Mitten in der heiß geführten Diskussion, ob die Yachthäfen Deutschlands nun auch für Privateigner geöffnet werden sollen, füllen sich die Social Media-Kanäle mit Bildern von neuen Booten, die auf Schwertransporten auf Reise gehen.
Wie wollten wissen, wie das unter Corona-Bedingungen möglich ist und besuchen dafür Wilfried Brink, Geschäftsführer des Yachtransportunternehmens Sleepy im schleswig-holsteinischen Heikendorf. Das kleine Örtchen an der Kieler Förde ist seit fast 35 Jahren Sitz eines der größten und bekanntesten Yacht-Transporteure Deutschlands. Wilfried begrüßt uns bei schönstem Sonnenschein vor einem seiner Schwerlast-LKW, per „Corona-Gruß“ mit den Ellenbogen, und er bittet uns ins Sleepy-Hauptquartier.
„So richtig viel gibt es hier ja gar nicht zu sehen“, findet er. „In Heikendorf haben wir nur die Disponenten, also die logistische Leitung, die Verwaltung und eine kleine Werkstatt.“ Wilfried Brink ist Mitgesellschafter, ein echter Norddeutscher und zusammen mit Holger Stürck Geschäftsführer bei Sleepy.

Neben dem Hauptquartier in Heikendorf unterhält Sleepy das Logistikzentrum in Giebelstadt bei Würzburg, einen Steinwurf entfernt von der Bavaria-Werft. Warum es so ruhig ist, fragen wir und fürchten, auch hier eine Lockdown-Geschichte zu hören. „Ganz einfach, weil fast alle LKW unterwegs sind“, sagt Wilfried.
Unterwegs in der Krise? Wir folgen ihm ins Gebäude und finden uns in einem eher spartanischen Büro wieder. Eine Europakarte an der Wand, ein großer Schreibtisch zum Stehen, keine Stühle, und die obligatorische Uhr im XXL-Bahnhofsformat. Logistiker eben.
Das Sleepy-Hauptquartier in Heikendorf
Wilfried hat das Unternehmen zusammen mit Schulfreund Holger Stürck gegründet. Beide waren damals Anfang 30. Holger ist auch heute noch mit dabei: „Damals war Sleepy nur Anbieter von Winterlagerplätzen, daher auch der Name: Sleepy, die schlafenden Boote.“
In fast 35 Jahren hat sich Sleepy zu einem der großen Markennamen im Bereich der Bootstransporte entwickelt. Heute stehen ein dritter Gesellschafter, Ingo, der auch schon seit 30 Jahren dabei ist und Bert, seit fast 15 Jahren im Unternehmen, in den Startlöchern, um Sleepy zu übernehmen. „Aber sicher erst nach der Krise“, sagt Wilfried – die wollen sie erst alle gemeinsam durchstehen.

In Normalzeiten sind 18 LKW-Züge im markanten blauen Design von Sleepy unterwegs, erzählt er: „Da beschäftigen wir dann bis zu 40 Personen. Jetzt, zu Corona-Zeiten, sieht das natürlich auch für uns etwas anders aus.“ Einige LKW mussten stillgelegt werden, für viele Mitarbeiter ist Kurzarbeit angesagt. Doch trotz alledem: „Die meisten Trucks sind unterwegs, etwa zehn Sattelzüge“, sagt Wilfried.
Eine gute Bilanz angesichts der wenig ermutigenden Meldungen aus der Wirtschaft. Die LKW rollen durch ganz Europa: In Finnland warten einige Swan 48 auf die Abholung, Dufour hat in Frankreich vor einer Woche wieder die Produktion angefahren.
Beneteau schickt weiterhin Boote aus den polnischen Produktionsstätten – vor allem mit Außenborder und die kleinen Oceanis-Segelyachten auf die Reise – nur Italien sei gerade schwierig. Es seien nicht nur Yachten, betont Wilfried: „Wir fahren auch Mobilheime und Hausboote. Da wartet auch einiges…“

Als wir in das große Büro schauen, in dem die Dispatcher sitzen, hören wir das stetige Murmeln zweier Disponenten, die mit ihren Headsets telefonieren – natürlich hinter durchsichtigen Trennwänden und mit gebührendem Abstand zueinander. „Es werden nach wie vor Yachten transportiert, so richtig zum Stillstand ist es nie gekommen“, bestätigt Wilfried, „aber es ist schwieriger.“