Seit Wochen berichten wir auf float über die Karibiksegler, die nach Europa zurücksegeln wollen. Gerade hat eines der frühen Boote aus der Karibik die Azoren erreicht und ist heute morgen weiter nach Portugal aufgebrochen. Gestartet war das Schiff noch vorm Beginn der Rolling-Home-Aktion des Trans-Ocean. Wir konnten gestern mit dem Skipper Anton Schaller aus Tutzing an Bord seines Katamarans zur Überfahrt und der Situation auf den Azoren telefonieren.
Herr Schaller, von wo genau kommen Sie gerade?
Anton Schaller: Wir kommen von der Karibikinsel Antigua. Wir sind dort am 13. April aufgebrochen, haben einen kurzen Zwischenstopp auf Barbuda gemacht und sind am 14. Richtung Azoren gesegelt.
Und wo liegen Sie nun?
Wir liegen hier im Hafen von Punta Delgada. Eigentlich wollten wir schon weiter, aber nachdem gerade ein kräftiges Tief über die Azoren bläst mit 35 bis 40 Knoten Windgeschwindigkeit, haben wir beschlossen, noch bis heute zu bleiben und morgen in aller Frühe Richtung Portugal aufzubrechen.

Auf den Azoren im Hafen anzulegen war kein Problem?
Nein. Wir waren auch gut vorbereitet. Wir haben schon per Mail vorher mit der Marina Kontakt aufgenommen und Bescheid bekommen, dass wir grundsätzlich versorgt werden, aber nicht an Land dürfen. Kurz vor der Ankunft haben wir uns telefonisch angemeldet, unsere Daten weitergeleitet – und dann wurden wir direkt an das Tankstellenpier begleitet.
Dort haben dann einen Platz im Quarantäne-Pier bekommen. Wir hatten gar nicht damit gerechnet, dass wir hier an einen Steg dürfen. Wir haben hier Strom und Wasser und können die Bordheizung laufen lassen. Eigentlich ist es recht komfortabel. Wir haben auch europäisches Handy-Roaming hier.
Sie wollten gar nicht selber über den Atlantik zurücksegeln, richtig?
Ja. Ich wollte eigentlich mit meiner Frau weiter in die Bahamas segeln, um dort Urlaub zu machen. Und dann sollte eine Überführungscrew das Schiff zurück über den Atlantik segeln. Als wir dann in Antigua feststeckten, haben wir also zügig eine neue Crew suchen müssen. Als die Superyachten ihre Crews entließen, hatten wir Glück. Ich habe einen 30-jährigen Italiener und einen 23-jährigen Portugiesen angeheuert, die beide den Royal Ocean Master und ausreichend Segelerfahrung haben.

Ihre Frau ist in Antigua von Bord gegangen und zurückgeflogen?
Genau. Ich übernehme den Teil der Rücküberführung mit dieser Crew, und meine Frau sorgt von Deutschland aus dafür, dass alles läuft. Beide sprechen wir gut Spanisch und konnten das mit den Behörden gut regeln. Vor 14 Tagen war das noch nicht so einfach, aber mittlerweile scheinen verschiedene Marinas in Spanien wieder aufzumachen.
Die Nautitech 46 Fly, mit der Sie unterwegs sind, ist ein recht neuer Katamaran von 2017. Ist es ihr eigenes Schiff?
Meine Frau und ich sind die Eigner. Wir haben mit diesem Schiff Charter in der Karibik betrieben und wollen es jetzt ins Mittelmeer überführen, um es dann in Griechenland weiter zu verchartern.

Wie ist Ihr Schiff ausgestattet?
Wir haben ziemlich alles an Bord: Selbstverständlich eine EPIRB, ein Iridium Go als primäres Satellitenkommunikationssystem und YB-Tracking als Backup. Dazu Wassermacher, doppelte Maschinen und Generator, wir sind sehr gut ausgestattet. Die Atlantiküberquerung war ja geplant. Nur der Endcheck fiel dann flach. Und ein Wetter-Routing hatten wir nicht.
Wie haben Sie das Wetterrouting denn jetzt gemacht?
Uns wurde von einem Liegeplatznachbar in Antigua die Wetterwelt empfohlen. Ich habe ihnen eine Mail geschickt und dort das Routing gebucht. Dann habe ich Sebastian Wache die nötigen Informationen zum Schiff gegeben und gesagt, was die Crew an Wind- und Wellenimpact verträgt. Kommuniziert haben wir täglich über meine Bord-Mailadresse.
Ich bekam dann von ihm ein Monitoring, in dem der Start auf den 14. April festgelegt wurde und alle nötigen Daten für die Route. Zwischendurch hat er mir kurze Mails geschickt und mir die Daten bestätigt. Das war mir wichtig, weil ich mich damit sicherer fühlte.
Wir hatten einen Puffer von etwa 12 Stunden übrig, bevor die ersten Böen von über 40 Knoten kamen.

Es ging unter dem Einfluss des Azorenhochs los, das sich bis vor Kuba ausgedehnt hatte. Südlich dieser Ausdehnung brachte der Passat noch guten Vortrieb. Auf etwa 28 Grad Nord allerdings brach der Wind dann zeitweise weg.