Die Gorch Fock schwimmt. Das war die beste Meldung, die seit langem von der Elsflether Werft kam. Und es war eines der letzten Lebenszeichen des Traditionsunternehmens, das sich an der Sanierung des Segelschulschiffs der Deutschen Marine übernommen hatte. Die Werft, die nach unglaublichen Kostensteigerungen noch in einen Korruptionsskandal verwickelt war, geht nach der zunächst scheinbar erfolgreichen Übernahme durch die Lürssen-Werftgruppe nun ihrem Ende entgegen. Das Aus der Elsflehter Werft hat aber noch weitere Gründe, wie Lürssen heute bekannt gab.
„Nach intensiver Bewertung aller analysierten Aspekte ist eine Aufrechterhaltung des Betriebs am Standort Elsfleth wirtschaftlich nicht tragfähig“, heißt es in einer am Mittwochnachmittag verbreiteten Presseerklärung, 13 Monate nahc der Ankündigung, die insolvente Werft zu übernehmen. Der Betrieb wird noch im laufenden Jahr eingestellt.

Mitarbeiter werden für die „Gorch Fock“ gebraucht
Lürssen hatte die Elsflther Werft erst vor kurzem übernommen, und mit ihr den Reparaturauftrag für das Segelschulschiff. „Im Vordergrund des laufenden Anbindungsprozesses an die Lürssen-Gruppe“, heißt es, „stehen die mehr als 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Insbesondere deren Fähigkeiten im Reparaturgeschäft hatten das Bremer Familienunternehmen in dem Entschluss bestärkt, die Werft zu übernehmen.
Davon sei das Unternehmen bis heute überzeugt. Für die Arbeitnehmer heißt das: „Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird ein Übernahmeangebot unterbreitet und in den kommenden Monaten in persönlichen Gesprächen konkretisiert.“
Schuld sein soll der Schlick
Als Grund für die Aufgabe des Standorts Elsfleth gibt Lürssen allerdings etwas anderes an: „Die enorme Verschlickung des an der Hunte gelegenen Werfthafens, Altlasten auf dem Werftgelände sowie ein massiver Sanierungsstau“ haben offenbar die Aufgabe des Standortes zur Folge. „Ohne die notwendige Ausbaggerung des Schlicks alle zwei bis drei Jahre, die eine Mindestwassertiefe von mehr als vier Metern ermöglichen würde, können Boote über den Slip nicht bewegt werden“, so der Lürssen-Sprecher.
„Die Beseitigungskosten des Schlicks sind durch den Betrieb wirtschaftlich nicht leistbar.“ Zusätzlich zur Verschlickung ist das Werftgelände mit Grundwasser gefährdeten Altlasten kontaminiert – deren Beseitigungskosten sind „laut Analyse nicht kalkulierbar“, heißt es aus der Werft.

Möglich scheint aber auch, dass die Lürssen-Gruppe sich damit einen hausinternen Konkurrenten vom Hals geschafft hat. Es gebe vor Ort alles andere als einen Reparaturstau, heißt es aus gut informierten Kreisen. Die Werft sei in den letzten Jahren tipp topp runderneuert worden: Fundamente, Gebäude, Büros, Werkstätten – alles sei neu und fast alles fertig. Dem widerspricht Lürssen: Danach müsste unter anderem eine zweite Spundwand vor die abgängige Pier gerammt und alle vier Krane modernisiert werden.
Vom Werftstandort zum Landschaftsschutzgebiet
Die an den Werftstandort angrenzenden Flächen sind im Februar 2020 nach der europäischen FFH-Richtlinie als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen worden, heißt es in der Lürssen-Meldung. So kann Gras über eine hässliche Geschichte wachsen, die noch nicht zu Ende ist.
Immerhin, die „Gorch Fock“ schwimmt, Und sie soll irgendwann fertig saniert sein. Aber das ist eine Geschichte, die die Elsflether Werft nicht mehr betrifft.