Morgens am 23. März berichtete das französische Magazin Figaro Nautisme, dass Clarisse Crémer bei der nächsten Vendée Globe mit der Ex-Apivia an den Start gehe. Zwei Tage vorher hatte Alex Thomson über Twitter die Nachricht geschickt, dass 5 West Ltd, vertreten durch Alex Thomson, eine Vereinbarung zum Kauf der Imoca 60 des Teams Banque Populaire getroffen habe. Banque Populaire bestätigte die Meldung.

Die aktuelle Apivia, entworfen von Guillaume Verdier, gilt als eine der schnellsten Imoca 60 der jüngsten Generation. Sie wurde 2019 zu Wasser gelassen. Charlie Dalin belegte im selben Jahr bei der Route du Rhum den 1. Platz und fuhr als Erster bei der Vendée Globe 2021 über die Ziellinie. Die Apivia ist sicher das heißeste Objekt in der Imoca-Flotte, in der rennfertige Yachten und Neubau-Slots extrem schwer zu finden sind im Moment. Der Kauf der Yacht ist also eine sichere Teilnahme an der Vendée Globe.
Wer soll auf der Apivia 2024 antreten?
Clarisse Crémer, die schnellste Weltumseglerin und 12. bei der Vendée Globe 2021, war bis Januar auf der Apivia als Skipperin für die Vendée Globe 2024 gesetzt, als der Segelsponsor die junge Mutter entließ, weil sie seiner Auffassung nach als junge Mutter nicht sicher genug ins Rennen gehen könne. Crémer wandte sich daraufhin an die Öffentlichkeit und machte international Schlagzeilen.
Die Granden des Offshoresegelns stellten sich auf die Seite der jungen Mutter, die Imoca-Klasse nahm das Thema auf, die Leitung der Vendée Globe gab kleinlaut zu, dass die Regeln für Seglerinnen mit Kindern angepasst werden müssten. Der Bankenriese nahm den Konflikt zum Anlass, um aus der Kampagne für die Vendée Globe ganz auszusteigen.

Doch wer hat im Moment die entsprechende Qualifikation, um 2024 als Skipper auf dieser Yacht an den Start zu gehen? Sicher wäre Nicolas Lunven ein guter Kandidat. Er sollte als Nachfolger Clarisse Crémer folgen. Aktuell segelt er mit Boris Hermann auf der Malizia das The Ocean Race als Navigator. Er hat damit die Qualifikationsmeilen, die gefordert werden, schon im Sack.
Mit der Wildcard ins Rennen
Clarisse Crémer hat alle Chancen und laut Figaro auch schon die Zusage für die Wildcard, die ihr das Meilensammeln ersparen würde. Sie ist eine ehrgeizige junge Seglerin, die bei der letzten Vendée Globe ihr Können bewiesen hat. Sie kommt in der Öffentlichkeit sehr gut an und hat als Medienprofi eine hervorragende Kampagne gemacht bei ihren letzten Rennen. Träte sie wieder an, würde sie sicher große Chancen auf einen vordersten Platz haben. Sie soll kürzlich von der Organisation SAEM Vendée, die das Rennen organisiert, Garantien für die Wildcard erhalten haben, so berichtet Figaro Nautisme.

Alex Thomson segelte mit Hugo Boss als Sponsor viermal die Vendée Globe und war einer der medial stärksten Skipper. Seine Kampagnen, wie der Mastwalk, sind legendär. Er wurde Dritter bei der Vendée Globe 2012 und Zweiter bei der Vendée Globe 2016. Thomsons Boote waren die innovativsten unter den Imocas. Er startete als Erster mit Foils ins Rennen. Als er 2020 das Rennen infolge eines gebrochenen Ruders aufgeben musste, beendete er seine Segelkarriere. 2021 startete der 48-jährige Brite aus dem Walis unter dem Signet Alex Thomson Racing seine Firma 5 West Ltd. und spezialisiert sich darauf, für junge und etablierte Profisegler Kampagnen zu entwerfen und Rennyachten zu betreuen.
Mediales Dreamteam
Anfang des Jahres hat er als zweite Prominenz den Profisegler und Manager Richard Mason als COO in die Firma geholt. Der war die letzten fünf Jahre in gleicher Position bei The Ocean Race tätig. Wenn die beiden nicht gerade strategisch planen, gehen sie gemeinsam segeln.

Thomsons Team unterstützt aktuell den Newcomer Scott Shawyer und das Team Canada Ocean Racing dabei, die Vendée Globe 2028 zu erreichen. Würde Crémer als Skipperin der Apivia für die Vendée Globe 2024 zurückkehren, wäre das ein Coup und bekäme große mediale Aufmerksamkeit nach diesem Skandal.
Clarisse Crémer muss, wenn die Gerüchte stimmen, schnellstens eine Kampagne aufbauen und das Boot chartern. Laut Figaro Nautisme hat sie ihren Bruder mit in das Vorhaben eingebunden, der bereits zahlreiche Unternehmen kontaktiert hat.

So soll ein Sponsor bei einer anderen Kampagne nicht eingestiegen sein, weil er sich Clarisse Crémers Projekt anschließen wolle, das auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau und auf Inklusion ausgerichtet sei, heißt es. Wie die Kampagne con ClaCla dann wohl heißen wird? Clarisse pour l’égalité des sexes?