Was ist noch besser geworden?
Worin ich mich wirklich seglerisch verbessert habe, ist der Boatspeed. Ich kann auch das Wetter besser lesen. Ich gehe vor allem mit dem richtigen Fokus in die Regatta.
Wie gut bist du beim Trimmen?
Das ist mir super wichtig. Gerade in der Figaro-Klasse, wo es so mega eng ist, kommt es total darauf an, wer die Manöver am besten fährt. Am Anfang segelt man einen kleinen Kurs, bevor es auf den großen geht. Man denkt zuerst, auf so einer langen Strecke wäre der Start nicht so wichtig. Das ist falsch. Meistens ist die Reihenfolge im Ziel sehr ähnlich zu der Reihenfolge, in der man gestartet ist.
Was macht denn am meisten Spaß an der Regatta?
Global finde ich am Offshoresegeln am schönsten, dass Abenteuer und Ungewissheit mit High Performance gepaart sind. Dass du dann aus diesen häufig echt miserablen Bedingungen, die ja für alle gleich sind, den besten Schlaf findest. Dass du es schaffst, fünf Minuten weniger zu schlafen und dadurch das Boot diese fünf Minuten schneller fahren kannst. Ich finde es mega, dass solche Faktoren am Ende auf die Performance-Karte einzahlen.

Was ist mit dem Mindset?
Ich liebe diesen Zustand im Kopf draußen auf dem Meer. Es hat etwas Meditatives. Ich gefalle mir selber, wenn ich draußen auf dem Ozean bin. Das Dasein reduziert sich auf dem Wasser auf das Essenzielle. Der Kopf ist dann so leer. Diese Momente erlaube ich mir ganz bewusst. Während ich auf dem Wasser bin, driften meine Gedanken viel nach Hause ab. Zu den Leuten, die ich liebe. Ich erinnere mich an schöne Situationen, an positive Gefühle.
Was braucht es denn außerdem, damit du eine richtig gute Offshoreseglerin wirst?
Es reicht nicht, nur gut auf dem Wasser zu sein. Du musst dich mit Meteorologie auskennen. Ich liebe es, mich ins Wetterrouting oder in den Segeltrimm reinzudenken. Und du musst eine Unternehmerin sein. Du musst eine Kampagne managen, musst Sponsoren finden, sie bedienen.
Bei dir ist das bisher ja sehr gut gelaufen …
Ja, ich hatte mit allem, was ich angefangen habe, im ersten Anlauf Glück. Wir haben gleich einen Sponsor gefunden und dann den zweiten. Es geht natürlich immer darum, einen Mehrwert für die Sponsoren zu schaffen und an den Segelsport heranzuführen.
Du bist zur Kieler Woche mit deinem Boot nach Kiel gekommen …
Es war gut, dass ich das gemacht habe. Das Boot musste 1.200 Meilen segeln, mehr als ein halbes Solitaire-Rennen. Meine Kampagne findet ja hauptsächlich in Frankreich statt. Es tut mir als Kielerin manchmal im Herzen weh, so wenig zu Hause zu sein und dass das Projekt für Deutsche so wenig greifbar ist. Deshalb wollte ich mich auch live und in Farbe mit meinem Boot in Deutschland zeigen.
Bei Instagram teile ich ja viel, aber es ist etwas anderes, wenn du die Person live erlebst und das Boot wirklich zum Greifen nahe hast. Es hat mich wirklich gefreut, dass so viele vorbeigekommen sind. Und es gab auch Bootstouren mit einem meiner Sponsoren. Es geht mir auch immer darum, Mehrwert für meine Sponsoren zu schaffen und deren Mission nach außen zu tragen. Das geht ja im Segelsport sehr gut für ein Unternehmen wie DB Schenker, das für Logistik steht, oder für Bay WA r.e., die in der Windenergie arbeiten.

Die Sponsoren finanzieren jetzt dein professionelles Seglerinnenleben?
Ja, sie finanzieren meine Kampagne.
Sie zahlen also die Charter für das Boot, deine Kosten, dein Salär?
Genau. Bei allen Kosten ist mein Salär das, was adaptierbar ist.
Stellen sie dir eine Gesamtsumme zur Verfügung für die Kampagne?
Ich rechne aus, was ich an Geld brauche für eine Saison, rechne meinen Werbewert zusammen und schlage es meinen Sponsoren vor. Sie entscheiden, ob sie bei mir an Bord sein wollen.
Das stelle ich mir nicht einfach vor …
So eine Kostenkalkulation zu erstellen, kostet viel Zeit, damit sie auch zuverlässig ist und alles beinhaltet. Da braucht man auch Erfahrung, die ich letztes Jahr zum Beispiel noch nicht hatte. Ich habe mich viel mit anderen Teams unterhalten, so dass ich mich mittlerweile sicher fühle, dass ich meine Kosten realistisch abbilden kann. Solche Pläne aufzustellen gehört zu den unternehmerischen Aufgaben einer Kampagne. Sie einzuhalten auch.