Die Franzosen sind ein lässiger Haufen. Savoir-vivre kommt von Laissez-faire. Es sind nur wenige Tage bis zum Spitzenevent für Lebensgenießer. Am 6. November um 13:02 Uhr startet die Route Du Rhum. Für die Einhand-Regatta von Saint-Malo nach Pointe-à-Pitre auf Guadeloupe hat sich eine Flotte von 138 Schiffen angemeldet. Viele der Athleten kennt man schon aus der Vendée Globe oder dem Ocean Race: Charlie Dalin, Jeremy Bijou, Thomas Ruyant, Kevin Escoffier, Sam Davies, Paul Meilhat oder Maxime Sorel.
Nur 20% Nicht-Franzosen
Der englische Name Sam Davies erscheint nicht ohne Grund so exotisch in der Liste. Von den 138 Skippern kommen gerade mal 25 nicht aus Frankreich. Aus Deutschland stammt einer: Boris Herrmann, der Vendée-Globe-Fünfte mit seiner frisch getauften Malizia – Seaexplorer. Eine indirekte Verbindung nach Deutschland hat noch Benjamin Dutreux. Der Franzose segelt die Route du Rhum mit der Imoca Guyot solo, schließt sich danach aber wieder mit dem Team Europe um Robert Stanjek zusammen, um beim Ocen Race anzutreten.

Herrmann gehört zu den 37 Imoca-Seglern bei der Route du Rhum, in der in sechs Klassen gestartet wird. Damit konkurrieren 12 Imocas mehr um den Sieg als bei der letzten Vendée Globe. Viel Konkurrenz – aber die größte Herausforderung wird es für Herrmann sein, seine neue Yacht handzahm zu bekommen.
Für Herrmann ist die Route du Rhum die Feuertaufe als Einhand-Segler auf der Malizia – Seaexplorer. Er hat die Imoca nach seinen speziellen Wünschen bauen lassen. Ein mutiger Schritt, aber was aus den Wünschen in der Wirklichkeit wird, muss sich erst noch zeigen.
In der Rushhour des Regatta-Lebens
Nach weniger als 14 Tagen gedenkt er die 3.540 Meilen in die Karibik hinter sich gebracht zu haben. Das bedeutet ein stolzes Etmal von 250 Meilen Minimum – ein Durchschnitt von über 10 Knoten. Bei der ersten Route du Rhum 1978 hat der Sieger noch 23 1/2 Tage gebraucht, der Letztplatzierte fast 35 Tage. Auf der App (hier fürs iPhone) der Route Du Rhum das komplette Rennen verfolgen.

Groß verschnaufen wird Herrmann aber nicht können. Er macht einen kleinen Abstecher nach Hamburg zur Familie, während seine Crew die Imoca von Guadeloupe nach Alicante überführen wird. Dort geht Herrmann wieder an Bord und gemeinsam bereiten sie sich auf das Ocean Race Mitte Januar vor.