Schiffs im Museumshafen hätte nach Ansicht des ehemaligen Museumsdirektors Detlev Ellmers schon früher verhindert werden können, wäre das Schiff rechtzeitig aus dem Wasser gekommen. „Das Schiff hätte längst in ein Trockendock gelegt werden müssen“, sagte der 81-jährige Schiffs-Archäologe Anfang Oktober der Nordsee-Zeitung.

„Mir ist bewusst: Das hätte alles auch während meiner Amtszeit passieren können“, so Ellmers, der das Museum bis 2002 geleitet hat. „Aber im Wasser sah das Schiff eben schöner aus“, zitiert die Website nwzonline.de den selbstkritischen Emeritus Ellmers im Interview mit der Nordsee-Zeitung. Eine späte Erkenntnis.