Die Familie weiß nie sicher, wo und wovon sie im nächsten Monat leben wird. Aber sie wissen ganz sicher wofür. Für ihre Liebe und für ihren Traum, sagt Herman. „Wenn Du dich öffnest, kommen die Dinge zu dir. Du musst es einfach machen. Und sag’ Du mir: Wann ist man denn wirklich bereit?“

Aber wovon lebt denn die Familie, will ich wissen. Woher kommt das Geld? „Wir haben ein Buch gemacht, das es in Buchläden zu kaufen gibt. Wir machen Veranstaltungen, wir malen Bilder. Und wir brauchen auch nicht viel Geld: Wir haben kein Haus, zahlen keine Rente, haben keine Versicherungen. Wir brauchen nur ein bisschen Benzin und etwas zu essen und weiter geht’s.“ Wie fühlt es sich an, wenn man einen so großen Traum lebt, fragen wir Herman Zapp. Für ihn sei er nicht so groß, antwortet er. „Wir leben ja von Tag zu Tag, Schritt für Schritt, Kilometer für Kilometer.“
Früher entwickelte sich der Kontakt zu den Menschen vor Ort sehr spontan. Die Leute sahen den Oldtimer auf der Straße, fragten interessiert und luden die Zapps zu sich nach Hause ein. Heute läuft der Kontakt über Social-Media-Kanäle. Und die Einladungen für die Zapp Family kommen schon lange, bevor sie angekommen sind.
Aber nun wollen sie doch mit dem Schiff zurück in ihre Heimat Argentinien. Sie haben sich aus mehreren Gründen für den Frachtsegler Avontuur entschieden. Zuerst einmal passt das Auto komplett in die Ladeluke hinein, ohne dass es auseinander gebaut werden muss. Dann stimmt der Zeitpunkt, und sie kommen gut überein.
Mit den Frachtseglern Weg und Träume teilen
Seit die Zapps vor Jahren in Kapstadt in Südafrika die großen Segler sahen, träumen sie davon, den Atlantik auf einem Segelschiff zu überqueren. Aber die Leute lachten sie aus. Man sagte ihnen, das große Auto passe nicht auf ein Segelschiff. Doch dann erzählte ihnen jemand von den Frachtseglern.
Nicht nur die Sache selbst fanden sie großartig, sondern vor allem die besondere Energie dieser Menschen. Cornelius Bockermann hatte 2014 Timbercoast gegründet, um Fracht emissionsfrei durch Windkraft zu segeln. „Wir konnten dieses Leben ja nur mit der wunderbaren Unterstützung anderer Menschen leben. Ich überquere nicht den Atlantik, weil ich ein toller Kapitän bin, sondern weil ich Cornelius treffe, der den gleichen Weg hat. Wir teilen ein Stück Weg und unsere Träume.“

Und nun sind sie unterwegs. Als erstes haben sie vor Teneriffa eine Ehrenrunde mit dem Auto auf dem Deck gedreht und dabei Fotos und ein Video für die Social-Media-Kanäle gemacht. Dann wurde der Graham-Paige sicher in der Luke verstaut. Seit dem 26. Dezember segeln sie nun von Teneriffa nach Französisch-Guayana. Mindestens 20 Tage werden sie das Leben im Auto gegen das Leben an Bord der Avontuur tauschen.
Familie Zapp ist begeistert, so wie float-Reporterin Lia als Shipmate wenige Wochen zuvor. Dann geht es weiter zum Amazonas und danach 7.000 Kilometer die brasilianische Küste entlang bis nach Argentinien. Nach Hause? „Wir sind überall zu Hause“, sagt Herman.