Er schaute ungerührt von hinten zu, aber nur, weil er aus Bronze ist. Der Berliner Bär im gleichnamigen Saal konnte auf eine tolle und ebenso volle Veranstaltung blicken. Seit 108 Jahren vergibt die Kreuzer-Abteilung des Deutschen Segler-Verbands jedes Jahr Preise für die besten Törns in den Kategorien Hochsee, See, Küste, Binnen und Jugend. Eine lobenswerte Tradition für den Fahrtenseglertag, wie wir finden. Zum zweiten Mal freuten sich drei Crews über den float-Seglerpreis für die besten Törnberichte.
Aleksander Dzembritzki, Berlins Staatssekretär für Sport, ist selbst Wassersportler. Er begrüßte die mehr als 200 Gäste in seinem Dienstsitz im Stadthaus, und Clemens Fackeldey, der Obmann der DSV Kreuzer-Abteilung, tat es ihm gleich. Und schon ging es los: Unter dem Motto „Erzähl mal…“ kamen die Preisträger dieses Mal selbst zu Wort, und sie brachten ihre Törns mit persönlichen Beiträgen dem Publikum nah. Ein gelungenes Format. Schön zu sehen war auch, dass dieses Jahr viel jüngeres Publikum den Altersdurchschnitt senkte.

Mehr Teilnehmer wie schon lange nicht mehr
Von den insgesamt 88 teilnehmenden Crews wurden 79 ausgezeichnet. „Wir hatten so viele Teilnehmer wie schon seit vielen Jahren nicht mehr.“ freut sich Clemens Fackeldey. Neben seiner Tätigkeit als Obmann ist er auch der DSV-Vizepräsident für Breitensport und Fahrtensegeln. Die größere Beteiligung der Seglerinnen und Segler ist neben dem wunderbaren Wetter im letzten Jahr auch der besseren Werbung zuzuschreiben, denn auch die Landesseglerverbände haben sich dieses Mal für den Fahrtenseglerwettbewerb eingesetzt.

Auch float hat im letzten Jahr zur besseren Sichtbarkeit dieses Format beigetragen und 2018 den Fahrtenseglertag mit float-Medienpreisen in Form einer Veröffentlichung des Törnberichts unterstützt. Das kam sehr gut an bei unseren Leserinnen und Lesern. Der prämierte Sommertörn der Familie Gerlach „Unterwegs mit sechs Kindern“ wurde viel gelesen, und auch der Jugendtörn und die Ostseereise im offenen Boot von Inken Greisner unter dem Titel „Ihr seid ja verrückt“ kamen gut an.
„Wir haben wirklich tolle Bewerbungen erhalten“, freute sich die Vorsitzende der Jury, Gabriela Thiele. Zehn Jurorinnen und Juroren haben die Einsendungen gesichtet und sich beraten – und sie vergaben 27-mal Gold, 35-mal Silber und 17-mal Bronze. Besonders beliebt war die Kategorie See, gefolgt von den Küstenfahrten. Hochsee-Törns waren dagegen nur wenige vertreten.
Für die Teilnahme am Fahrtenseglerpreis müssen die Unterlagen zum Törn vollständig eingereicht werden. Das geht inzwischen sehr gut auf elektronischem Weg, sonst gibt es Punktabzug in der B-Note. Und das ist eines der Kernkriterien seit Schaffung des Fahrtenwettbewerbs im Jahr 1911: Die Reisen müssen navigatorisch sauber geplant, seemännisch sicher durchgeführt und professionell dokumentiert werden. Damit können sie anderen Seglerinnen und Seglern zur Nachahmung empfohlen werden.

float vergibt drei Seglerpreise
Der float-Seglerpreis beinhaltet neben der Urkunde die Veröffentlichung des Törnberichts auf float. Ausgewählt haben wir drei Segelberichte, die besonders interessante und nachahmenswerte Törns beschreiben. Und die dazu anregen, dass float-Leserinnen und -Leser sie selbst „nachsegeln“. Weiteres Kriterium ist eine interessante Crew in verschiedenen Altersgruppen wie Familien oder besonders junge und ältere Segler. Spannende Reviere und besondere Herangehensweisen an den Törn sind ein ebenfalls prämienverdächtig.
Dieses Jahr haben uns diese drei Törns besonders überzeugt, die wir deshalb mit einer Veröffentlichung in unserem Magazin prämieren:
Dr. Jens Müller haben wir für seine meereswissenschaftliche Arbeit ausgezeichnet, die er im Rahmen einer Langfahrt durchgeführt hat. Die Crew um Dr. Jens Müller untersuchte per Segelboot die massenhafte Vermehrung von Blaualgen im Sommer. Den Preis nahm Ben Ole Grabler im Empfang. Die Kreuzer-Abteilung zeichnete das Projekt mit dem Sonderpreis Umwelt aus.

Familie Cramer segelte auf ihrer 11 Meter langen „Freya“ von Stralsund Richtung Stockholm. In 35 Tagen loggten sie 1.650 Meilen. Überzeugend fanden wir die sportliche Durchführung des Törns und die gute Seemannschaft: Tochter Johanne schrieb das Logbuch. Die Kreuzer-Abteilung zeichnete das Projekt beim Fahrtenseglertag 2019 mit dem Ostseepreis aus.
Der float-Jugendpreis geht an die Jugend-Flottillen-Fahrt des Akademischen Segelvereins Greifswald. Unter Leitung von Marie-Christine Müller, Jan Bollmann und Kai Sommer segelten zwei Schiffe mit Jugendlichen von Greifswald bis nach Kopenhagen und zurück.

Die prämierten Reportagen werden in den kommenden Wochen auf float zu lesen sein.