Wilfried Erdmann war prägender als der Rote Korsar (zumindest für Ostsee-Opti-Segler wie mich). Der Weltumsegler von der Schlei brachte den Atem der Ozeane nach Schleswig-Holstein. Wer ihn an Bord seiner Kathena Nui in der Marina von Brodersby werkeln sah, dem ging schlagartig auf, dass die Ostsee ein Tor zur Welt ist.
Dabei kümmerte sich der besonnene Abenteurer in keinster Weise um eine heldenhafte Aura. Die Leistungen sind spektakulär: Einhand-Weltumseglung mit einem knapp acht Meter langen Boot 1968, drei Jahre Südseeleben mit Frau und Kind an Bord einer zehn Meter langen Slup, zweifache Weltumseglung mit der selbstentworfenen Aluyacht Kathena Nui Mitte der 80er und Anfang der 2000er.

Aluyacht und Holzjolle
Aber er selbst spielte sich nicht auf, weder in seinem Auftreten noch in seinen Büchern. Und er behielt bei allen Großleistungen den Sinn für das kleine Abenteuer vor der Haustür. 2003 umquerte er einen Sommer lang die Ostsee mit einer alten Hansa-Jolle.

Er hat gegen die Winde in einem Brachialritt die Erde umkreuzt, von August 2000 in einem Jahr auf der Kathena Nui. Man kann ihn sich aber genauso gut beim Angeln barfuß auf einem Bootssteg vorstellen.
Schon im letzten Jahr hatte er verkündet, die Zeit des Segelns sei für ihn vorbei. Jetzt ist er mit 83 Jahren gestorben. Was man von ihm lernen kann, bleibt lebendig: Nui heißt auf Polynesisch „unerschrocken“.